In League of Legends kann man sich jetzt die Karten legen lassen – zumindest im übertragenen Sinn. Denn Legends of Runeterra, das Online-Strategiekartenspiel aus der Welt von LoL, ist endlich in der offenen Beta-Phase. Bei dieser Gelegenheit haben wir beschlossen, einen kurzen Blick darauf zu werfen – und das kam dabei raus:
Ok, zunächst mal, ja… eventuell will Riot Games mit Runeterra ein Stückchen vom Kartenspiel-Kuchen abhaben. Die sind nämlich schon länger ziemlich beliebt, wie Blizzard's Hearthstone beweist. Doch wie gut ist jetzt Runeterra und hat es Esports-Potential?
Ist es leicht zu lernen?
Viele Online-Spiele, darunter auch einige Esports-Titel, leiden unter dem Mangel an einer richtigen Anleitung. Ja, Dota 2, wir reden von dir!!! Das kann ja wohl nicht euer Ernst sein… Wie auch immer, zurück zu den Kartenspielen.
In einer Reihe von simulierten Schlachten wird der Spieler mit der Grundmechanik des Spiels und einigen Standardkarten vertraut gemacht. Die Tutorial-Spiele sind alle als Skript geschrieben, sodass keine Gefahr besteht, dass man den ersten Streifzug in Legends of Runeterra durch eine Niederlage gegen einen Bot versaut.
Aber sowohl Hearthstone als auch Magic: The Gathering Arena haben das Gleiche, oder? Was uns zur nächsten Frage bringt:
Leiht sich Runeterra Mechaniken aus anderen Spielen aus?
Picasso sagte einmal, dass gute Künstler kopieren und große Künstler stehlen. Das Genre der Strategiekartenspiele ist nicht neu und viele Mechaniken wurden im Laufe der Jahre ausprobiert und getestet. Es ist wichtig zu wissen, was gut ist und was nicht.
Die Legends of Runeterra stehlen nicht, aber sie lassen sich „inspirieren“. Glücklicherweise scheinen die Entwickler dahinter genug zu wissen, um nicht wahllos Mechaniken aus anderen Spielen zu kopieren, die keinen Anschein von Zusammenhalt haben.
Schauen wir uns das mal genauer an: Wer mindestens ein Kartenspiel im Leben gesehen hat, dem ist dieser Anblick vertraut. Aber nach den ersten ein bis zwei Spielen, findet man hier einige Mechanismen, die wir in anderen Titeln desselben Genres gesehen haben:
- Zwei getrennte Bahnen: von Valve's Artifact
- Der Mana-Indikator steigt mit jeder Runde: von Blizzard Hearthstone
- Angriffs- und Verteidigungsphasen, die Blocking auflösen: von Wizards of the Coast's Magic: The Gathering Arena
Champions, die ihre eigenen Fähigkeiten haben, sind in so gut wie allen vorhanden, daher nennen wir es bei Runeterra nicht "geliehen", sondern eher: nach aktuellem Standard. Und das ist hier bitte als Kompliment zu verstehen. Riot Games weiß offenbar, was funktioniert und was interessant ist – und hat das dann auch in Legends of Runeterra umgesetzt. Sie entschieden sich beispielsweise gegen den verrückten Triple-Lane -Kampf von Artifact, den viele verwirrend fanden.
Aber das ist nicht genug. Was wir auch wissen müssen, ist...
Was mach Runeterra einzigartig?
Das Spiel zeigt bis jetzt zwei originelle Gedanken: Das erste ist die Mechanik hinter dem Leveln der Champions. Im Gegensatz zu Artifact’s auf Items basiertes System, hat jede Champion-Karte in Legends of Runeterra eine einzigartige Auflevel-Voraussetzung. Wenn diese erfüllt ist, steigt der Held auf.
Diese Mechanik bevorzugt es im Allgemeinen, den Champion am Leben zu erhalten und eine bestimmte Art von Spielweise für Ihr Deck zu übernehmen. Manche würden es zwar als einschränkend empfinden, aber keine Voraussetzungen sind gleich, sodass sicher jeder mal zufrieden gestellt wird.
Beim zweiten Gedanken geht es ums Mana. Ein Kernprinzip bei anderen Strategiekartenspielen ist die Ressourcenoptimierung. Das bedeutet, dass man immer die maximale Menge an Mana ausgeben will, die man im Zug hat. Wer nur 9 von 10 ausgibt, verschwendet ein Mana – ein großer Fauxpas. Aber die Legends of Runeterra sagten: "Nein, lass es uns anders machen."
Wer in der letzten Runde nicht sein gesamtes Mana verbraucht haben, kann bis zu 3 Mana auf die nächste Runde übertragen. Man kann also mehr Haushalten, statt so viel rauszuhauen wie möglich.
Diese neue Mechanik eliminiert auch einige der RNG-Probleme, die bei der Auslosung nach dem Zufallsprinzip von einem Deck auftreten. Einen teuren Zauber frühzeitig zu bekommen, kann dann eine Strategie sein.
Aber wir sind nicht nur wegen der Mechanik und der Optimierung hier!
Ist es schön?
Hier glänzt Legends of Runeterra am meisten. Riot Games ist ein Entwickler, der schon immer für flüssige Animationen und fesselnde Grafiken bekannt war – und auch bei diesem Spiel lassen sie sich nicht lumpen. Runeterra ist vollgepackt mit Sprechertexten der Lieblings-LoL-Champions und alles daran fühlt sich raffiniert und flüssig an.
Die Seele eines jeden Kartenspiels ist und bleibt wohl das Design – und Legends of Runeterra enttäuscht dabei nicht. Jede Karte ist wie ein einzigartiges Gemälde, das es wert ist, aufgehangen zu werden.
Alles, von den Schlachtfeldern bis hin zu den Avatar-Porträts, ist üppig und detailverliebt. Und seien wir ehrlich, ein schönes Spiel macht Lust auf mehr, oder?
Gedanken zum Abschluss
Dies ist nur ein erster Blick in Legenden von Runeterra. Wir haben weder die Decks, noch die aufkommende Meta oder irgendetwas anderes im Ranglistenspiel ausprobiert. Bis jetzt erscheint es aber wie ein solides Werk. Das Game zeigt nur sehr wenige Fehler und schafft so einen guten Einstieg in das Genre. Ob es eine LoL-Nische bleibt oder sich zu einer größeren Esports-Szene entwickelt, wird sich erst mit der Zeit zeigen.