In den letzten 10 Jahren haben wir einige herausragende Spiele gesehen, von denen nicht wenige neue Standards gesetzt oder sogar neue Genres begründet haben. Leider gab es auch den ein oder anderen Reinfall. Hier zeigen wir euch einige der größten Spiele-Enttäuschungen des Jahrzehnts.
Duke Nukem Forever (2011)
Duke Nukem Forever sollte eigentlich noch vor Ablauf des 19. Jahrhunderts veröffentlicht werden, hat das Licht der Welt aber erst elf Jahre danach erblickt. Der Titel hatte seit seiner offiziellen Ankündigung auf der E3 1997 mit großen Problemen zu kämpfen. Während der Entwicklung wechselten mehrere Male das Entwicklerstudio und der Publisher und auch die Spiel-Engine musste ersetzt werden. All das führte zu ständig neuen Verschiebungen des Erscheinungstermins. Nach unendlich langen 14 Jahren des Wartens, konnten die Fans das Spiel im Juni 2011 endlich mit nach Hause nehmen. Ihre Reaktionen waren, gelinde gesagt, nicht besonders enthusiastisch.
Das erste große Problem bei DNF war, dass die Grafik für 2011 extrem veraltet war. Im selben Jahr wurden unter anderem Titel wie L.A. Noire, The Witcher 2 und Deus Ex: Human Revolution veröffentlicht, von denen jeder im Vergleich zu Duke Nukem ein visuelles Meisterwerk war. Vermutlich hat das Spiel zu krampfhaft versucht ein 90er-Jahre-Gefühl beizubehalten, was uns zu unserem nächsten Punkt bringt. Der Humor des Dukes war schon immer gewöhnungsbedürftig, ist 2011 aber kaum noch zu ertragen und auch was das Gameplay betrifft, bietet DNF keinerlei Neuerungen gegenüber den Spielen von vor 14 Jahren. Tatsächlich ist das Spiel voll von einfallslosen Minispielen, die sich nicht überspringen lassen.
Fairerweise muss man sagen, dass Duke Nukem Forever kein absolut schreckliches Spiel war, der unglaublich lange Entwicklungsprozess, sowie der gute Ruf des Vorgängers haben die Erwartungen der Fans aber so weit steigen lassen, dass DNF nur enttäuschen konnte.
No Man´s Sky (2016)
No Man's Sky versprach seinen Fans coole Weltraumschlachten und ein Universum von über 18 Trillionen prozedural erstellten Planeten. Das Erforschen der Planeten sollte etwa 600 Milliarden Jahre dauern. Angeblich wäre jeder Planet einzigartig, und würde eine Vielzahl unterschiedlicher Spezies zum Entdecken und Untersuchen bieten.
Was uns 2016 vorgesetzt wurde war allerdings ein Titel, den man, selbst mit viel Wohlwollen, nicht als fertiges Produkt bezeichnen konnte. Zwar war die Zahl der Planeten tatsächlich so hoch wie versprochen, es gab aber kaum Anreize, sie zu erforschen, da sie sich alle sehr karg anfühlten. Da viele versprochene Features, wie der Koop-Modus nicht funktionierten oder gar nicht im Spiel waren, wurde No Man's Sky mit negativen Kritiken überhäuft und erzeugte einen wahren Shitstorm. Das Team hinter dem Spiel ließ sich davon aber nicht entmutigen und hielt an ihrer ursprünglichen Vision fest.
In den folgenden Jahren veröffentlichten sie regelmäßig Updates, die das Spiel deutlich verbesserten und nach und nach sämtliche versprochenen Features implementierten. Mit dem „Beyond"-Update 2019 ist ein Großteil der anfänglichen Probleme behoben und No Man´s Sky heute ein richtig gutes Spiel, mit einer stetig wachsenden Community.
Star Wars: Battlefront 1 & 2 (2015/2017)
EAs Ruf hatte über die Jahre so seine Höhen und Tiefen, und das Star Wars-Franchise war an beiden beteiligt. Die ursprünglichen Battlefront-Spiele von 2004 und 2005 waren ein großer Erfolg und erfreuen sich bis heute einer aktiven Community. 2013 konnte EA sich die Exklusivrechte zur Produktion von Star Wars-Spielen sichern und begann die Arbeit an einem Reboot der beiden Titel – mit den Battlefield-Veteranen EA DICE als ausführendes Studio.
Das neue Battlefront 1 erschien 2015 und war im Grunde ein unfertiges Spiel, das viele seiner Versprechen nicht einhalten konnte. Es gab keine Einzelspieler-Kampagne, in der Basisversion des Spiels waren nur acht Maps enthalten, der Multiplayer hatte auch so seine Probleme und dann noch der unverschämte Preis. EA verlangte für das Hauptspiel 60 Euro und weitere 50 Euro für den Season Pass, der 16 weitere Maps hinzufügen sollte. Man war also gezwungen für ein reines Multiplayer-Spiel mit nur 24 Maps 110 Euro hinzublättern.
