Returnal Review | Sonys neuer Hoffnungsträger

Returnal
Der neue AAA-Shooter für die PS5. Hält er, was er verspricht? (Quelle: Housemarque)

Returnal macht Spaß. Zumindest denjenigen, die ein bisschen über ihren eigenen Tilt lachen können. Denjenigen, denen der Satz "Diesmal schaffe ichs aber wirklich" auch noch um 3 Uhr morgens leicht über die Lippen kommt. Denjenigen, die das Roguelike Genre lieben. Diese Liebe wird hier auf den Prüfstand gestellt. In einer wunderschönen Düsterwelt warten Tentakel-Aliens mit Energiebällen nur darauf, euren Raumanzug zu knacken.

Returnal heißt der neue Sony-AAA-Titel und das Game erscheint exklusiv für die Playstation 5. Vermarktet wird es als Third-Person-Shooter Roguelike Psychological Horror Game. Was für eine Kombination! Ich durfte es vorab testen und es hat mich ganz klar gepackt. Meine Frustrationsrufe schallten durch die EarlyGame-Redaktionsräume, die Kollegen machten sich Sorgen. An Returnal ist aber eigentlich fast alles gut: Die smoothe Waffenkontrolle, der Wille, nach jedem Tod weiterzumachen, eine Grafik, wie sie der Unreal Engine 4 würdig ist. Einzig und allein der Horrorfaktor ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber eins nach dem anderen in unserer Returnal Review.

Es wird in diesem Text keine Story-Spoiler geben, keine Angst! Das liegt hauptsächlich daran, dass ich auch nach ca. 20 Stunden Spielzeit noch nicht wirklich weit gekommen bin. Returnal ist eine harte Nuss!

Returnal Review: Die grobe Story

Returnal dreht sich um die Bruchlandung der Astronautin Selene auf dem Planeten Atropos. Nachdem sie ein mysteriöses Signal dorthin zurückverfolgt hatte, stürzte sie mit ihrem Schiff ab. Auf dem Planeten entdeckt sie eine andere weibliche Astronautin und Audiologs mit Aufnahmen ihrer eigenen Stimme, die sie niemals eingesprochen hat. Mysteriös! Selene ist von da an in einer Zeitschleife gefangen, in der sie jedes Mal erneut an ihrer Absturzstelle aufwacht, wenn sie stirbt.

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In diesem Bild könnt ihr Tentakeln sehen - eine Sicht, die in Returnal kein Ende hat. (Quelle: playstation.com)

Returnal Review: Das Next-Gen Roguelike

Mit dem Start durch die zahlreichen Höhlensysteme des Planeten bis zur Oberfläche finden wir viele, viele Dinge. Darunter sehr viele Monster, Sackgassen und Hinweise, die man später erst freischalten kann. Nebenbei sammelt ihr natürlich auch eine ganze Menge an Upgrades für euren Raumanzug, Items für mehr Schaden und sehr außerirdisch aussehende Alienblaster ein. Mit denen zieht ihr locker-leicht in den Kampf und sobald ihr das erste Mal sterbt, geht es – typical Roguelike – zurück an den Anfang ohne Inventar. Obwohl... ein paar wichtige Anzugupgrades lässt euch das Spiel dann doch noch behalten...

Die Schwierigkeiten des Genres versucht Returnal mit klassischen Methoden zu umgehen: jedes Mal, wenn ihr einen neuen Run startet (und das wird sehr oft passieren), ändert sich die Map. Das heißt, einzelne Räume bleiben die gleichen, sie werden nur durchgemischt und zufällig verteilt. Spannend auf der einen Seite, weil es auch im 20. Run vielleicht noch ein Audio-Log irgendwo gibt, den man noch nicht entdeckt hat. Immer wieder kommen auch ganz kleine Mini-Inhalte der recht bizarren, aber doch mitnehmenden Story vor, die man eben noch nicht gesehen hat.

