Die Formel-1-Saison 2020 ist endlich gestartet. Valtteri Bottas krönte sich zum ersten Sieger des Jahres. Pünktlich zum Auftakt rollt mit F1 2020 von Codemasters auch die offizielle Rennsimulation an den Start. Die spannendste Neuerung: diesmal gehen wir mit einem eigenen Rennstall auf Trophäenjagd. In unserer F1 2020 Review verraten wir, warum der neueste Serienteil den bislang besten Ableger markiert.
Nachdem wir bereits im Mai mit einer Preview-Fassung selbst Hand an F1 2020 von Codemasters legen konnten, ist das Rennspiel ab Freitag endlich im Handel erhältlich. In unserer F1 2020 Review schauen wir uns den Racer genauer an und klären, ob die Neuerungen für den WM-Titel reichen.
Quick-Facts zu F1 2020:
- Entwickler: Codemasters
- Publisher: Codemasters
- Genre: Rennspiel
- Release: 10. Juli 2020
- Spieler: 1-20
F1 2020 Review: Der neue König auf dem Asphalt
Spätestens seit die F1-Reihe fest in der Hand von Codemasters ist, ist herausragende Qualität gewährleistet. Jahr für Jahr stellen die britischen Rennspiel-Experten die Stellschrauben neu ein und verbessern die Rennsimulations-Reihe mit klugen Details.
Details lautet das Zauberwort, denn wie verbessert man etwas, das sich ohnehin schon kaum Fehler leistet? F1 2020 nimmt das Grundgerüst des überzeugenden Vorgängers und schraubt vor allem am Fahrgefühl sowie der Technik.
Die vielleicht spannendste Neuerung stellt allerdings der My Team-Modus dar, in dem wir zum Fahrer und Manager unseres eigenen Rennstalls werden. Etwas, das sich F1-Fans schon lange gewünscht haben.
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F1 2020 My Team-Modus sorgt für Langzeitmotivation
Im letzten Umlauf versuchte Codemasters, mit einem Story-Modus die Langzeitmotivation von Solisten zu erhöhen und wagte einen frischen Ansatz, der allerdings nur bedingt aufging. F1 2020 verzichtet konsequent auf eine Hintergrundgeschichte und setzt dafür auf den brandneuen My Team-Modus.
Der orientiert sich rein spielerisch an der klassischen Karriere (die es natürlich auch gibt), aber mit einem feinen Unterschied: statt mit Renault, Red Bull oder Mercedes an den Start zu gehen, gründen wir unseren eigenen Rennstall und werden dank umfangreicher Management-Features zum Teamchef.
Wir erstellen unsere eigene Lackierung, ziehen Sponsoren ans Land und rekrutieren einen Teamkollegen aus der Formel 2, der mit uns zusammen um die Konstrukteursmeisterschaft kämpft. Doch das klappt nicht von heute auf morgen, wie wir schmerzhaft feststellen müssen.
Zu Beginn der My Team-Karriere in F1 2020 sind unsere Ressourcen äußerst begrenzt, während uns die Rennsimulation vor knifflige Entscheidungen stellt. Sollen wir unsere Motorenabteilung verbessern, das PR-Team erweitern, um mehr Geld einzunehmen oder konzentrieren wir uns doch auf eine Erhöhung der Zuverlässigkeit unseres Rennwagens?
Wir entscheiden uns für Ersteres und lassen dadurch die Haas- oder AlphaTauri-Konkurrenz auf der Geraden im australischen Melbourne stehen. Blöd nur, dass unser Getriebe in der vorletzten Runde den Geist aufgibt. Dabei haben wir es gerade in die Punkteränge geschafft. Hätten wir doch bloß auf Zuverlässigkeit unseres Honda-Motors verbessert.
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F1-Manager trifft Rennsimulation im My Team-Modus
Das Management des eigenen Rennstalls im F1 2020 My Team-Modus gefällt ausgesprochen gut. Zwischen den Grand Prix‘ füllen wir den noch leeren Terminkalender mit allerlei Aufgaben. PR-Termine bringen Zaster, Trainingslager liefern uns dringend benötigte Ressourcenpunkte, die wir wiederum in Upgrades unseres Rennwagens stecken. Alternativ lassen wir unseren Teamkollegen sogar Videospiele zocken, was seine Fertigkeiten verbessert.
Das hart verdiente Geld will in den Ausbau unserer Abteilungen investiert werden. Somit stellen wir sicher, dass unsere Teams für Motoren, Chassis oder Aerodynamik mehrere Upgrades gleichzeitig entwickeln oder diese schneller fertigstellen können. Oder wir erhöhen das Budget unseres PR-Teams, um schneller Geld zu generieren. Wir haben die Wahl.
Die Management-Aspekte in F1 2020 gefallen, zumal es hier kein Richtig oder Falsch gibt. Besonders die verschiedenen Sponsorenziele sorgen für eine spannende, taktische Komponente.
Schließen wir deren Anforderungen ab, winkt ein satter Bonus, den wir wiederum in die Entwicklung unseres Formel-Rennwagen investieren. Alternativ rekrutieren wir im Verlaufe der auf zehn Jahre ausgelegten My Team-Kampagne sogar Top-Stars wie Lewis Hamilton, Sebastian Vettel oder Max Verstappen für unseren Rennstall.
Stecken wir unsere Ziele jedoch zu hoch und scheitern, war alle Arbeit für die Katz und wir sind dazu verdammt, bis zum Ende der Saison im Mittelfeld des F1-Rennzirkus herumzukrebsen. Was die besten Fahrer und Sponsoren natürlich nicht unbedingt überzeugt, zu uns zu wechseln.
