Oft wird gesagt, Online-Freundschaften wären nichts Besonderes, sondern nur lose. Mehr eine Bekanntschaft als eine Freundschaft, denn man kennt die Menschen hinter dem anderen Bildschirm doch kaum. Und sicherlich hat der ein oder andere von euch schon von Warnungen gehört, etwa von besorgten Eltern: Triff dich nicht mit fremden Leuten aus dem Internet! Doch was, wenn doch?
Wo soll ich überhaupt anfangen? Am besten mit mir selbst und damit: Ich bin ein großer Nintendo-Fanboy! Mario, Donkey Kong und Co., diese Games sind einfach meine Welt und zählen zu meinen Lieblingsvideospielen. Ich habe vom GameCube über die Wii und Wii U bis hin zur aktuellen Nintendo Switch auf allen Konsolen der letzten Jahre gezockt und viel Spaß in unzähligen (vermutlich zu vielen...) Spielstunden gehabt.
Dementsprechend ist die Super Smash Bros.-Reihe als das große Crossover von Nintendo-Charakteren für mich jedes Mal ein absolutes Highlight. Welcher Nintendo-Fan feiert es nicht, wenn Charaktere aus The Legend of Zelda gegen Pokemon im Kampf antreten – und dann noch Gast-Charaktere wie Cloud aus Final Fantasy VII oder Joker aus Persona 5 hinzukommen?
Als der neueste Ableger Super Smash Bros. Ultimate im Frühjahr 2018 angeteasert und angekündigt wurde, war mein Hype riesig! Zwar bin ich nicht so sehr ausgerastet, dass ich mein Zimmer zerlegt habe, wie man es in vielen Reaction-Videos von YouTubern und Streamern gerne mal sieht. Endlich ein neuer Teil, endlich kommt Smash Bros. auf die Switch! Und mit jedem neuen Trailer, mit jeder neuen Präsentation und vor allem mit jedem neuen Charakter-Reveal ist meine Vorfreude größer geworden. Dass das Game später großen Einfluss auf mich persönlich haben würde, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht erahnen.
Und trotzdem hatte ich mir neben dem ganzen Fun am Spielen bei diesem Teil etwas vorgenommen: Ich hatte vor, mehr competitive zu werden. Ich wollte mir dieses Mal einen Charakter als Main suchen, diesen lernen und im Spiel einfach besser werden. Es ging mir nicht darum, der Allerbeste zu sein (echt nicht...) wie keiner vor mir war oder ein extrem hohes Level zu erreichen und es mit Top-Spielern aufzunehmen, der Spaß sollte immer noch im Vordergrund stehen.
Gesagt, getan: Es wurde der Pokemon Trainer und ich fand mich Anfang 2019 auf Discord auf Matchmaking-Servern, um online Gegner zu suchen und mit anderen Spielern zu spielen.
So lernte ich auch ein paar neue Leute kennen und über einen losen Kontakt mit einem Trainingspartner kam ich in die Clanszene. Clans sind eine Gruppe von Spielern und Freunden, die regelmäßig miteinander spielen und sich gegenseitig dabei helfen, sich zu verbessern. Und da mein Mitspieler von damals gerade einen neuen gründen wollte, bin ich dadurch zufällig in die Clanszene reingerutscht. Als einer der ersten Mitglieder wurde ich außerdem noch einer der Leader (wie das schon klingt.. LEADER!!!). Leider hat sich der Clan nicht ganz so lange gehalten und wurde nach ein paar Monaten aufgelöst. Trotzdem war es wichtig, denn durch die Mitgliedschaft und meine Rolle als Leader lernte ich weitere Spieler und andere Clans kennen – so auch meinen jetzigen.
Ich wurde durch den Kontakt zur Clanszene gewissermaßen mehr ein Teil der deutschsprachigen Smash Bros.-Community. Aber es gab da neben dem Zocken über den Online-Modus und dem Chatten auf Discord noch etwas: Offline-Turniere und Esports-Events. Und ich wusste davon, schließlich hatte ich oft genug Smash-Turniere auf Twitch verfolgt...
Ich meine: Ich konnte das Game ja bequem von zuhause aus mit anderen spielen, alles ganz easy. Und ich hatte nicht das Gefühl, mir würde etwas fehlen. Ich wollte ja nur Spaß haben und den hatte ich auch online. Wifi-Warrior forever, oder? Und außerdem: „Ich kenne dort ja sowieso niemanden, was soll ich da?“ Die typischen Gedanken einer eher introvertierten Person wie ich es nun mal bin.
Und doch hat es sich dann einmal ergeben und ich habe mich „getraut“ (ja, so würde ich es sagen), auf ein Smash Bros.-Offline-Event zu fahren. Wie erwartet war ich aus dem Turnier schnell raus, aber ich habe danach noch mit anderen Teilnehmern gezockt und gequatscht, hatte Spaß, es war eine tolle Erfahrung.
Im September 2019 wurde ich dann von einem befreundeten Leader eines Clans angeschrieben und gefragt, ob ich ihrem Clan joinen möchte. Na logo! Ich hätte nicht damit gerechnet, was diese Entscheidung für Folgen haben würde – aber ich habe sie nicht bereut.
Ich lernte die ganzen Member kennen, wurde herzlich aufgenommen und lebte mich schnell und gut in der neuen Gruppe ein. Ich interagierte auf Discord, ab sofort fast täglich mit diesen Menschen und einige von ihnen kamen auch aus meiner Region. Um diese Freunde (ja, ich war schnell an dem Punkt, sie so zu nennen) nach dem regelmäßigen Chatten online auch im Real Life kennenzulernen, ging ich dann wieder diesen Schritt auf ein Offline-Event. Und wieder, und wieder, und wieder...
Und genau das macht diese Events für mich aus: Chillen und Zeit mit Kumpels, dazu der Reiz der Competition, neue Menschen kennenlernen, die das gleiche Hobby haben und das gleiche Spiel lieben wie ich. Ein Game – Super Smash Bros. Ultimate –, das uns alle verbindet, das Gefühl von Community.
Es ist nun mehr als zwei Jahre her, seit Super Smash Bros. Ultimate erschienen ist – ich hätte nicht erwartet, dass ein Nintendo-Game meinen Kreis an Bezugspersonen mal so prägen würde, aber jetzt bin ich hier an diesem Punkt. Doch das Wichtigste an dem Spielen dieses Games ist nicht das Game selbst. Es ist einfach die Community und das Drumherum.Jetzt fragt ihr euch vielleicht am Ende: Warum erzähle ich diese ganze Geschichte? Was könnt ihr davon mitnehmen? Wir sind alle Gamer und lieben Videospiele! Doch oft werden wir auch mit dem Vorurteil konfrontiert: „Es sind doch nur Games! Videospiele sind nicht das echte Leben.“ Aber ein Spiel war der Ausgangspunkt und hatte Einfluss auf meinen Freundeskreis. Und vielleicht ist euch etwas Ähnliches auch schon widerfahren. Und die andere Sache ist, dass eure Gaming-Bekanntschaften mehr sein können als andere denken. Gaming verbindet, uns alle! Vor allem in Corona-Zeiten...
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