Die Spiele-Branche ist schnelllebig. Einige Games erscheinen und verschwinden bereits nach einem Jahr wieder in der Versenkung. Doch andere Titel kommen, um zu bleiben. Die Rennsimulation Assetto Corsa gehört zu letzterer Kategorie und mischt auch nach sechs Jahren noch ganz oben mit.
Sim-Racing boomt im Jahr 2020. Immer mehr Profi-Rennfahrer und aufstrebende Fahrer klemmen sich hinter das Lenkrad, um auf den virtuellen Abbildern des Nürburgrings oder Silverstones Vollgas zu geben. iRacing und rFactor 2 gehören zu den besten Sim-Racing-Games auf dem Markt, doch ein unscheinbarer Name thront fast schon über den Platzhirschen: Assetto Corsa vom italienischen Entwicklerstudio Kunos Simulazioni.
Assetto Corsa: vom holprigen Start zum Vorzeige-Racer
Seit 2006 werkelt das Entwicklerstudio Kunos Simulazioni in der italienischen Hauptstadt an Rennsimulationen für den PC, wirklich herausstechend war aber keines ihrer frühen Werke. Bis zum Jahr 2014.
Oder besser gesagt 2013, denn im November des Jahres startete Assetto Corsa in das Early-Access-Programm von Steam. Basierend auf der jahrelangen Erfahrung, die das Team mit Titeln wie netKar Pro und Ferrari Virtual Academy sammeln konnte, schufen die Römer hier aber nicht bloß eine weitere Rennsimulation.
Der Fokus von Assetto Corsa liegt einerseits auf einem ultra-realistischen Fahrgefühl (das bieten auch andere Sim-Racing-Games), andererseits jedoch auf einer umfangreichen Modifizierbarkeit. Assetto Corsa, das auf Deutsch etwa so viel bedeutet wie „Racing-Setup“, verdankt es der lebhaften Modding-Community, dass der Racer auch heute – immerhin sechs Jahre nach Release – noch immer vielen anderen Genrevertretern überlegen ist: auf und abseits des Asphalts.
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Was ist Assetto Corsa?
Assetto Corsa ist eine Rennsimulation, die im Dezember 2014 als fertiges Spiel für den PC erschien. Im August 2016 folgte die Konsolen-Umsetzung für PlayStation 4 und Xbox One. Die kam, im Vergleich zur PC-Fassung, bei Fans und Kritikern allerdings nicht allzu gut an.
Der Grund dafür ist schnell ausgemacht. Denkt man an Konsolenrennspiele, dann denkt man an Controller, einen liebevollen Karrieremodus, Splitscreen-Rennen und ähnliches. All das hat AC nicht zu bieten. Vor allem die Controller-Steuerung war und ist eine Zumutung, da müssen wir nicht lange um den heißen Brei reden.
Assetto Corsa ist eine Hardcore-Simulation und stellt auch auf Konsolen spielerisch so ziemlich alles in den Schatten. WENN, ja wenn man es denn mit einem Lenkrad spielt. Mit Controller ist der Racer komplett unspielbar und das kommt bei Konsoleros überhaupt nicht gut an.
PC-Spieler juckt das hingegen eher wenig, denn hier ist das Sim-Racing-Genre seit jeher beheimatet. Für PC und Konsole gilt jedoch: spielt man AC mit einem Lenkrad, dann bietet es – auch aus heutiger Sicht – die vielleicht beste Fahrphysik, das beste Force Feedback und eine der besten Soundkulissen, die das Sim-Racing-Genre zu bieten hat. Und ja, wir differenzieren hier ganz bewusst zwischen Sim-Racing und Rennspiel beziehungsweise Rennsimulation, denn tatsächlich trennt die Sub-Genres eine Menge (auch wenn es für Laien nicht so aussehen mag).
Assetto Corsa mag zwar nicht den größten Fuhrpark des Genres bieten und auch bei der Streckenauswahl kann der Racer der Konkurrenz nicht das Wasser reichen. Auf der Strecke jedoch thront das Rennspiel, gemeinsam mit iRacing und rFactor 2, ganz oben auf dem Siegerpodest und das liegt vor allem an der Community.
Assetto Corsa als Modding-Spielwiese
Wie hält man also ein Spiel am Leben, dass es hinsichtlich seiner Inhalte und Grafik nicht mit aktuellen Rennsimulationen mithalten kann? Immerhin haben die italienischen Entwickler mit Assetto Corsa Competizione selbst bereits vor rund zwei Jahren den Nachfolger an den Start gebracht.
Mit der einzigartigen Community und den Modding-Funktionen. Bis zum Jahr 2017 versorgten die Entwickler selbst das Spiel im Rahmen von kostenlosen und kostenpflichtigen Erweiterungen mit neuen Rennstrecken und Boliden, doch die ersten Erweiterungen der breiten Fanbase ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten.
Assetto Corsa verfügt über einen der einsteigerfreundlichsten und gleichzeitig umfangreichsten Editoren überhaupt. Das Ergebnis ist eine Fülle an sensationellen Rennwagen und Strecken aus jeder Ära des Motorsports. Und die sind sogar (teilweise) so gut, dass die Entwickler sie als offizielle Inhalte ins Spiel eingefügt haben.
Einen 1360 PS starken Koenigsegg One:1? Eine RallyLegends-Mod samt Rallye-Rennwagen und Pisten? Oder spektakuläre Wetter- und Soundeffekte? All das ist dank der Modding-Community kein Problem. Es gibt derart viele gute Assetto Corsa Mods, dass es schwer ist, die 20 besten herauszupicken.
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Assetto Corsa: Der ungekrönte Sim-Racing-König
Es gibt mittlerweile viele Sim-Racing-Titel auf dem Markt und alle unterscheiden sich spielerisch mehr oder weniger stark voneinander – obwohl sie alle auf eine realistische Fahrphysik setzen. Bei der breiten Masse hat jeder Spieler seinen Favoriten.
Die einen bevorzugen das Fahrgefühl von iRacing, die anderen die Möglichkeiten von rFactor 2 und wieder andere schwören auf die Vielfalt eines Project Cars 2. Doch Assetto Corsa gehört definitiv in die Top-3, der Community sei Dank.
Das sehen übrigens nicht nur wir so, auch der bekannte Sim-Racing-Vlogger Danny Lee stimmt zu, der nach längerer Pause mal wieder das Spiel anwarf, um ein paar Runden im Ferrari SF70H zu drehen:
„Was ich nicht erwartet habe war, dass ich DERART WEGGEBLASEN WURDE von der Leidenschaft und Liebe, die in den SF70H und andere Autos im AC-Fuhrpark gewandert ist. Hier ist eine Runde auf dem Red Bull Ring die zeigt, dass Assetto Corsa zweifelsohne die beste Sim zum Aufzeigen der audio-visuellen Spielerfahrung ist, die in uns allen die Liebe für den Motorsport entfacht hat.“
Egal welche Rennsimulation du bevorzugst: Assetto Corsa hat vor rund sechs Jahren das Genre maßgeblich beeinflusst und für etliche Innovationen gesorgt, die bis heute Bestand haben. Es ist vielleicht nicht das beste Sim-Racing-Game auf dem Markt aber zweifelsohne eines der einflussreichsten.
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