Gleichzeitig mit den Anschuldigungen gegen HenryG erheben auch mehrere Frauen ihre Stimmen gegen den Dota 2 Kommentator GranDGranT. Evil Geniuses reagieren und feuern ihn – doch kommt dieser Schritt zu spät?
Er habe sie gegen ihren Willen festgehalten... Nur ein Vorfall der nun über den Dota 2-Kommentator und Streamer Grant "GranDGranT" Harris veröffentlicht wurde. Mehrere Frauen behaupteten, er habe sie sexuell belästigt. Die Stimmung ist aufgeladen, immer mehr Frauen und Männer beziehen Stellung – gegen GranDGranT. Und auch Evil Geniuses reagiert, sie feuern ihn:
Effective immediately, Grant "GranDgranT" Harris has been released and is no longer a member of Evil Geniuses.We have a zero-tolerance workplace policy, and take any accusation of harassment, or a violation of our policies handbook, seriously.
— Evil Geniuses (@EvilGeniuses) June 22, 2020
Die Organisation hatte den Kommentator vor einiger Zeit eingestellt – und das obwohl bereits vorher und während seiner Zeit bei EG Vorfälle dieser Art über ihn bekannt gewesen sein müssen. 2017 wechselte GranDGranT zu Evil Geniuses, ein Jahr indem er bei einer After-Show-Party von The International Twitter-Userin cofactorstrudel belästigt habe. Er hat sie festgehalten, sie musste sich mit aller Kraft gegen ihn wehren um loszukommen. Zwar bezeichnet sie selbst das Ereignis heute als "Schnee von gestern", trotzdem werden immer mehr Anschuldigungen laut.Der ehemalige Trainer und Analytiker Anthony "scant" Hodgson brachte Grants Geschichte mit der ehemaligen Kommentatorin Natalie "LlamaDownUnder" zur Sprache, die er angeblich so schikaniert hat, dass sie sich entschied, die Dota-2-Szene zu verlassen. Grant habe sie wiederholt belästigt, bis sie eine einstweilige Verfügung beantragt habe. Sie zog gegen den Kommentator vor Gericht und bekam Recht. Die Reaktion? Keine. Kaum jemand erhebt ein Wort gegen GranDGranT, es gibt keine ernsthaften Konsequenzen bezüglich seiner Arbeit. Er habe sich geändert. Doch das stimmt offenbar nicht. Warum schweigen also alle? scant hat da einen Verdacht:
When Llama took legal action against Grant, he was supported by many senior talents in the space. This is the boys club. These are the gatekeepers. This is why we are only ever getting excited about one women casting Dota at a time. The space is toxic.
— Anthony Hodgson (@scantzor) June 22, 2020
Die Esports- oder zumindest Dota-2-Szene sei ein Männerclub, so scant. Frauen belästigen und sie zu schikanieren ist offenbar Alltag. Folgen gäbe es kaum, vielmehr decken sich die Männer gegenseitig, unterstützten einander. Das wirft scant einigen Senior Talents in Dota 2 vor. Und dabei haben viele von GranDGranTs regelmäßigem Fehlverhalten gewusst und es hingenommen. Das muss sich ändern, fordert scant, sie alle haben zu lange geschwiegen:
We've all been far too quiet for far too long about Grandgrant. He has for years shown a consistent pattern of behaviour of harassing & degrading women. Most notable case we know about is LlamaDownUnder. She was a fast-rising Dota 2 caster. And then she wasn't. Grant did that.
— Anthony Hodgson (@scantzor) June 22, 2020
Doch was sagt GranDGranT selbst? Er hat noch vor Evil Geniuses Ankündigung einen eigen Post veröffentlicht, in dem er sich entschuldigt. Er habe sich falsch verhalten und Menschen verletzt. Als Konsequenz werde er sich für lange Zeit, wenn nicht für immer aus der Dota 2 Szene zurückziehen. Eine drastische Folge, die er sich aber wohl nicht selbst ausgesucht hat, denn wer würde einen Kommentator mit solchen Beschuldigungen einstellen? Die Community ist auf den Plan gerufen worden, das Schweigen im Männerclub gebrochen.
ill be Leaving Dota and the Esports Scene For A long time if not permanent. I dont want to make this about me though, I want to Say, I hope the people who dont feel safe do feel safer, and I hope Dota becomes an overall better esport over the upcoming years.
— Grant Harris (@GranDGranT) June 22, 2020
Nachdem bereits HenryG von seiner Ex-Freundin wegen sexueller Übergriffe öffentlich angeklagt wurde, ist GranDGranT der zweite Mann im Esports, der innerhalb weniger Stunden wegen deutlichem Fehlverhalten via Twitter beschuldigt wird. Die #metoo Bewegung scheint einen Weg in die Esports-Branche gefunden zu haben. Hoffen wir, dass die immer noch männlich geprägte Branche umdenkt, dass mehr Frauen sicher, vollwertig und unterstützend ihren Weg in die Szene finden – und das aus dem Männerclub eine faire Branche wird, in der Gleichberechtigung vorherrscht anstatt Skandale und Vertuschungen.
Mehr News aus der Welt des Gamings gibt es wie immer auf EarlyGame, hier haben wir beispielsweise bereits über die Probleme in Bezug auf Sexismus im Esports berichtet.