Die Kettensäge ist frisch geölt, die BFG nachgeladen: Time to raze hell. Mit DOOM Eternal kehrt eine der ältesten Shooter-Serien in frischem Gewand auf den Bildschirm zurück: Ballern wie in den Neunzigern, Staunen wie in 2020. Unsere Review zum neuen Shooter von id Software.
Quick Facts zu DOOM Eternal:
- Entwickler: id Software
- Publisher: Bethesda Softworks
- Genre: First-Person-Shooter
- Release: 20. März 2020
- Spieler: 1-3
- Spielzeit: 20-25 Stunden
Fragt man alteingesessene Genreprofis, welche Titel sie mit First-Person-Shootern in Verbindung bringen, dann fällt unweigerlich ein Name: DOOM. 1993erschien der erste Ableger von Entwickler id Software, bevor die Reihe 2004 langsam in der Versenkung verschwand. Doch der DOOM Slayer wäre nicht der DOOM Slayer, wenn er sich nicht mit unglaublicher Zähigkeit und beispielloser Brutalität zurückkämpfen würde. 2016 legte Bethesda die Reihe mit dem schlicht DOOM betitelten Remake neu auf und verfrachtete das klassische Gameplay in die Moderne. Mit DOOM Eternal steht uns endlich der Nachfolger ins Haus, der Glory-Kills aneinander reiht und Dämonen entzweit, als wenn er nie weg gewesen wäre.
VerDOOMt lang her: Dämonen haben’s schwer
Serienveteranen wissen, dass in DOOM vor allem die Action regiert. Der Old-School-Shooter hält sich nicht lange mit einer intensiven Story auf. Wer Gänsehautmomente oder emotionale Gespräche sucht, macht sich besser in einem anderen Spiel auf die Suche danach. DOOM bleibt DOOM, auch im Jahr 2020.
Soll heißen: Hier vermengen sich brutale Glory-Kills, kernige Dauer-Action und jede Menge abgefahrener Dämonen zu einer intensiven Mischung. Der Adrenalinspiegel schießt schneller in die Höhe als bei einem Fallschirmsprung ohne Fallschirm.
DOOM Eternal setzt knapp zwei Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers an. Die Erde wurde von Dämonen überrannt und der Protagonist macht sich auf den Weg zum blauen Planeten, um der Armee der Hölle den Kampf anzusagen und die Vernichtung der Menschheit aufzuhalten. Viel mehr gibt es zur Story dann auch nicht zu sagen. Macht aber auch nix, denn die Stärken des Spiels liegen ganz klar im Gameplay.
Faszinierend einfach, einfach faszinierend: Das Gameplay
In einem abgesperrten Areal wirbeln wir von Teleporter zu Teleporter. Den fliegenden Cacodemon füttern wir mit einer Haftbombe aus unserer aufgewerteten Schrotflinte. Dann schwingen wir uns zum heranstürmenden Blaster Soldier, den wir mit unserer Kettensäge ziemlich alt aussehen lassen und regenerieren so unsere Gesundheit, um weiter wie eine Furie durch die Gegnerhorden zu pflügen. Ach ja, manchmal kann Spielspaß so simpel sein. In Zeiten, in denen sich First-Person-Shooter gerne mal in komplexen Spielmechaniken, Heilungs-Systemen oder Deckungs-Optionen verstricken, spielt sich DOOM Eternal herrlich altbacken – und das ist keineswegs negativ gemeint, im Gegenteil!
Wie viel Spaß man damit hat, hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Wer einen aberwitzigen und schnellen Action-Kracher sucht, wird mit dem Spiel jedenfalls seine wahre Freude haben.
Die neue Grafik-Engine sorgt nicht nur dafür, dass der Shooter besser aussieht als jemals zuvor oder in der uns vorliegenden Fassung für die Xbox One mit konstanten 60 FPS über den Bildschirm flimmert, sie ermöglicht auch deutlich größere und abwechslungsreichere Level.
So kämpfen wir uns im Rahmen der Kampagne durch variantenreiche Umgebungen, die dank zahlreicher versteckter Geheimnisse zum Erkunden einladen. Eine wohlige Abwechslung zur ansonsten vorherrschenden Dauer-Action, die meist in abgesperrten Bereichen stattfindet.
Erreichen wir ein bestimmtes Gebiet, schließt das Spiel hinter uns unsanft die Tür – weiter geht es erst, wenn wir alle heranstürmenden Dämonen zurück dahin verfrachtet haben, wo sie hergekommen sind. Damit das gelingt und auch noch äußerst cool aussieht, hat der DOOM Slayer einige neue Tricks auf Lager.
Mit Plasmagewehr und BFG: In DOOM Eternal geht die Post ab
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Selbst auf einem der niedrigeren Schwierigkeitsgrade verkommt DOOM Eternal keinesfalls zu einem lahmen Spaziergang. Neueinsteiger müssen sich trotz der simplen Spielmechaniken erst einmal an das Gameplay gewöhnen.
Wer an Ort und Stelle verweilt und die Dämonen aufs Korn nimmt, kommt nicht weit. Vielmehr verfügt der Shooter über mehrere ausgeklügelte Systeme, die perfekt ineinander greifen und – wenn wir sie einmal verinnerlicht haben – den Spielspaß (und Kill-Counter) in ungeahnte Höhen treiben. Wir müssen immer in Bewegung bleiben und die in den Gebieten verteilten Munitionskisten sammeln, da blaue Bohnen äußerst limitiert sind. Taumelnder Gegner entledigen wir uns durch die brutal inszenierten Glory Kills, die unsere Gesundheit regenerieren. Schnell wechseln wir dann auf die Kettensäge, um das einfache Kanonenfutter ruhigzustellen – was uns mit zusätzlicher Munition für all unsere Waffen belohnt.