Tatsächlich wird die immer neue Raumanordnung ein bisschen problematisch, wenn es auf den ca. 50. Versuch zugeht. Ich hatte wirklich oft das Gefühl, einfach unlucky zu sein und gerade meine Hass-Räume immer wieder vor die Nase gesetzt zu bekommen. Da hilft auch die sehr übersichtliche Darstellung der Map nicht, die schon alles Wichtige anzeigt, darunter welche Räume vor euch liegen (leuchtende Tore) und welche ihr schon betreten habt (ergraute Tore).

Die Welt von Returnal an sich dagegen erinnert sehr an Mass Effect oder The Expanse, nur ein wenig dunkler und ein wenig mystischer. Wer den Film Prometheus von Ridley Scott kennt, der weiß Bescheid. Nach und nach zeichnet ihr auf dem Weg durch die Biome von Atropos die Geschichte einer uralten Zivilisation mit Statuen und Runen auf.

Aus den Tiefen eines schleimig-toxischen Dschungels bis in die Trockenheit der Wüsten führt euch euer Weg. Der PS5-Exklusiv Titellässt euch ohne Lags und Ladezeiten bei smoother Framerate durch die Gegend dashen. Auch die hitzigen und teilweise chaotischen Kämpfe sind zumindest grafisch kein Problem, sondern eher ein Next-Gen-Augenschmaus. Im 3D-Stil abgerundet wird das ganze vom DualSense Controller, der die Action recht dezent unterstützt und richtig ins Spiel eintauchen lässt. Der Playstation 5 Titel fährt mit allen Geschützen auf!

Horrorstimmung kommt auf für alle, die es atmosphärisch mögen, zumindest bei den ersten paar Runs. Die sehr tentakeligen Alien-Gegner leuchten in Neonfarben durch die Nacht und spucken ihre Säurebälle oder Laser. Der Schwierigkeitsgrad ist wie gesagt hoch, gerade weil es sehr unterschiedliche Viecher auf dem Planeten gibt. Und ich wiederhole nochmal: Sie haben viele Tentakel! Sie saugen euch auf, wenn ihr durch den Dschungel lauft, verfolgen euch in euren Träumen oder wimmeln um die Loot-Truhen herum. Es kam mir zwischendurch ein bisschen vor, wie ein Hentai-Horror im AAA-Mantel. Insgesamt soll Returnal aus 10 Biomen bestehen.

Returnal combat
Düster und chaotisch wird es direkt im ersten Biom. Ausweichen, dashen schießen. Und nicht ins Wasser fallen! (Quelle: Returnal)

Returnal Review: Gameplay - Ein ewiger Kampf

Das Hauptelement eines Roguelike ist der Kampf. Und der fühlt sich in Returnal eigentlich richtig smooth an. Wir starten am Anfang jeder Runde mit der klassischen Pistole. Hier spielt wieder ein bisschen der Zufälligkeits-Faktor mit hinein. Manchmal kann es eben auch sein, dass ihr partout keine andere Waffe findet und größere Monster nur mit einem kleinen Pew Pew zur Hölle schicken müsst. Die Entwickler von Housemarque haben aber bestätigt, dass es insgesamt 10 verschiedene Waffen geben wird, mit mehr als 90 Traits! Jede Waffe hat dabei ihr eigenes Alt-Feuer, wie eine Ultimate, die von Runde zu Runde unterschiedlich verteilt ist. Manchmal feuert ihr ein paar Zielprojektile ab, manchmal eine Explosionsgranate, manchmal einen Pelpetine-Blitz.

Es kann eine ganze Weile dauern, bis ihr alle Waffen zusammen habt. Ich hab's zum Beispiel nicht geschafft. Aber ich bin dran! Es ist ein bisschen unbefriedigend, nur eine Waffe gleichzeitig tragen zu können. An sich, ist das Spiel aber für verschiedene Arten von Playstyles gerüstet, Rambo also genauso wie Distanzschütze. Sehr angenehm war auch die zweistufige L2-Betätigung, mit einerseits normalem Fokus und andererseits den verstärkten Alt-Feuerschüssen.

