Es ist mittlerweile eine alte Frage – wird Esports irgendwann Teil der olympischen Spiele sein? Fans verlangen seit langem, dass ihre Lieblingsspiele bei den Sommer-Spielen vertreten ist, einige Kritiker sehen das anders...
Es ist eine heiße Debatte und eine die eine ganze Industrie bewegt. Die potenzielle Einbindung von Esports in die olympischen (Sommer-)Spiele wäre primär eine Legitimierung von Esports als Sport. Ob aber Esports als Sport anerkannt wird, ist von Land zu Land und Person zu Person unterschiedlich.
Was wären die Vorteile?
Rein theoretisch gäbe es für beide Seiten Vorteile: Esports würde sehr von der Legitimierung profitieren und ebenso davon, ein neues Publikum zu erreichen – nämlich Leute die noch nicht an Videospielen und Esports interessiert sind.
Auf der anderen Seite haben die olympischen Sommer-Spiele seit Jahren ein wachsendes Problem: sinkende Zuschauerzahlen. Das Interesse an der Sportveranstaltung geht stetig zurück und das bestehende Publikum wird älter und älter. Jüngere Generationen interessieren sich nur bedingt für die Olympischen Spiele und genau da ist Esports stark – denn die Fans stammen primär aus den Generationen, die eher selten zu dem Event einschalten.
Welche Probleme gibt es?
Ganz so einfach ist es jedoch nicht, denn um sich für die Olympischen Spiele überhaupt qualifizieren zu können, muss ein Sport, nun ja, eben ein Sport sein. Vielerorts (auch von Seiten einiger deutscher Politiker) werden Esports aber nicht als ein solcher anerkannt. Im Gegenteil, sie haben sogar den alternativen Namen egaming bekommen.
Selbst wenn das olympische Komitee – die Organisatoren der Spiele – Esports anerkennen würden, besteht immer noch ein anderes Problem und das sind die olympischen Werte. Laut denen müssen Wettkämpfe nämlich gewissen Regeln folgen und dabei ist vor Allem eines ein Problem: Graphische Gewalt ist nicht erlaubt, ebenso wenig Blut. Spiele, bei denen das Ziel ist, die Gegner zu erschießen oder zu töten sind auch nicht erlaubt – das limitiert die Optionen stark.
Die wichtigsten Stimmen
International haben verschiedene Organisationen Interessen in dieser Sache. In Deutschland sind es primär der ESBD (esports-Bund Deutschland) und der DOSB (Deutsche Olympische Sportbund). Der DOSB ist einer der Vereine der Esports gar nicht als solche benennen will – mit Ausnahme derer, die einfach existierende Sportarten kopieren. League of Legends ist also kein Esport, NBA2K aber schon.
Tatsächlich hat erst 2019 Alfons Hörmann der Präsident des DOSB eine sehr umstrittene Aussage bezüglich Esports als Sport getätigt:
„E-Sport existiert nicht. Und es wird auch nicht ins olympische Programm aufgenommen.“
Peter Beuth, der hessische Sportminister klang ähnlich:
„E-Sport ist so wenig Sport wie Stricken und Blockflöte spielen. Wir dürfen es der E-Gaming-Industrie nicht erlauben, diese Sportwerte zu vereinnahmen.“
Die beiden Aussagen fanden international wenig Anklang – tatsächlich wurden sie sowohl von Gamern, die Esports in den olympischen Spielen sehen wollen, als auch deren Gegnern verspottet.
Still can't stop thinking about multi-million dollar crowd funded Knitting competitions now though..
— ApacheSmash (@ApacheSmash) January 29, 2019
Trotz der unpassenden Aussagen stand die Position allerdings fest: Soweit es Deutschland betrifft, haben Esports in den Olympischen Sommer-Spielen nichts verloren.
Gibt es Fortschritte?
Das war und ist aber trotzdem nicht das Ende der Debatte, denn während in Europa noch fröhlich darüber gestritten wird, ob Esports überhaupt seinen Namen verdient, haben einige Esports es sogar schon in die olympischen Spiele geschafft… oder zumindest fast.
Fortschritte kommen langsam und in kleinen Schritten, aber einer der größten bis jetzt passierte relativ unbemerkt in Asien. Genauer gesagt im Jahr 2018 bei den Asian Games – ein Ableger der ‚normalen‘ olympischen Spiele, der alle vier Jahre stattfindet. Obwohl sie nicht die Sommer oder Winterspiele sind, sind die Asian Games Teil der olympischen Events – und 2018 waren Esports mit dabei, als Demo-Sport.
Olympische Demonstrationssportarten sind Wettbewerbe, die während den Spielen stattfinden, aber den Gewinnern keine Medaillen bescheren – und daher den generellen Ausgang nicht beeinflussen. Es ist also keine volle Aufnahme, aber es ist ein Fortschritt. Die Spiele, die mit dabei waren, waren Hearthstone, League of Legends, StarCraft 2, Arena of Valor, Clash Royale und Pro Evolution Soccer.
Die Zukunft des Esports
Die immense Beliebtheit von Esports in Asien hat deren Einzug zu olympischen Events erlaubt – trotz der Kritiker. Demonstrationssportarten sind zwar keine "vollen" olympischen Wettbewerbe, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Andere Sportarten wie Beach Volleyball, Baseball, Basketball und auch Golf fanden ihren Anfang als Demonstrationssport, bevor sie später zu normalen Medaillenevents umgewandelt wurden. Was Esports bei den Olympischen Spielen betrifft, scheint es, als ob Asien den Weg bahnt. Einige Jahre wird es jedoch sicher noch dauern. Bis dahin müssen sich Esports-Fans mit den Asian Games zufriedengeben.
Übrigens: Da die Olympischen Spiele verschoben wurden, ist auch ein weitere, damit verknüpftes Event ungewiss, die Intel World Open. Doch neben Esports im offiziellen Sportwettkampf, gibt es in der Branche noch weitere Streitthemen: die Gewalt oder Glücksspielsucht in Videospielen.