Nur wenn wir all diese Mechaniken im Schlaf beherrschen, haben wir die Chance, in längeren Gefechten am Leben zu bleiben. Zumal sich im Verlauf des Spiels noch weitere Optionen hinzugesellen, die die ohnehin beeindruckenden Kämpfe noch intensiver machen.
Genau diese atemberaubenden Kämpfe sind es, die Serienveteranen an DOOM so schätzen. Und in DOOM Eternal spielen sich diese dank neuer Möglichkeiten, Waffen und Upgrades noch besser als jemals zuvor.
Nach und nach finden wir immer neue Waffen, mit denen wir uns den Dämonen in den Weg stellen. Da darf natürlich auch die legendäre BFG nicht fehlen, die selbst die fettesten Widersacher binnen kürzester Zeit zu Hackfleisch verarbeitet.
Alle Waffen können wir mit Mods ausstatten, die neue Alternativ-Feuermodi freischalten. So wird aus der Kampf-Schrotflinte kurzerhand ein vollautomatisches Gewehr, während der Mikrowellen-Strahl des Plasmagewehrs selbst gestandene Monster binnen Sekunden gart. Diese Mods lassen sich durch Waffenpunkte sogar noch verbessern – zumindest, wenn wir die dafür notwendigen Kampf-Herausforderungen in den einzelnen Leveln meistern.
Pimp your DOOM Slayer
Die Waffenmods lassen sich mit Meisterschaftsmarken sogar noch auf die Spitze treiben, was Schaden und Nutzen deutlich verbessert. Die Marken sind allerdings an besonders knackige Herausforderungen gekoppelt, die eine Menge Fingerspitzengefühl voraussetzen.
Dank Anzugsmods, Wächterkristallen oder Runen statten wir zudem nach und nach unseren Protagonisten mit Upgrades aus, die unsere Fähigkeiten weiter verbessern. Das ist besonders im Kampf gegen die Bossgegner auch bitter nötig.
Doch selbst die Standard-Dämonen setzen uns mitunter mächtig zu, immerhin haben die bereits aus dem Vorgänger bekannten Fieslinge dazugelernt, während uns gänzlich neue Exemplare vor unbekannte Herausforderungen stellen. Die Abwechslung, die DOOM Eternal aus spielerischer Sicht ein wenig vermissen lässt, spiegelt sich also vor allem in den Gegnern wider.
Womit wir aber wieder in der packenden Gameplay-Spirale sind, die uns mit beispielloser Action ein ums andere Mal festhält und so schnell nicht mehr loslässt. Eternal mag zwar repetitiv und innovationsarm sein, in seinen kompromisslosen und rasanten Kämpfen macht dem Shooter aber kein Genrekollege etwas vor. Ja, das muss man mögen und ist sicherlich Nichts für Jedermann.
Aber wer einmal den unglaublichen Flow der intensiven Scharmützel gekostet hat, kommt so schnell nicht mehr davon los. Mit dem abwechslungsreichen Waffenarsenal durch die Dämonenhorden zu pflügen und mit DOOM-Blade und Kettensäge dafür zu sorgen, am Leben zu bleiben, hat fast schon etwas Magisches. Etwas, was manch ein moderner Shooter vermissen lässt.
Dass sich das dank der neuen id Tech 7-Engine auch noch butterweich spielen lässt und hervorragend aussieht, ist das i-Tüpfelchen. Wuchtige Waffensounds und Effekte sowie ein gewohnt rockiger Soundtrack untermalen das bunte Treiben auf dem Bildschirm zudem perfekt.
DOOM und Multiplayer – das gehört einfach zusammen. Doch mit Eternal gehen die Entwickler einen anderen Weg und kehren dem klassischen Deathmatch den Rücken. Stattdessen verfügt der neueste Ableger über einen asymmetrischen Battle-Modus, in dem zwei Spieler in die Haut von verschiedenen Dämonen schlüpfen, um es mit einem DOOM Slayer aufzunehmen. Wer zuerst drei Runden für sich entscheidet, gewinnt die Partie.
Fazit zu DOOM Eternal
DOOM Eternal macht genau da weiter, wo das gelungene Remake vor rund vier Jahren aufgehört hat. Wer gänzlich frische Ideen erwartet, könnte allerdings ein wenig enttäuscht zurückbleiben. Alle anderen kommen mit dem Shooter aber voll auf ihre Kosten.
DOOM Eternal ist unkomplizierte, beeindruckend inszenierte und vor allem enorm kurzweilige Dauer-Action, die bereits ab der ersten Spielminute alle Regler auf Anschlag dreht. Dank etlicher cooler Waffen, sinnvoller Upgrades und durchdachter Spielmechaniken entfaltet der Shooter seine ganz eigene Faszination. Außerdem nimmt das Spiel genau an den richtigen Momenten gekonnt das Tempo heraus, um den Entdecker in uns zu fördern.
Doch jede Ruhe dauert nicht lange. Schon pflügen wir wieder im Affenzahn durch allerlei abwechslungsreiche Dämonen, die wir mit ihren eigenen Augen füttern oder mit der Kettensäge halbieren. Ja, der Spielverlauf ist vorhersehbar und die Story nur dünnes Beiwerk. Das macht aber Nichts, wenn die Kernkompetenz – nämlich die intensive Action – so viel Spaß macht. DOOM Eternal ist ein Fest für Shooter-Fans, die kurzfristig auf dem Bildschirm Dampf ablassen wollen.
Wir bei EarlyGame können es auf jeden Fall kaum erwarten uns ins Gefecht zu stürzen und die Dämonen zurück in die Hölle zu verfrachten.