Vor 23 Jahren sorgte Final Fantasy 7 auf der ersten PlayStation für den Durchbruch des Rollenspiel-Genres außerhalb Japans. Teil 7 gilt für viele Fans der Reihe als bester Ableger und ist fester Bestandteil etlicher Top-Listen der besten Videospiele aller Zeiten. Jetzt legt Entwickler Square Enix das Spiel als Final Fantasy 7 Remake neu auf und lässt uns im Test mit heruntergeklappter Kinnlade zurück.
Als erster Serienableger mit 3D-Grafik sorgte Final Fantasy 7 anno 1997 für eine waschechte Revolution auf der ersten PlayStation – und gilt als meistverkaufter und unter Fan beliebtester Ableger. Bis heute fasziniert das JRPG Spieler auf der ganzen Welt und genießt zu Recht Kult-Status. 23 Jahre später steht mit dem Final Fantasy 7 Remake eines der heißesten Spiele 2020 in den Regalen, das die Brücke zwischen alten Fans und neuen Spielern schlagen will.
Eine vollständig überarbeitete Neugestaltung eines zeitlosen Meisterwerks, das den Spagat zwischen Nostalgie und Innovation perfekt meistert, wie unsere Review beweist.
Quick-Facts zu Final Fantasy 7 Remake:
- Entwickler: Square Enix
- Publisher: Square Enix
- Genre: JRPG
- Release: 10. April 2020
- Spieler: 1
- Spielzeit: 30-40 Stunden
Willkommen in Midgar
Final Fantasy 7 spielt auf den Planeten Gaia. Als neuer Söldner der Widerstandkämpfer Avalanche verschlägt es uns zu Beginn nach Midgar, um im Kampf gegen den Megakonzern Shinra zu helfen. Der entzieht dem Planeten nämlich Mako-Energie – den "Lebenssaft". Und der Planet geht so Schritt für Schritt zugrunde.
Unser Protagonist Cloud Strife wird von Avalanche-Oberhaupt Barret Wallace angeworben, um einen Mako-Reaktor in die Luft zu jagen. Anfangs willigen wir nur ein, um ein wenig Geld dazuzuverdienen, doch ziemlich schnell werden wir immer tiefer in die intensive Handlung hineingezogen.
Und die erscheint doch reicht lebendsnah: Fiese Machenschaften gieriger Mega-Konzerne, die auf der Jagd nach immer mehr Profit einen Planeten zerstören... Viele Elemente der vom Cyberpunk angehauchten Spielwelt wirken heute aktueller denn je – rückblickend war das Setting im Original aus dem Jahr 1997 geradezu zukunftsweisend.
Das Final Fantasy 7 Remake erscheint im Episoden-Format, dabei umfasst der jetzt erschienene Auftakt lediglich den Midgar-Abschnitt des Originals. Kenner wissen: Die Geschehnisse in der Mega-Metropole waren seinerzeit nur ein kleiner Teil des rund 100-stündigen Rollenspiel-Epos. Nach etwa fünf Stunden ging es weiter.
Wer nun Angst hat, der Umfang des Remakes fiele entsprechend überschaubar aus, hat Grund zur Freude. Rund 30-40 Stunden Spielzeit stecken im Rollenspiel. Das gelingt den Entwicklern, indem sie die Handlung deutlich erweitern und dabei gänzliche neue Nuancen des legendären Universums herauskitzeln. Außerdem haben sie ganz neue Gebiete, Missionen und Nebenaufgaben hinzufügen. Und die fügen sich perfekt in das Gesamtkonstrukt ein.
Final Fantasy 7: Remake vs Original- Beeindruckende Kämpfe
Entwickler Square Enix verfolgte mit dem Final Fantasy 7 Remake den ehrgeizigen Plan, nicht bloß eine grafisch ansprechende Version des Originals abzuliefern, sondern den Fans eine gänzlich neue Sichtweise auf eines der besten Videospiele aller Zeiten zu bescheren.
Nach etlichen Stunden mit dem Remake können wir sagen: Die Mission ist voll und ganz geglückt. Als Anhänger der klassischen Final Fantasy-Rollenspiele haben wir die Entwickler der Reihe mit den letzten Serienteilen kritisch beobachtet. Immer mehr entfernte sich die Serie von ihren Wurzeln, vor allem spielerisch: Mit dem Echtzeit-Kampfsystem, wie zuletzt im 15. Ableger, wurden wir auf Dauer einfach nicht warm. Oder lag das Problem doch ganz woanders?
