Ghostrunner entpuppt sich im Test als echte Überraschung: Im First-Person-Parcours-Action-Spiel dreht sich alles um die Freude an schnellen Bewegungen, den Frust zu sterben und eine dystopische Zukunftsvision.
Cyberpunk 2077 wurde noch einmal verschoben, aber auf ein wirklich gutes Cyberpunk-Game musst du dich nicht bis Dezember gedulden. Ghostrunner ist mit seiner illustren Genre-Mischung endlich erhältlich und eine faustdicke Überraschung geworden – und das ist absolut positiv gemeint, wie unser Ghostrunner Test verrät.
Quick-Facts zu Ghostrunner
- Entwickler: One More Level
- Publisher: 505 Games
- Genre: Action / Jump-and-Run
- Release: 28.10.2020
- Spieler: 1
Ghostrunner: Meister der Bewegungen
Manchmal ist der direkte Ansatz doch immer noch der Beste. Wozu mit einem ellenlangen Intro aufhalten, wenn du direkt als Cyborg-Ninja mit einem Katana in der Hand Gegner zu Hackfleisch verarbeiten kannst?
Ich meine… dass Cyborg-Ninjas verdammt cool sind, hat seinerzeit schon Metal Gear Solid eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Aber Ghostrunner ist auch cool, verdammt cool sogar. Und bockschwer. Doch fangen wir von vorne an.
Wir erwachen mit einer Klinge in der Hand in einer dystopischen Cyberpunk-Welt, um zu fliehen und Rache zu nehmen. Wofür? Nun, das verrät uns der First-Person-Action-Plattformer erst im Laufe der rund sechs- bis achtstündigen Kampagne.
Ist aber auch erstmal egal, denn die spannend erzählte Story dient in Ghostrunner nur als nettes Beiwerk. Hier dreht sich alles um die perfekten Bewegungen, das Verinnerlichen der gegnerischen Angriffsmuster und coole Parcours-Einlagen.
Ghostrunner ist schnell, gnadenlos und in seinen besten Momenten einfach unglaublich spaßig. Quasi wie Mirror’s Edge mit der Klinge aus Dishonored, der Brutalität eines Dark Souls und dem Setting von Cyberpunk 2077. Spannende Mischung? Oooohja.
- MEHR LESEN: Alle PS5-Launch-Games im Überblick
Jump around
Von einer Plattform aus schwingen wir uns mit dem Enterhaken an eine Steilwand, an der wir entlang rennen, in letzter Sekunde dem Feindbeschuss in Zeitlupe ausweichen und den Bösewicht dann einen Kopf kürzer machen.
Dass unsere Gegner dabei, genau wie wir, mit nur einem Schlag das Zeitliche segnen verrät, wie schnell die Action im Game tatsächlich ist. Eine Unachtsamkeit, eine falsche Bewegung und eine Millisekunde nicht aufgepasst und wir starten vom letzten Checkpoint erneut.
Das kann frustrierend sein, allerdings wird Ghostrunner in bester Souls-Manier dabei niemals unfair. Und das, obwohl unsere Kontrahenten sich wieselflink bewegen und präziser schießen, als ein CoD-Profi mit Sniper.
Kein Wunder also dass es eine ganze Weile dauert, bis man sich mit dem grundlegenden Gameplay vertraut gemacht und alle Bewegungen verinnerlicht hat. Ist dieser Punkt allerdings erstmal erreicht, entpuppt sich das Indie-Game als unvergleichlicher Adrenlinrausch, der uns nicht mehr loslässt. Sprung, Wallrun, Sprung, Schnetzeln, Sprung, Enterhaken, Wallrun, Schnetzeln.
Trial, Error und eine Prise Tetris
Ghostrunner lebt von diesem Trial-and-Error-Prinzip. Glücklicherweise sind die Checkpoints meist ziemlich fair verteilt. Segnen wir das Zeitliche – und das werden wir oft (alleine im ersten Level bereits 89 Mal) – starten wir direkt vor der Konfrontation erneut.
Erfreulicherweise gibt es meist mehrere Wege, die zum Ziel führen. Die sind zwar nicht weniger knackig, aber vielleicht liegt uns die alternative Route ja vom Flow her besser?
Wer ein Problem damit hat, in einem Videospiel immer und immer wieder das Zeitliche zu segnen, sollte besser einen großen Bogen um Ghostrunner machen, denn knackig schwer wäre noch eine Untertreibung.
Besser wird es jedoch, wenn wir nach ein bis zwei Spielstunden den mysteriösen Architekten treffen und der uns Zugang zum Upgrade-Menü verschafft. Hier dürfen wir einzigartige Skills in bester Tetris-Manier auf verfügbare Slots verteilen. Außerdem erlernen wir nach und nach besondere Fähigkeiten, die uns das Weiterkommen spürbar erleichtern.
Diese Lernkurve in Ghostrunner gefällt, denn während wir selbst im Laufe des Abenteuers immer besser werden, lernt auch unsere Hauptfigur immer neue Tricks. Zumal die Entwickler immer mal wieder das Tempo herausnehmen und uns, ganz ohne Feindkontakt, Jump-and-Run-Einlagen oder kleinere Rätsel lösen lassen.
Dank ansehnlicher Cyberpunk-Kulisse und wummerndem Electro-Soundtrack bleiben wir auch nach dem 100. Tod gerne weiter am Ball.
Fazit zu Ghostrunner
Ghostrunner ist nichts für schwache Nerven, aber genau dieses Konzept steht dem Spiel hervorragend zu Gesicht. Hier tritt die zwar spannend erzählte, aber wenig innovative Handlung in den Hintergrund und lässt uns einfach nur Spaß haben.
Die überschaubare Länge ist dabei genau richtig, damit zu keinem Zeitpunkt Ermüdungserscheinungen auftreten und sich das Game mit jedem Level neu erfinden kann. Dass es sich bei den Kämpfen fast schon um Rhythmus-Rätsel handeltund die Parcous-Abschnitte dank präziser Steuerung hervorragend von der Hand gehen sorgt dafür, dass trotz beinhartem Schwierigkeitsgrad selten Frust aufkommt.
Ghostrunner ist ein stylisches First-Person-Action-Spiel, das mich für meine Mühen gekonnt belohnt und somit stets motiviert. Ein berauschendes Cyberpunk-Abenteuer und eine der größten Gaming-Überraschungen der letzten Monate.
Mehr zum Thema Gaming und Esports liest du auf EarlyGame. Wir ziehen den großen Vergleich zwischen PS5 und Xbox Series X und liefern dir den ultimativen Among Us-Map-Guide.