Ubisofts taktischer Shooter Rainbow Six Siege hatte einen mehr als unruhigen Start: Inmitten von Verzögerungen, Bugs und Matchmaking-Problemen konnte das Spiel den positiven Kritiken der Fachpresse nicht ganz gerecht werden. Auch die allererste professionelle LAN-Veranstaltung war von Problemen geplagt. Doch das sollte sich ändern...
Ganze sechs Monate nach Release des Spiels ging Ubisoft eine Partnerschaft mit der ESL ein, um ein Rainbow Six Siege-LAN-Turnier in Köln zu veranstalten. Im Vergleich zu modernen Wettbewerben war es eine kleine Veranstaltung – 50.000 Dollar Preisgeld standen zur Verfügung und nur vier konkurrierende Teams traten an. Das Publikum bestand damals noch ausschließlich aus Presse- und Veranstaltungspersonal.
Bugs, Bugs, Bugs
Ubisoft wollte Rainbow Six Siege schon so früh wie möglich dem Esports zugänglich machen, aber dieser Versuch sollte scheitern. Schon im ersten Match stellte ein Sledge-Spieler fest, dass die Spezialfähigkeit seines Charakters keine Fenster einschlagen konnte. Zu dieser Zeit war er einer der beliebteste Operator, was diesen Bug zu einem großen Problem machte. Das erkannten auch die Entwickler:
"Die erste Runde, die erste Aktion, die wir auf dem Bildschirm sehen, ist in der Tat der berüchtigte Sledge-Bug. In diesem Moment fühlte es sich wie eine Tragödie an, denn es war wieder diese erste Aktion, das erste Spiel, unser erstes Finale überhaupt, und ein Fehler passierte.” – Alexandre Remy Markendirektor von Rainbow Six Siege
Der Aufschwung
Die Tatsache, dass Rainbow Six Siege nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwand, ist vor allem der engagierten Unterstützung von Ubisoft Montreal zu verdanken. Die Entwickler dort haben dem Spiel mit vielen regelmäßigen Patches neues Leben eingehaucht. Im Laufe der drei Jahre nach der Veröffentlichung in 2015 verzeichnete Rainbow Six im Rahmen des Abonnementmodells von Ubisoft stetig steigende Spielerzahlen: bis 2018 erreichten sie die Marke von 40 Millionen registrierten Spielern.
Zusätzlich zu den normalen Bug-Fixes führte Ubisoft Montreal auch neue Elemente in Rainbow Six Siege ein – unter anderem eine Auto-Kick-Funktion für Spieler, die Mitspieler getötet hatten, eine Anti-Cheat-Software und ein aktives Key-Word-Ban-System. Dank Letzterem werden Spieler gebannt, die homophobe oder rassistische Beleidigungen im Chat verwendeten.
Was die Verbesserungen im Spiel betrifft, haben die Entwickler so gut wie alles richtig gemacht. Zuerst verbesserten sie das eigentliche Spielerlebnis, dann die Kommunikation in der Community und schließlich auch das Interesse der Sportler.
Der Esports
Trotz der bescheidenen Anfänge gelang es Rainbow Six Siege sich zu erholen und seinen Platz im Esports zu finden. Bis zum Invitational 2020 sollte allein das Preisgeld für das Turnier auf 3 Millionen Dollar steigen – eine unglaubliche Entwicklung nach dem holprigen Start des Spiels.
Das Interesse nahm zu, als man sich dem lateinamerikanischen und asiatisch-pazifischen Publikum zuwandte. Ubisoft Montreal verpflichtete sich zu einer zweiten Saison und nahm einige wichtige Änderungen vor. Die Xbox-Wettbewerbsserie wurde abgeschafft, Lateinamerika in die Pro League aufgenommen und in attraktivere Preispools investiert.
Am Ende der zweiten Saison hatte sich der Ton von Alexandre Remy erheblich geändert:
"Wir waren überrascht von der Zuschauerzahl und dem Engagement der Menschen, aber seien wir ehrlich, wir waren bei weitem nicht so weit von den großen Sportarten entfernt.”
In dieser zweiten Saison haben einige ziemlich große Namen im Esports ihre Rainbow Six Siege Teams ins Leben gerufen, darunter der FaZe-Clan, Team Liquid, Evil Geniuses und andere. Weitere, wie G2 Esports, Natus Vincere, Team SoloMid und Fnatic, sollten bald darauf folgen.
Rainbow Six Siege hat also das geschafft, was fast kein Spiel unter diesen Umständen geschafft hätte – ob im Esports oder anderswo. Es hat sich im Laufe der Zeit von einem von Bugs geplagten Casual-Shooter zu einem der erfolgreichsten Titeln der Esports-Szene entwickelt und strebt an, mit den großen Ligen Dota 2, Overwatch oder League of Legends zu konkurrieren. Ob es auch dort Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.
Doch es sieht gut aus: Die Entwickler arbeiten weiterhin fleißig an neuen Inhalten, wie dem aktuellen Battle Pass oder der neuen Operation Void Edge. Es bleibt also spannend!