Eigentlich hatte ich ja erwartet, um diese Zeit ein neues "Vampire: The Masquerade"-Spiel vor mir zu haben. Stattdessen habe ich Werewolf: The Apocalypse - Earthblood bekommen. Noch so ein Zungenbrecher! Ganz ehrlich, wer denkt sich das aus... Schauen wir mal, ob das Spiel was taugt.
In Earthblood spielt man Cahal, einen ausgestoßenen Werwolf. Ziemlich cool, oder? Ich war ja immer eher ein Vampir-Fan, aber bei Werwölfen sag ich auch nicht nein. Und Earthblood spielt auch noch im selben Universum wie das beste Vampir-Spiel aller Zeiten, Vampire: The Masquerade! Was kann da noch schief gehen?
Cahal kommt jedenfalls aus seinem Exil zurück, um gegen eine böse Firma zu kämpfen, die die Umwelt verschmutzt und seine Famile bedroht. So weit, so gut. Und selbst wenn Earthblood am Ende so schlecht ist, dass es zum heulen bringt, haben wir ja vielleicht trotzdem etwas Spaß dabei.
WTAE Review - Das Schlechte: Miese Grafik & Steife Charaktere
Fangen wir mit dem Elefanten im Raum an. Oder sollte ich besser Wolf sagen? Okay, genug davon. Das Spiel sieht richtig schlecht aus. Und zwar nicht auf die Art, wo es vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit gebraucht hätte. Nein, Earthblood sieht aus, als wäre es 10 Jahre alt! Einige der Charaktere sehen mehr nach Sims aus als nach echten Menschen! Wie kann sowas 2021 noch passieren?! Ich habe das Ganze auf der PS4 gespielt, aber das ist keine Entschuldigung für verwaschene Texturen und leblose Charaktere.
A propos Charaktere, die Dialoge sind super steif und langweilig. Ja klar, erzähl mir ruhig mehr von deinen Daddy Issues! Ist ja nicht so, als hätte ich was Besseres zu tun... Der einzige halbwegs interessante Charakter ist Cahal selbst. Der erinnert mich nämlich ein bisschen an Kratos. Aber das ist auch schon alles.
Die Gegner sind in dem Punkt nicht wirklich besser. Ist fast schon übertrieben, sowas Gegner zu nennen. Schaufensterpuppen würde besser passen. Bis auf die großen Roboter, die dir wortwörtlich das Fell wegsägen können, sind alle Feinde mehr vom Gleichen. Okay, die ekligen Kreaturen, die später dazu kommen und sehr nach Venom aussehen, gehen auch klar. Aber wenn zu viele Feinde auf einmal da sind, leidet die Performance auch mal. Das fehlte gerade noch!
Die Kamera ist auch nicht sehr hilfreich, weil die Übersicht oft fehlt. Zum Glück kann man viele Kämpfe einfach überspringen, indem man an ihnen vorbeischleicht. Außer man wird entdeckt und direkt elektro-geschockt. So behandelt man seinen Hund nicht! Leider haben fast alle Missionen den selben Ablauf: ein Gebäude infiltrieren, bisschen schleichen und kämpfen, vielleicht eine kleine Nebenquest und dann wieder raus. Und jede. Umgebung. Sieht absolut. Gleich. Aus. Oh man.
Das klingt jetzt alles, als wäre Earthblood ein schlechtes Spiel. Und ja, das ist es auch irgendwie. Aber manchmal können trashige Spiele ja trotzdem Spaß machen! Mal sehen, ob das hier der Fall ist.
WTAE Review - Das Gute: Setting & Gameplay
Also dann, was kann das Spiel denn gut? Nicht allzu viel, aber es könnte reichen, um das Blatt zu wenden. Zumindest für mich.
Erstmal ist das Setting ziemlich cool. Earthblood hat eine klasse Hintergrundgeschichte für seine Werwolf Mythen. Na klar, die haben sie ja schließlich aus dem World of Darkness Pen & Paper Universum übernommen! Die Cutscenes leisten gute Arbeit, um die düstere Stimmung zu erschaffen und ziehen einen direkt hinein ins Spiel. Die Verbindung zwischen Werwölfen und der Natur ist außerdem eine nette Abwechslung zum üblichen Werwolf Klischee. Für Naturliebhaber wie mich ist das Spielziel, die Welt vor bösen Umwelt-Verschmutzern zu retten auch echt motivierend!
Dann wäre da das Gameplay. Earthblood hat drei verschiedene Formen für Cahal: Mensch, Wolf und Werwolf. Als Mensch bleibt man in manchen Bereichen unentdeckt. Die Wolfsform eignet sich am besten zum Schleichen. Und als Werwolf machst du Sachen kaputt! Das fühlt sich manchmal an, als würde man einen haarigen Hulk spielen. Es gibt echt coole Attacken als Werwolf, wodurch die Kämpfe gegen kleine, hilflose Menschen echt unterhaltsam machen. Man kann sie einfach packen und wie Puppen herumschleudern!
Das Kampfsystem ist komplexer als man denkt und es gibt auch ein kleines Skill System. Damit kann man neue Fähigkeiten freischalten, indem man vorher Energie von Pflanzen gesammelt hat. Ja genau, Cahal schnüffelt mal kurz an einer Blume und bekommt XP Punkte dadurch. Klingt komisch, passt aber zum Naturliebhaber vibe.
In Kämpfen sammelt Cahal Rage-Punkte. Wenn man genug davon hat, kann Cahal in den Frenzy Modus wechseln und ist quasi unbesiegbar. Ziemlich nützlich, vor allem in den Bosskämpfen. Die sind übrigens gar nicht übel. Nicht das Beste, was ich jemals gespielt habe, aber gerade der letzte Boss war echt fies. Die Story endet aber leider auf eine sehr vorhersehbare Art.
WTAE Review - Das Fazit
Am enttäuschendsten war für mich, dass man die Wölfe in Earthblood nicht streicheln kann. Aber immerhin kann man selbst zu einem werden! Allein das macht schon ziemlich Spaß. Zumindest wenn man die hässliche Grafik ignorieren kann... Wem das gelingt, der bekommt einen unterhaltsamen No-Brainer für ein paar Abende.
An manchen Punkten hat mich das Spiel auch an Prototype erinnert. Du weißt schon, das Spiel mit dem Typen, der einen Monster-Arm hat und Leute wegmetzelt? Kein schlechter Vergleich, denn Prototype war auf seine Art ziemlich gut. Leider hat Earthblood sein Potential an vielen Stellen einfach verschenkt.
Was echt traurig ist, denn ich wollte das Spiel ja mögen. Aber die Story wirkte so gehetzt und alle Missionen so austauschbar. Das hätte man sich echt sparen können. Also spar dir erstmal dein Geld und warte auf einen Sale, wenn du unbedingt deinen inneren Wolf ausleben willst.
- Release: 4. Februar 2021
- Entwickler: Cyanide Studios
- Genre: Fantasy-Action
- Single Player
- Spielzeit: 10-12 Stunden
- Plattform(en): Microsoft Windows, Xbox One, Xbox Series X|S, Playstation 4, Playstation 5
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