Ok, versteht den Titel nicht falsch: Es ist nicht so, dass alles, was Spaß macht, keine Zeitverschwendung wäre. Die Überschrift funktioniert eigentlich nur im Gaming Kontext, aber selbst dann kann Gaming eine Zeitverschwendung sein, und, ja, ich meine dich, St0nerB0i420. Hört mich an, ihr passiven Kiffer-Gamer: Ihr seid es, die dem Gaming einen schlechten Ruf geben, und da muss sich was ändern. Ich habe viele Gespräche geführt, in denen ich mit Leuten über den Wert des Gamings gesprochen habe, und dem Kernpunkt, auf den ich immer wieder zurückkomme, werde ich einen ganzen Absatz widmen, während ich meinen inneren Bruce Lee kanalisiere:
Sei aktiv, mein Freund.
Sei auch Wasser. Oder jede andere Flüssigkeit, die zu dir passt.
Spiel aktiv. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, aber was genau will ich damit überhaupt sagen? Stellt euch vor, ihr spielt FIFA. Oder Street Fighter. Oder LoL. Oder buchstäblich alles andere außer Fallout 76, denn das ist immer Zeitverschwendung.
Ihr spielt also diese Spiele, Tag ein Tag aus, Woche für Woche, Monat für Monat. Was passiert dann? Ihr nehmt an Gewicht zu, ja, aber was noch? Eure Freundin, ja, ja, die verlässt euch, das wissen wir ja alles, aber was passiert wirklich? Ihr werdet besser. Das passiert. Ihr eifert, lernt und verbessert euch. Ihr erwerbt Fähigkeiten und entfacht euer inneres Wettbewerbsfeuer. Erlaubt mir, Will Smith hier einen Absatz zu überlassen:
"Ich habe gute Kinder, und ich wurde gesegnet, weil sie das Feuer haben. Das ist die eine Sache, denke ich, als Eltern muss man das Feuer füttern. Wie bei Videospielen: Eltern sagen ihren Kindern 'hört auf, Videospiele zu spielen'. Wenn das Biest herauskommt und sie wirklich unbedingt gewinnen wollen, dann ist das der Eifer und die Freude am Leben. Das muss man nutzen, um ihnen etwas über dieses Feuer beizubringen und wie man das Leben angreift."
Solange man beim Gaming - oder bei allem - aktiv ist, mit dem Wunsch das Feuer zu entfachen, sich zu verbessern... dann ist nichts Zeitverschwendung.
Umso besser, wenn es dabei um etwas geht, was einem Spaß macht. Wir verlieren, wenn wir passiv konsumieren oder uns einfach von den Medien mit ihrem Unsinn berieseln lassen. Aus Passivität gewinnt man nichts, was mich zu dieser Aussage führt:
Lesen wird so überbewertet.
Es ist grenzwertig unmöglich, ein Buch tatsächlich passiv zu lesen. Um durch ein Buch zu kommen, muss man sich bewusst durch jedes Wort und jede Seite durchschlagen. Der Wertgewinn von Büchern liegt also auf der Hand. Aber bei Filmen, Musik, Spielen und Fernsehen kann man einfach irgendwie da sein und gleichzeitig nicht da sein. Man kann sich einen Film ansehen, ohne aufzupassen - während man durch Instagram scrollt und durch Tinder wischt. Nicht so sehr bei Büchern.
Wenn die Leute also peinlich aufgeregt von ihrer "Buch-pro-Woche"-Mentalität prahlen, dann ist es meistens die Tatsache, dass diese Person sich aktiv hingesetzt und ihre Gehirnmasse benutzt hat, um diese Aufgabe zu erledigen, mit der sie nun versucht uns zu beeindrucken. Wir wissen automatisch, dass sie etwas davon hatte, weil sie einfach eine Menge Inhalte konsumiert hat und wir gehen davon aus, dass sie dabei etwas gelernt hat.
Bei Filmen hingegen kann man an einem Bier nippen, verschiedenste Dinge rauchen oder sonst was tun, während der Film läuft. Tatsächlich sehen sich Freunde von mir regelmäßig Filme an, während sie sich in What's App unterhalten oder sonst wie ihre Aufmerksamkeit teilen. Man könnte ihnen den besten Film vorlegen, und sie würden nicht wirklich viel davon haben, außer sich die Zeit auf eine angenehmere Art und Weise zu vertreiben. Sie schauen nicht aktiv zu. Sie schauen, aber sie sehen nicht. Sie hören, aber sie hören nicht zu.
Aber um fair zu sein: Das ist die Mehrheit der Menschen. Nicht alle gehen mit Telefon aus, ohne Ablenkung und mit grundsätzlich entleerter Blase in ihre Filmsitzungen. Nur so lässt sich erklären, warum Popcorn, der wahrscheinlich lauteste Snack der Weilt, im Kino in der wahrscheinlich lautesten Verpackung der Welt serviert wird. Im Ernst, was ist da los?
Wenn man sich die richtigen Filme auf die richtige Art und Weise ansieht, hat man genauso viel, wenn nicht sogar mehr konsumiert als die buchkundigen Freunde. Immerhin sind viele dieser Filmautoren ebenso buchkundig und ratet mal: All dieses Wissen, all dieses Art of War und Siddhartha-Zeug fließt direkt in ihre Filme ein. Sie vermitteln die gleichen Botschaften, nur mit weniger Dichte und in anderer Verpackung. Das einzige Problem ist, dass man die Botschaft allzu leicht übersieht, es sei denn, man sieht sich den Film eben aktiv an.
Lassen wir uns also wieder zum Gaming zurückkommen: Beim Zocken von Red Dead Redemption 2 habe ich etwas gelernt. Ich habe auch etwas gelernt, als ich The Last of Us gespielt habe. Ich habe auch zahlreiche Zitate aus der Final Fantasy-Serie aufgeschrieben, die ich bis heute zitiere, und ich bin davon überzeugt, dass meine wettbewerbsfähige Videospiel-Natur und die Fähigkeiten, die ich mir angeeignet habe, mich in vielen Bereichen meines Lebens vorangebracht haben. Ja, ich habe Spaß, während ich spiele, aber ich verbessere auch andere Fähigkeiten: Meine Koordination & Reaktion und meine Wahrnehmung, mein Gedächtnis und die Fähigkeit, Informationen zu verfolgen und zu verarbeiten.
Sollen andere also weiterhin täglich Ihr Buch lesen, aus Freude über die Errungenschaft. Ich werde mir weiterhin meine Filme ansehen und meine Spiele spielen, aus Freude an der Freude selbst. Andere lesen, ich sehe zu und höre zu, und verschwende meine Zeit dabei nicht.
Wie?
Weil ich Dinge aktiv mache.
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EarlyGame Schnack: Videospiele machen Kinder zu Killern.
EarlyGame Schnack: Mehr Zocken. Mehr Lieben. Weniger Hassen.