Battlefront 2 kam 2017 auf den Markt und schaffte es viele der Probleme des Vorgängers auszubügeln. Das Gameplay wurde deutlich verbessert, es gab eine Einzelspieler-Kampagne und die Grafik war fantastisch – um ehrlich zu sein sieht Battlefront auch 2020 noch beeindruckend aus. Was ging diesmal also schief? Richtig, Lootboxen! Was ihre Preispolitik angeht hatte EA nichts dazu gelernt. Natürlich gab es die Möglichkeit sich In-Game-Gegenstände zu erspielen, das dauerte aber unglaublich lang. Um das abzukürzen konnte man Lootboxen kaufen, die aber nicht nur kosmetische Gegenstände, sondern auch solche, die spielerische Vorteile enthielten. Die Kritik der Fans war überwältigend:
Mit inzwischen über 683.000 Downvotes hat EAs Reddit-Kommentar es sogar ins Buch der Rekorde geschafft. Kurz darauf entschloss sich EA, sämtliche Mikrotransaktionen aus dem Spiel zu entfernen. Nachdem sie unter anderem das Belohnungssystem überarbeitet hatten, kamen die Lootboxen zurück, allerdings nur noch mit kosmetischen Gegenständen. Heute ist Battlefront 2 tatsächlich ein ziemlich gutes Spiel geworden, der Shitstorm zum Release wird aber wohl noch lange in den Köpfen der Gamer bleiben.
Mass Effect: Andromeda (2017)
Die ersten drei Mass Effect-Spiele waren ein großer Erfolg und bei ihren Fans besonders für ihre fesselnde Handlung und die Möglichkeit eigene Entscheidungen zu treffen beliebt. Kein Wunder also, dass sich BioWare entschloss einen weiteren Teil zu produzieren.
Bei seiner Veröffentlichung 2017 war Mass Effect: Andromeda ein einziges Bug-Fest. Von Feststecken im Gelände, bis hin zum "durch die Map fallen" war alles dabei. Besonders lustig gemacht haben sich die Fans über die Gesichtsanimationen in Andromeda, die seltsam unnatürlich wirkten. Selbst die alten Teile hatten bessere Gesichtsanimationen, weshalb BioWare auch ankündigte die Technik für zukünftige Titel nicht mehr zu verwenden. Einer der größten Fehler der Entwickler war aber, eins der wichtigsten Feature der Vorgänger zu streichen: Die Entscheidungen der Spieler hatten in Mass Effect: Andromeda keinerlei Einfluss mehr auf das Spielgeschehen.
Die Entwickler nahmen sich die Kritik der Fans aber zu Herzen und behoben nach und nach, mit mehreren Patches, einen Großteil der Probleme. Heute ist das Spiel gut spielbar und sicher auch kein schlechtes Spiel, aber definitiv der schwächste Teil der Mass Effect-Reihe.
Fallout 76 (2018)
Auch nach dem eher enttäuschenden Fallout 4, erfreute sich die Marke weiterhin großer Beliebtheit in der Community. Was war also der nächste logische Schritt? Genau, ein MMO daraus zu machen! Nüchtern betrachtet war die Idee von Fallout 76 ja gar nicht so schlecht, die Umsetzung ließ allerdings so einiges zu wünschen übrig.
Glitches und Serverabstürze waren ein ständiges Problem – und zwar für alle, nicht nur für einige wenige. Bethesda hatte immer schon Probleme beim Release ihrer Spiele und verließ sich auf ihre engagierte Modder-Community, die viele Fehler behob. Mit Fallout 76 haben sie es aber auf die Spitze getrieben. Neben den vielen Bugs und fehlenden Features schien es, als ob der Titel sich mehr darauf konzentrierte möglichst viel Geld mit kosmetischen Gegenständen aus den Fans zu pressen, als tatsächliche Inhalte zu bieten. Unterstrichen wurde dies noch von der Veröffentlichung des Premium-Abonnements Fallout 1st im Oktober 2019. Zum absolut überzogenen Preis von 14,99 € pro Monat oder 119,99 € für ein Jahr, kann man nun auf privaten Servern spielen, die genauso verbuggt sind wie der Rest des Spiels. Auch heute ist das Spiel noch von diversen, teilweise gamebreaking Bugs durchzogen, die noch nicht behoben wurden.
Das waren einige der meist erwarteten Titel der letzten zehn Jahre, die sich leider als große Enttäuschungen erwiesen haben. Hoffen wir, dass die Entwickler daraus gelernt haben und sich in Zukunft mehr Zeit nehmen, auf ihre Fans zu hören und ihre Spiele nicht unfertig veröffentlichen.