Über die Verbindung von Roguelike und third-person shooter lässt sich streiten. Der Genre-Mix macht das Spiel auf jeden Fall atmosphärischer aber auch viel chaotischer. Durch die teilweise sehr verschachtelten Räume und unglücklichen Spwan-Punkte von Gegnern habe ich recht oft Schaden kassiert, wo eigentlich keiner hätte sein müssen. Das tut direkt doppelt und dreifach weh, wenn jeder Tod das Ende bedeutet. Grandiose Umsetzungen des Roguelike Genres, wie Hades oder Dead Cells, bieten deutlich mehr Übersicht aus einer anderen Perspektive. Auch das Dodgen von umherfliegenden Elementen (davon gibt es weiß Gott genug in Returnal) ist aus der Third-Person Perspektive teils eine echte Herausforderung, wenn es zur gleichen Zeit Gegner zu beseitigen gilt.

Returnal white shadow
Es gibt Runen zu lesen und den "White Shadow" zu lokalisieren. Die Story hält auf jeden Fall einiges parat!

Aber euch wird dabei geholfen: Es gibt eine ganze Reihe an Artefakten zu scannen und einzusammeln. Ob ihr eure Stats erhöhen wollt, Schilde den nächsten Angriff blocken oder ihr Druckwellen beim Landen erzeugt, die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig. Mit der In-Game Währung "Obolites" könnt ihr euch zusätzlich Upgrades kaufen. Obolites bekommt ihr übrigens entweder, wenn ihr Gegner tötet. Oder sie liegen einfach auf dem Boden rum.

Eine weitere interessante Item-Mechanik sind die "malignant Items" oder "malignant chests". Sie sind mit Alien-DNA infiziert. Das heißt im Klartext, ihr bekommt zwar etwas dafür, Bonus Schaden zum Beispiel, aber es gibt auch einen Malus. Einmal haben Gegner dafür nach dem Tod eine Säurepfütze hinterlassen. Spaßig.

Returnal Review: Das Urteil

Mit Returnal kommt ein Playstation 5Spiel auf den Markt, das in Sachen Grafik und immersivem Spielerlebnis einen Maßstab setzt. Dass ich jetzt vielleicht Abmahnungen in der Redaktion fürchten muss, weil mich das Spiel so sehr mitnahm, ist sogar ernst gemeint. Returnal ist etwas für die ganz harten. Nicht nur, dass das Spiel an sich einfach schwer ist. Auch macht es die etwas unpraktische Third-Person-Perspektive und das mitunter lange Suchen nach dem richtigen Weg zusätzlich frustrierend. Wege enden in Sackgassen, man scheitert dreimal hintereinander am gleichen Muster und Aliens spawnen auf einmal direkt in deinem Gesicht.

Alles andere läuft aber mehr als zufriedenstellend. Die Kampfsequenzen funktionieren (wenn man sich dran gewöhnt), dieWaffen sind vielseitig und die Welt raubt einem schnell mal den Atem. Alle Sci-Fi Fans kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Wie macht sich Returnal also als Game des Jahres 2021? Schwierig zu sagen, die Hälfte liegt ja noch vor uns, aber es gibt immerhin schonmal einen guten Bewerber. Möglicherweise habe ich es ja bis zum Ende des Jahres durchgespielt. Möglicherweise!

  • Release Date: 30. April, 2021
  • Entwickler: Housemarque
  • Genre: Roguelike, Third-Person-Shooter, Psychological Horror
  • Single Player
  • Platform: Playstation 5

Das war's mit der Returnal Review. Wenn ihr gerade mal 70 Euro übrig habt – eine gute Investition ist es in meinen Augen auf jeden Fall!

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Eric Ganther

Expertise aus 11 Jahren League of Legends und zahlreichen Tilt-Stunden paart sich hier mit einer soliden Kennung von Memes und eigentlich allem, was popkulturell so in der Welt abgeht. Was dabei rauskommt, ist meistens jugendfrei und ab und zu witzig....