Offenbar schon, denn auch das Final Fantasy 7 Remake setzt auf Kämpfe in Echtzeit – auch wenn wir auf Wunsch das klassische rundenbasierte ATB-Kampfsystem aktivieren dürfen. Was wir anfangs auch taten, bevor wir mit etwas Eingewöhnung zur neuen, flotten Variante wechselten.
Schnell wird klar: Das neue Kampfsystem ist der Star des Spiels. Das Final Fantasy 7 Remake entfacht ein herausragend inszeniertes Action-Spektakel auf dem Bildschirm. Per Knopfdruck schwingen unsere Helden ihre Waffen und Reihen verschiedene Angriffe aneinander. Überall um uns herum sprühen Funken oder blitzen beeindruckende Effekte.
Für Spezialattacken oder Zauber wechselt das Spiel in eine Zeitlupe. Das sieht nicht nur cool aus, sondern erweist sich in der Hitze des Gefechts auch als unglaublich nützlich – besonders gegen starke Feinde.
Mit Barrets Gatling-Arm entledigen wir uns weit entfernter Gegner, mit Clouds Schwert knüppeln wir im Nahkampf drauf. Das macht Laune! Zwischen Gruppenmitglieder wechseln wir dabei jederzeit frei hin und her. Doch auch ganz ohne unser Zutun leisten die KI-Kameraden gute Arbeit und wissen sich in der Hitze des Gefechts zu helfen.
Final Fantasy 7 Remake: Da steckt so viel mehr drin
Es ist schlicht unglaublich, mit welcher Perfektion die Entwickler an das Spiel herangegangen sind. Ein Remake ist eine Sache, aber ein solches, das der Vorlage nicht nur gerecht wird sondern sie gekonnt erweitert, ist eine ganz andere.
Wie bereits erwähnt, waren die Midgar-Abschnitte im Original binnen weniger Stunden abgehakt. Im Final Fantasy 7 Remake bieten sie aber genug Material für 30-40 Stunden Spaß. Wie ist das möglich?
Schon in den ersten Spielstunden stellen Kenner fest, dass die Macher das Rollenspiel um viele Bereiche erweitert haben. Der erste Mako-Reaktor wartet mit neuen Korridoren auf, in den Slums von Sektor 7 lassen sich neue Seitengassen erkunden, die mit spannenden Nebenmissionen locken.
Mal suchen wir nach streunenden Katzen für ein kleines Mädchen, mal sammeln wir Hinweise auf einen mysteriösen Dieb. Doch damit nicht genug. Auch die Geschichte, der aus der Vorlage bekannten Charaktere, wurde klug erweitert und liefert so neue Hintergrundinformationen, die das Herz langjährige Fans zum Hüpfen bringen dürftn. So muss Fan-Service aussehen!
Brandneue Zwischensequenzen und eine herausragende deutsche Sprachausgabe sorgen für eine unglaublich dichte Atmosphäre mit Gänsehautgarantie. Kenner der Vorlage erleben also nicht bloß noch einmal dasselbe Spiel, sondern stolpern im Sekundentakt über neue Details.
Für zusätzlichen Komfort im Vergleich zum Original sorgt beispielsweise der Verzicht auf Zufallskämpfe und unsere Spielfortschritte können jederzeit gespeichert werden. Gerade auf dem niedrigeren Schwierigkeitsgrad ist Final Fantasy 7 Remake ein recht einfaches Spiel, das uns aber vor allem in den Bosskämpfen trotzdem einiges abverlangt.
Das Final Fantasy 7 Remake aus heutiger Sicht
Doch wie spielt sich das Final Fantasy 7 Remake ohne den Nostalgie-Faktor? Kann das Remake eines 23 Jahre alten Spiels auch aus heutiger Sicht noch überzeugen? Kurz: Ja!
Im Vergleich zu modernen Action-RPGs wartet die Neuauflage mit einer deutlich lineareren Levelstruktur auf. Statt offener Areale erwarten uns also eher schmalere Schlauchlevel, die immer wieder in größere Bereiche übergehen. Hier laden versteckte Geheimnisse zum Erkunden ein. Die Erforschung entlegener Sackgassen lohnt sich jedenfalls immer.