Der F1 2020 My Team-Modus erhöht vor allem für Solisten die Langzeitmotivation deutlich. So viel Spaß über mehrere Saisons hinweg dem Singleplayer zu frönen, hatten wir in einem F1-Spiel jedenfalls noch nie. Auch wenn ein paar mehr Fahrzeugdesigns oder Individualisierungen schön gewesen wären.
Gameplay-Verbesserungen in F1 2020
Bereits unsere Vorschau-Version ließ erahnen, dass F1 2020 auf der Strecke ebenfalls einen Sprung nach vorne gemacht hat. Diese Tendenz können wir mit dem fertigen Spiel bestätigen.
Im Vergleich zur Vorjahresversion verfügen die Wagen über deutlich mehr Grip in den Kurven, was gerade in Kombination mit den verbesserten Bremsen für ein differenziertes Fahrverhalten sorgt. Wir erwischen Bremspunkte, die uns noch im letzten Jahr auf direktem Weg ins Kiesbett befördert hätten.
Wenn wir auf dem Red Bull Ring mit Vollgas auf die Remus-Kurve zusteuern, bei der 50-Meter-Marke das Bremspedal bis zum Anschlag durchdrücken und trotzdem noch heil auf die Gegengerade einbiegen, sorgt das für ein enorm befriedigendes Gefühl.
Bei Codemasters hat sich die F1-Reihe über die Jahre zu einer waschechten Simulation entwickelt. F1 2020 fühlt sich noch eine gute Prise realistischer an, als sein direkter Vorgänger. Gas und Bremse wollen sanft gestreichelt werden, um bei über 300 km/h nicht die Kontrolle zu verlieren.
Setups wollen erstellt und optimiert werden, während der vereinfachte ERS-Einsatz (das Feedback stammt von den echten Formel-1-Fahrern) hilft, uns besser auf das Geschehen auf der Strecke zu konzentrieren.
Doch auch an Neulinge hat Codemasters bei F1 2020 gedacht. Wer es nicht ganz so realistisch haben möchte, der aktiviert auf Wunsche etliche Fahrhilfen und sogar ein Einsteiger-Steuerungsschema, was beispielsweise Fahrfehler weniger hart bestraft.
Besonders cool: Im zurückkehrenden Splitscreen-Multiplayer können Realismus-Fans und Neueinsteiger gemeinsam an den Start gehen. Einem schnellen Rennen mit Freundin, Frau oder Kumpels steht also Nichts im Wege.
Multiplayer-Freuden mit F1 2020
Multiplayer-affine Rennspiel-Fans bekommen mit F1 2020 allerhand geboten. Neben dem neuen Splitscreen-Modus treten wir natürlich auch wieder zu verschiedenen Online-Events, Meisterschaften oder besonderen Herausforderungen an.
Dank gelungenem Netzcode und stark verbessertem Strafsystem machen die Rennen gegen andere menschliche Spieler deutlich mehr Spaß, als noch im letzten Jahr. Dass wir für die Vergehen eines anderen Spieler mit einer Zeitstrafe bedacht wurden, ist bei unserem F1 2020 Test jedenfalls deutlich seltener der Fall gewesen.
Fans freuen sich zudem darüber, dass sich das HUD in F1 2020 nach Belieben einstellen lässt. Streckenkarte, Zeitabstände oder Tacho können nach Lust und Laune verschoben, vergrößert oder ausgeblendet werden. Klingt nach einem kleinen Detail, hilft aber vor allem (angehenden) Profis ungemein.
Stichwort Profis: mit der wachsenden Zuschauerzahl des F1-Esports erhält auch die eigene F1 Esports Series ein Update und ist jetzt nicht nur mit einem noch umfangreicheren Punkt im Hauptmenü ausgestattet, auch neue Kameras und Optionen sollen den virtuellen F1 2020-Rennsport auf das nächste Level hieven.
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Die Technik von F1 2020
Auch aus technischer Sicht macht F1 2020 einen Sprung nach vorne. Auf dem PC gibt es eine butterweiche, unbegrenzte Framerate, doch auch die Konsolenfassungen laufen blitzsauber über den Bildschirm.
Gerade bei den Details der Rennwagen sowie abseits der Piste legt F1 2020 nochmals spürbar zu. Hitzeflimmern, Funkenflug und eine Inszenierung, die einer echten TV-Übertragung extrem nahekommt, wissen zu gefallen.
F1-Stars wie Bottas, Verstappen oder Vettel sehen ihren realen Vorbildern ziemlich ähnlich. Gerade im Vergleich mit einem FIFA 20 oder NBA 2K21 lassen die Charaktermodelle und Animationen allerdings ein paar Details vermissen.
Fazit zu F1 2020: Start-Ziel-Sieg für Codemasters
Codemasters ist es mit F1 2020 erneut gelungen, das ohnehin überzeugende Grundgerüst des Vorgängers weiter zu verbessern. Auf der Strecke sorgt das neue, noch realistischere Fahrverhalten für jede Menge Spaß. Einsteiger freuen sich hingegen über einen Anfänger-Modus. Technisch gibt es ohnehin Nichts zu beanstanden.
Die beste Neuerung von F1 2020 stellt aber ohnehin der My Team-Modus dar, der Solo-Spieler stundenlang an den Bildschirm fesselt. Das Management des eigenen Rennstalls motiviert mit einer enormen taktischen Tiefe, die Motorsport-Manager mit einer gelungenen Rennsimulation verbindet.
In der Summe mögen es zwar nur viele kleine Neuerungen sein, die F1 2020 zum besten Formel-1-Rennspiel aller Zeiten machen. Doch die haben derart starke Auswirkungen, dass für Rennspiel-Fans kein Weg am neuesten Serienteil vorbeiführt – selbst, wenn sie bereits den Vorgänger ihr Eigen nennen.