Apple und Android verbannen Fortnite aus ihren App-Stores. Und Epic Game startet einen Aufstand. Der große Kampf der Gaming- und Smartphone-Giganten hat begonnen.
Und wir dachten die Zeit der Skandale wäre mit den Twitch-Bans zu Ende gegangen. Aber nein! Epic bietet immer mal wieder Rabatte in Fortnite an, wenn man sich bestimmte Gegenstände oder Währung im Spiel kauft. Seit gestern kann jeder bis zu 20% sparen, wenn er V-Bucks oder digitale Artikel über das neue Zahlungsportal von Epic Games kauft. Dieser Rabatt gilt automatisch für PCs und Konsolen. Der Unterschied zu vorherigem Rabattaktionen ist, dass es sich hierbei nicht um eine einmalige Aktion handelt. Diese neuen Rabatte sind in der Tat dauerhaft, auch wenn der Erhalt der ermäßigten Preise auf Mobiltelefonen etwas schwieriger ist als auf PCs und Konsolen.
Im In-Game-Store von Fortnite auf Android sieht man plötzlich eine neue Option, bei der man wählen kann, ob man über den Google Play Store oder über die neue Epic-Direktzahlungsoption etwas kaufen möchten, die zu Epics Website führt. Über das Zahlungsportal von Epic kann man dann mit einer Kreditkarte oder einem PayPal-Konto bezahlen. An sich ist das eine ziemlich selbsterklärende Einrichtung.
DOCH: Damit verstößt Epic gegen die erklärten Richtlinien von sowohl Google als auch Apple.
Warum verstößt Epic Games gegen die Richtlinien?
Offensichtlich wehrt sich Epic immer noch heftig gegen die 30% Provision, die Apple und Google bei In-Game-Käufen erhalten. Tatsächlich ist Fortnite ja erst seit April im Play Store gelistet. Nun scheint es, als hätte Epic noch ein paar Asse im Ärmel, um sowohl Google als auch Apple unter Druck zu setzen. Die neue Direktzahlungsmöglichkeit war also vermutlich erst der Anfang.
It is worth bearing in mind that Epic isn't seeking any monetary compensation from this lawsuit.It's all about anti-trust and the monopolistic practices that Apple undertakes to stifle competition on iOS.Essentially that Apple is the sole means where apps can be distributed. https://t.co/C7dUEFczcX
— Daniel Ahmad (@ZhugeEX) August 13, 2020
Apples Antwort auf Epics Handlung
Apple hat schnell gehandelt und sich die neue Zahlungsmöglichkeit nicht gefallen lassen. Das Spiel wurde aus dem iOS App Store entfernt und Apple teilte The Verge in einer Erklärung mit, dass sie keine "Sondervereinbarung" schaffen werden:
"Heute unternahm Epic Games den unglücklichen Schritt, gegen die Richtlinien des App Stores zu verstoßen, die für alle Entwickler gleichermaßen gelten und dazu dienen sollen, den Store für unsere Nutzer sicher zu machen. Infolgedessen wurde ihre Fortnite-App aus dem Store entfernt. Epic hat eine Funktion in seiner App aktiviert, die nicht von Apple geprüft oder genehmigt wurde und zwar in der ausdrücklichen Absicht, gegen die App-Store-Richtlinien bezüglich In-App-Zahlungen zu verstoßen, die für jeden Entwickler gelten, der digitale Waren oder Dienstleistungen verkauft."
Also alles ein Verstoß gegen unsere Sicherheit, die Apple befürchtet? Wir zweifeln da doch etwas. Die Epic-Zahlmöglichkeit sollte auch sicher sein, aber davon profitiert Apple leider nicht. Aber schön, dass sie die User-Sicherheit vorschieben... Weiter heißt es:
"Epic hat seit einem Jahrzehnt Apps im App Store und immer von dem App-Store-Ökosystem profitiert – einschließlich der Werkzeuge, Tests und der Verteilung, die Apple allen Entwicklern zur Verfügung stellt. Epic hat den Bedingungen und Richtlinien des App Store freiwillig zugestimmt. Die Tatsache, dass ihre Geschäftsinteressen sie nun dazu veranlasst haben, auf eine Sonderregelung zu drängen, ändert nichts an der Tatsache, dass diese Richtlinien gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Entwickler schaffen und den Store für alle Nutzer sicher machen. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, mit Epic zusammenzuarbeiten, um diese Verstöße zu lösen, damit sie Fortnite wieder in den App Store zurückbringen können".
Epic war darauf vorbereitet
In der Zwischenzeit ist Epic Games in die Offensive gegangen, um Apple in das schlecht möglichste Licht zu rücken. Fortnite kündigte am gestrigen Abend spontan an, dass ein Kurzfilm im Party Royale Modus mit dem Titel "Nineteen Eighty-Fortnite" gespielt wird. Doch auch alle anderen Spieler bekamen den Film zu sehen, der sich plötzlich als Frequenz auf dem Bildschirm abspielte. Fortnite forderte am Ende des Films die Spieler auf, sich gegen Apple aufzulehnen. Die Auflehnung soll unter dem Hashtag #FreeFortnite stattfinden.
Einigen kam der kurze Film vielleicht bekannt vor, denn dieser war eine Anspielung auf Apples Werbung von 1984.
Doch auch Google lies nicht lange auf sich warten
Nur wenige Stunden nachdem Apple Fortnite aus dem App Store zurückgezogen hat, scheint Google in seinem Play Store nachgezogen zu haben.
Google hat ebenfalls eine Erklärung zu der Situation abgegeben:
"Das offene Android-Ökosystem ermöglicht Entwicklern die Verteilung von Apps über mehrere App-Stores. Für Spieleentwickler, die sich für die Nutzung des Play Store entscheiden, haben wir einheitliche Richtlinien, die den Entwicklern gegenüber fair sind und den Store für die Nutzer sicher machen. Fortnite ist zwar weiterhin auf Android verfügbar, aber wir können es nicht mehr im Play Store zur Verfügung stellen, da es gegen unsere Richtlinien verstößt. Wir begrüßen jedoch die Gelegenheit, unsere Gespräche mit Epic fortzusetzen und Fortnite wieder auf Google Play zu stellen.
Der Kampf wird weitergehen
Schließlich hat Epic Games eine Klage gegen Apple eingereicht und das Unternehmen als "das Ungetüm, das versucht, Märkte zu kontrollieren, den Wettbewerb zu blockieren und Innovationen zu ersticken" bezeichnet.
Epic Games hat die Erklärung von Google noch nicht öffentlich kommentiert, aber Berichten zufolge auch gegen diese eine Klage eingereicht.
Today, Apple said Epic is seeking a special deal, but that's not true. We're fighting for open platforms and policy changes equally benefiting all developers. And it'll be a hell of a fight! https://t.co/R5A48InGTg
— Tim Sweeney (@TimSweeneyEpic) August 14, 2020
Es bleibt abzuwarten, ob Google oder Apple Fortnite für einen solch dreisten Schachzug tatsächlich verbieten wird, da das Spiel zweifellos ein Geldmacher ist. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass diese Geschichte spannend bleibt und wir alle darauf warten, wie sie ausgeht.