Das sorgt die meiste Zeit für ein gelungenes Pacing und dafür, dass die Spielwelt deutlich greifbarer wirkt als noch im Original. Manche Abschnitte wirken aber wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Beispielsweise, wenn wir erst mehrere Leitern erklimmen und einen Container verschieben müssen, um voranzukommen. Wirklich störend ist das jedoch nicht, wirkt heutzutage aber etwas gewöhnungsbedürftig.
Lediglich die frei drehbare, in einigen Situationen aber etwas zickige Kamera, sorgt ab und zu für den Verlust der Übersicht. Spielerisch gelingt dem Final Fantasy 7 Remake der Spagat zwischen Klassik und Moderne hervorragend und lässt selbst Neulinge binnen weniger Spielstunden verstehen, warum der Klassiker trotz fortgeschrittenen Alters solch eine Faszination ausstrahlt.
Die Mischung aus Echtzeit- und menübasierten Kämpfen funktioniert zudem hervorragend. Dabei bieten die mehrstufigen Zauber und mit Materia sowie Waffenpunkten aufwertbaren Waffen oder Rüstungen genügend Tiefgang, um verschiedene Spielstile anzusprechen.
Ein technisches Meisterwerk
Vor allem aus technischer Sicht ist der Sprung auf die PlayStation 4 hervorragend gelungen. Die Grafik der Unreal Engine 4 feuert ein unglaubliches Effektgewitter auf dem Bildschirm ab und besticht mit gestochen scharfen Texturen und einer butterweichen Framerate. Selbst bei großem Gegneraufkommen und mehreren beeindruckenden Effekten, wie beispielsweise beim Einsatz der mächtigen Esper um Feuerdämon Ifrit, läuft das Geschehen jederzeit flüssig. Auf der PS4 Pro sogar in 4K.
Dank detaillierter Mimik und lebensechter Animationen wirken die bekannten Charaktere deutlich vielschichtiger, was zusätzlich an der erstklassigen deutschen Spachausgabe liegt – musste man sich vor 23 Jahren noch mit drögen Textboxen begnügen.
Gepaart mit dem herausragenden Soundtrack und den stimmungsvollen Soundeffekten ist Final Fantasy 7 Remake ein absolutes Technik-Brett. Midgar wirkt wie aus einem Guss.
- Weiterlesen: Die besten Videospiel Soundtracks aller Zeiten
Fans freuen sich zudem über kleinere Anspielungen, beispielsweise wenn das gutherzige Raubein Barret nach einem gewonnen Kampf die typische Siegesmelodie der Reihe herausbrüllt. Lediglich einige wenige verwaschene Texturen und etwas detailarme NPCs in den dicht besiedelten Gebieten trüben den ansonsten hervorragenden technischen Eindruck etwas.
Fazit: Ein echtes Meisterwerk
Machen wir’s kurz: Das Final Fantasy 7 Remake wird seiner Vorlage nicht nur gerecht, sondern übertrifft sie dank moderner technischer Möglichkeiten. Ein wahrlich meisterhafter RPG-Hit der das Zeug dazu hat, wie schon die Vorlage in die Geschichtsbücher einzugehen. Ob als Paradebeispiel dafür, wie ein Remake auszusehen hat oder als grandioses Rollenspiel.
Kenner des Originals freuen sich darüber, erneut in die wunderschöne Welt Midgars einzutauchen und dabei fast schon im Minutentakt neue Details über liebgewonnene Charaktere oder Orte zu erfahren.
Neulinge hingegen zieht das Final Fantasy 7 Remake binnen weniger Stunden magisch in ihren Bann. Ein absolutes Meisterwerk, das jeder PS4-Besitzer gespielt haben muss. Die zweite Episode kann für uns jedenfalls nicht früh genug erscheinen.
Meinung von Philipp Briel
Ich habe FF7 damals sehr gemocht, auch wenn Teil 9 mein Lieblingsableger der Reihe ist. Dem siebten Teil tut die Frischzellenkur aber ausgesprochen gut. Die Kombination aus packender Story, erstklassigem Kampfsystem und beeindruckender Technik macht das Final Fantasy 7 Remake für mich zu einem der besten Rollenspiele, die ich in den letzten Jahren gespielt habe. Ich verneige mich vor den Entwicklern.
Doch nicht nur Final Fantasy ist jetzt neu rausgekommen: Auch Half-Life: Alyx und Doom Eternal überzeugten uns bis jetzt binnen weniger Spielminuten. 2020 verspricht ein wirklich erfolgreiches Game-Release-Jahr zu werden – und diesen Monat warten noch ein paar andere Erscheinungen...