Disintegration vermengt Shooter- und Strategieelemente zu einer einzigartigen Mischung. Ein spannendes Konzept, das allerdings nur in Teilen aufgeht. Warum das so ist, verrät unsere Disintegration Review.
Disintegration ist ein schwieriges Unterfangen. Mit dem Debüt-Titel beweist das neue Entwicklerstudio V1 Interactive den Mut zur Lücke, denn einen vergleichbaren Titel haben wir noch nie gespielt. So ganz zündet der spannende Genremix aus Shooter und Strategiespiel aber dennoch nicht...
Quick-Facts zu Disintegration:
- Entwickler: V1 Interactive
- Publisher: Private Division
- Genre: First-Person-Shooter
- Release: 16. Juni 2020
- Spieler: 1-10
- Spielzeit: 8 Stunden (Singleplayer)
Disintegration Story: Verschenktes Potenzial
Disintegration erzählt die Geschichte von Romer Shoal. Einem Widerstandskämpfer, der sich mit seinem Team gegen die sogenannte “Integration“ zur Wehr setzt. Black Shuck und seine übermächtigen Rayonne planen, das menschliche Gehirn in einen Roboterkörper zu verpflanzen.
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Nach der Flucht aus einem Rayonne-Schiff tut sich Romer mit einigen anderen Widerständlern zusammen, um gemeinsam in die Schlacht gegen Black Shuck und seine Schergen zu ziehen. Viel mehr gibt es zur rund acht bis zehnstündigen Handlung dann auch nicht zu sagen.
Hier verschenkt Disintegration eine Menge Potenzial und vermag es leider zu keinem Zeitpunkt, an den Bildschirm zu fesseln. Das beginnt bei den gut vertonten aber nahezu komplett belanglosen Dialogen und gipfelt in den uninspirierten Missionen.
Zwischen den Einsätzen sind wir in der Singleplayer-Kampagne damit beschäftigt, in einem detailarmen Hangar zwischen verschiedenen Roboter-NPCs hin und herzulaufen, ihr Blabla anzuhören und neue Herausforderungen anzunehmen. Schade, hier wäre deutlich mehr drin gewesen.
Disintegration Gameplay: ein Mann und sein Gravcycle
Beim Gameplay von Disintegration wird es dann spannend. Nachdem wir uns in einem umfangreichen Tutorial mit den Spielmechaniken vertraut gemacht haben, klemmen wir uns auch schon hinter das Steuer unseres Gravycycles – dem Gefährt, dass das Spiel so besonders macht. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Mischung aus Motorrad und Miniraumschiff, mit dem wir aus der First-Person-Perspektive über den Boden schweben und mächtige Waffensysteme abfeuern.
Spannend und einzigartig wir das Ganze, weil wir gleichzeitig auch KI-gesteuerte Bodentruppen befehligen dürfen. Abhängig von der jeweiligen Mission steuern wir ein bis vier KI-Begleiter, die mit unterschiedlichen Waffen und Fähigkeiten aufwarten. Viel mehr als ein paar simple Bewegungskommandos oder Angriffsbefehle sind allerdings nicht drin. Schade, wir hatten gehofft, dass die Strategieelemente von Disintegration deutlich komplexer ausfallen.
Immerhin funktionieren die Truppenbewegungen hervorragend, zumal die KI klug agiert und Feinde selbstständig unter Beschuss nimmt. Und segnet unser Bodenteam doch einmal das Zeitliche – was aufgrund des recht knackigen Schwierigkeitsgrades öfters vorkommt – können wir sie einfach aufsammeln, woraufhin sie kurze Zeit später respawnen.
Grundsätzlich gefällt uns das Konzept von Disintegration sehr gut. Die Idee, mit einem schwebenden Panzer als Commander, die taktischen Gefechte zu überwachen und selbst einzugreifen, gefällt. Gerade im Genre der First-Person-Shooter sorgt diese zusätzliche Prise Taktik und Vertikalität für ein frisches Spielgefühl.
Nach und nach schalten wir neue Waffen oder Upgrades für das Gravcycle oder unsere Truppen frei, für Abwechslung sollte also gesorgt sein, oder? Blöd nur, dass Disintegration beim Kern-Gameplay nicht vollends überzeugen kann.
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Viel Luft nach oben
Eines der größten Probleme des Titels ist die äußerst träge Steuerung und das selbst für das Strategie-Genre unglaublich niedrige Spieltempo. Gefühlt gleiten wir mit 10 km/h durch die Luft und pilotieren dabei einen Panzer. So kommt selbst in den hitzigsten Gefechten kaum echte Spannung auf.
Zumal uns Disintegration in den generischen Missionen unsere Bewaffnung meist vorschreibt. Ein Genremix, der in keiner Disziplin wirklich nennenswerte Akzente setzen kann. Neben dem Storymodus wartet der Titel mit einem Multiplayer auf, in dem jeder Spieler ein Gravcycle steuert und auf eine Bodeneinheit zurückgreift. Insgesamt neun davon stehen zur Wahl, die allesamt mit ihren persönlichen Stärken und Schwächen aufwarten.
Gespielt wird im 5 on 5 in drei abwechslungsreichen Modi, in denen zusätzliche Bonusziele mit Upgrades locken. Eine spannende Idee, denn tatsächlich macht Disintegration im Multiplayer deutlich mehr Spaß als in der öden Solo-Kampagne. Aufgrund der wesentlich kleineren Karten fühlt sich das Gameplay nicht ganz so behäbig an, zum Start mangelt es dem Titel aber an spielerischer Abwechslung. Sehr schnell bekommt man das Gefühl, alle Karten und Modi gesehen zu haben. Zwar sollen neue Inhalte im Laufe der Zeit folgen, die Langzeitmotivation sucht man derzeit allerdings vergebens. Aber das kann sich noch ändern. Mit ein bisschen Feintuning könnte Disintegration ein spannender Onlinetitel werden.
Fazit
Die Idee, First-Person-Shooter-Elemente und Strategie zu vermengen, ist äußerst spannend. Disintegration leistet sich aber vor allem aus spielerischer Sicht ein paar Fehltritte, die das gelungene Konzept vergessen lassen.
Von der trägen Steuerung und dem zu langsamen Gameplay mal abgesehen, bietet die Story-Kampagne keinerlei nennenswerte Höhepunkte. Die repetitive Action und das öde Missionsdesign tun dann ihr übriges.
Vor allem im Multiplayer blitzt das Potenzial des Titels aber immer wieder auf, mangelnde Inhalte holen das Gravcycle dann aber wieder unsanft auf den Boden zurück. Was am Ende bleibt ist ein nettes Spiel mit einer spannenden Idee, das aber weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Für den Moment jedenfalls, denn das eine oder andere Update könnte die schwerwiegendsten Fehler ausmerzen.
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