Esports und Gewalt – gibt es wirklich einen Zusammenhang?

IEM Beijing 2019
IEM Beijing 2019. (Quelle: ESL | Stephanie Lieske)

Dass Videospiele nicht gewaltfrei sind, ist nichts Neues – und das gilt natürlich auch für Esports. Wo Fans das so akzeptieren, sehen Kritiker große Probleme. Und beide Seiten haben gute Argumente.

Die frühsten Videospiele waren relativ gewaltfrei – Pong zum Beispiel, war eine simple Form von Tennis. Über die Jahre haben sich aber diverse Genres entwickelt und mittlerweile gibt es praktisch jedes Thema in elektronischem Spieleformat: Krieg, Puzzles, Sports Management... Egal wie abwegig das Thema ist, es gibt ein paar Spiele, die sich damit beschäftigen.

Esports sind da natürlich etwas selektiver. Damit ein Spiel ein Esports-Titel werden kann, muss es sich für einen Wettbewerb eignen. Das limitiert die Möglichkeiten stark und macht natürlich Shooter zu einem attraktiven Thema. Hier kommen Action, Spannung und Präzision zusammen, aber natürlich auch die Darstellung von Gewalt

Wo liegt das Problem?

Schon seit den 1970ern meinen Kritiker das Gewaltdarstellung in Spielen die Gewaltbereitschaft von Kindern und jungen Erwachsenen erhöhe. Diverse Tragödien, wie zum Beispiel das Columbine High School Massacre im Jahr 1999, wurden mit Videospielen in Verbindung gebracht, weil der Täter als Hobby eben solchen Spielen nachging.

Gamer mit Gamepad
Gamer spielt ein FIFA-Match.

Mittlerweile gab es sogar schon Gewalttaten bei Esports-nahen Events. So zum Beispiel eine Schießerei bei einem Esports-Turnier in Florida. Bei diesem Event wurde allerdings ein gewaltfreies Spiel gespielt, nämlich Madden NFL.

Trotzdem drehen sich viele beliebte Esports-Titel insbesondere um das Schießen – Fortnite, CS:GO oder auch CoD, um nur einige zu nennen. Die Angst vieler Eltern und Politiker ist, dass vor Allem Kinder dadurch lernen könnten, auch im echten Leben ihre Probleme durch Gewalt zu lösen.

Das sagt die Wissenschaft

Es gab inzwischen viele Studien, die sich dem Thema angenommen haben, in der Hoffnung die Frage ein für alle Mal beantworten zu können – jedoch ohne Erfolg. Der Großteil der wissenschaftlich anerkannten Studien sieht keinen oder nur einen sehr schwachen Zusammenhang zwischen Gewaltbereitschaft und Videospielen. Keine einzige fand einen direkten Zusammenhang zwischen Esports und Gewaltbereitschaft.

Sieht man sich das wissenschaftliche Gesamtbild an, so sind die Meinungen gespalten – und keine Seite kann die andere komplett widerlegen. Der kulturelle Hintergrund scheint bei den Studien aber einen starken Einfluss zu haben. Die American Psychological Association sieht zum Beispiel einen negativen Zusammenhang zwischen Videospielen und Gewalt, wohingegen eine Studie in Süd-Korea keinen namhaften Zusammenhang finden konnte.

Die Auswirkungen

Die endlose Debatte über den Zusammenhang hat durchaus negative Auswirkungen auf sowohl die Videospielindustrie als auch den Esports. Als noch relativ junge Industrie haben Esports auch ein relativ junges Publikum. Teenager und sogar jüngere Kinder schauen sich Esports-Wettbewerbe oder ihre Lieblings-Streamer an und wollen selbst zur Tastatur oder zum Controller greifen. Da werden die Altersbeschränkungen öfter versucht zu umgehen.

Kinder beim Spielen
Auch kleine Kinder spielen schon Videospiele.

Nur wenige Esports-Titel kommen komplett ohne Gewaltdarstellung aus, aber es gibt sie durchaus. Insbesondere Sportspiele wie FIFA, Rocket League oder auch Madden NFL – auch Rennspiele fallen in diese Kategorie.

Was bringt die Zukunft?

Wie die Debatte in der Zukunft weitergeht ist noch offen. Maßnahmen wie Altersbeschränkungen funktionieren nur sehr bedingt und die Wissenschaft kann sich nach wie vor nicht einigen, wie schlimm der Einfluss von Gewalt in Spielen wirklich ist. Innerhalb der Esports-Industrie ist ebenfalls ein Trend erkennbar – und zwar einer weg von Spielen die Gewalt zeigen.

Dieser Trend liegt primär in dem starken Wachstum der mobilen Esports-Apps, da Mobile-Spiele meistens familienfreundlicher sind als zum Beispiel das nächste Call of Duty. Ganz wird Gewalt aus dem Esports aber nicht zu verdrängen sein, da die größten und wichtigsten Titel nach wie vor Shooter wie CS:GO, Kampfspiele wie Street Fighter oder MOBAs wie Dota 2 sind – wobei Letztere als Genre als eher unblutig gelten.

Wer gerne mehr zu Esports erfahren möchte findet dazu Alles auf EarlyGame, zum Beispiel wie es um die Glücksspielsucht in Videospielen steht.

Lukas Ballat

Lukas hat Lehramt für Englisch und Geschichte studiert, bringt euch jetzt aber alles zu Call of Duty und Gaming bei und kümmert sich auch um Partner-Projekte und Kampagnen. Neben Shootern spielt er vor allem Souls-Likes, scheut aber auch nicht vor Diablo-Grind zurück....