Hearthstone feiert seinen sechsten Geburtstag. Das Spiel durfte in der Zeit einige Höhen und Tiefen erleben. Ein Grund mehr einen tieferen Einblick in seine Geschichte zu werfen. Dabei schauen wir uns sechs wertvolle Lektionen an, welche wir in den letzten Jahren lernen durften.
"Twenty Years, Twenty Lessons Learned" ist ein sehr populärer GDC-Talk von Magic: The Gathering Lead Designer Mark Rosewater, der bis zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels fast 700.000 YouTube Klicks bekam.
Während keiner der Leute hier bei EarlyGame im Hearthstone-Designteam war, haben wir das beliebte Kartenspiel während seiner gesamten bisherigen Existenz genau beobachtet. Daher dachten wir uns, wir sollten dem Beispiel von MaRo folgen und sechs Lektionen mit euch teilen, die wir als Analysten, Zuschauer, Spieler und Fans des Blizzards Hit-Titels gelernt haben.
Lektion eins: Verkauf digitaler Kartenspiele
Hearthstone ist ziemlich schnell ziemlich groß geworden. Seit seiner Veröffentlichung berichtet Blizzard jedes Jahr, dass der Großteil seiner Einnahmen aus Mikrotransaktionen stammt. Das Kartenspiel ist ein Paradebeispiel dafür. Obwohl das Spiel völlig kostenlos ist, bietet Hearthstone Kartenpakete, Arenakarten und auffällige Heldenporträts und Kartenrückseiten zum Verkauf an. Diese kleinen Käufe summieren sich schnell zu einem großen Betrag.
Eine Vorbestellung der neuesten Erweiterung kostet normalerweise so viel wie eine WoW-Erweiterung oder ein komplettes Konsolenspiel. Diese gibt es dreimal im Jahr.
Man könnte behaupten, dass die Programmierung von Hearthstone ein Kinderspiel war. Tatsächlich ist es aber das Gegenteil. Hearthstone war ein kleines Experiment einer Handvoll Entwickler bei Blizzard – einer Firma, die für ihre riesigen 3D-Welten, großen Esports-Titeln und legendären Geschichten bekannt ist. Hearthstone war anfangs nichts davon.
Seine Veröffentlichung erwies sich jedoch als äußerst erfolgreich und ebnete den Weg für eine Lawine von heutigen Konkurrenten. Die Liste enthielt Spiele wie The Elder Scrolls: Legends, Artifact, SolForge, World of Myths, sowie Hybrid-Titel, die sich stark von Hearthstone inspirieren ließen wie Faeria, Duelyst und Hand of the Gods... Oh und nicht zu vergessen: Magic: The Gathering Arena.
Haben wir Geld erwähnt? Hearthstone mag vielleicht nicht mehr so viel Geld einnehmen wie vor ein paar Jahren, aber eines beweist das Erfolgsrezept: Die Hersteller der größten Spiele der Welt wie Dota 2, Skyrim und Smite beschlossen, auf den Zug aufzuspringen und ihre eigenen digitalen Kartenspielangebote zu entwickeln.
Lektion zwei: Zuschauerfreundliche Spiele
Eine weitere Sache, die jetzt merkwürdig erscheint, aber tatsächlich eine enorme Bedeutung hat. Schon vor seiner Veröffentlichung, als nur Profispieler und bekannte YouTuber Beta-Keys für Hearthstone hatten, zog das kleine Kartenspiel viele Twitch-Zuschauer an.
Einige haben es zunächst nicht verstanden – wie kann ein dummes Spiel über Murlocs beliebter sein als League of Legends? Die Antwort ist die Zuschauerfreundlichkeit.
Hearthstone ist ein äußerst zuschauerfreundliches Spiel. Es ist rundenbasiert, so dass es leicht ist, den Spielen Aufmerksamkeit zu schenken, im Gegensatz zu einem hektischen Kampfspiel in der Arena. Es ist hübsch, farbenfroh und klingt großartig – ein Füllhorn der Sinne. Aber das Wichtigste ist: es zeigt die Perspektive des Spielers. Man sieht das gleiche Schlachtfeld und das gleiche Kartenblatt. Und man überlegt, genau wie der Spieler, den man beobachtet. Das führt zu spannenden und unvergesslichen Chat-Momenten, in denen die Leute "mitspielen" und zum Ausdruck bringen, was sie anders gemacht hätten. Dies ist ein hohes Level an Engagement, das selbst Spiele wie CS:GO nicht im gleichen Maße bieten können.
Lektion drei: Wir brauchen nicht wirklich einen Chat
Verrückt, oder? Ein Online-Spiel, bei dem man nicht mit seinem Gegner kommunizieren muss und nicht seine Meinung über dessen Fähigkeiten zum Ausdruck bringt? Unsinn!
Die Einbeziehung der Emote-Blasen und der Ausschluss einer richtigen Chat-Funktion war bei der Veröffentlichung des Spiels ziemlich umstritten. Was kann ich mit einem einfachen "Greetings" oder "Good Game"- Emote machen? Eigentlich eine ganze Menge. In der Tat hat sich Blizzard zu einem früheren Zeitpunkt in der Geschichte des Spiels dafür entschieden, das Emote "Sorry" zu entfernen, da es als passiv-aggressiv und herablassend angesehen wurde.
Lektion vier: Spieldesigner als beliebte, sprechende Köpfe
Jedes Spiel braucht eine Stimme. Die Overwatch-Fans lieben Jeff Kaplan und hören sich an, was er jedes Mal zu sagen hat, wenn das Spiel einen neuen Patch oder einen neuen Helden einführt. Jeder ernsthafte League of Legends-Fan kann die Stimme von David "Phreak" Turley erkennen.
Nun, eines der besten Beispiele für einen Entwickler, der das Spiel repräsentiert und mit den Fans in einer außergewöhnlich charismatischen und verwandten Art und Weise spricht, kommt von Hearthstone und seinem ehemaligen Spielleiter Ben Brode. Schon seine Anwesenheit brachte den Fans bei BlizzCons und Esports-Veranstaltungen auf der ganzen Welt Freude. Seine Patch-Notizen wurden von allen aktiven Spielern gelesen und zitiert. Wie cool war Brode? Einmal nahm er einen Rap-Song über eine Hearthstone-Erweiterung auf:
Lektion fünf: schlechte Politik
Leider sind nicht alle Lektionen positiv. Blizzard hat in letzter Zeit einige Fehltritte gemacht. Und einer der größten war die große Kontroverse um den Hearthstone-Profi Ng "blitzchung" Wai Chung.
Blitzchung ist ein Spieler aus Hongkong, der im vergangenen Jahr nach einem Turniersieg seine Unterstützung für die Demonstranten aus Hongkong zum Ausdruck brachte. Blizzard, die darauf bedacht waren China nicht zu verärgern und ein Verbot auf dem größten Markt der Welt zu riskieren, bestrafte den Spieler schnell, indem sie ihm das Preisgeld entzog und ihm einen Wettbewerbsverbot erteilten.
Dies löste eine riesige weltweite Kontroverse aus, bei der die Meinungsfreiheit, die Zensur und die üble Politik diskutiert wurden. Themen, die in einem farbenfrohen Spiel über Magier und Druiden nicht wirklich einen zentralen Platz haben. Blitzchung wurde schließlich eingezogen und Blizzard-Präsident J. Allen Brack entschuldigte sich formell für die Situation.
Lektion sechs: Jeder kann es schaffen
Wir wollen hier nicht wie ein Glückskeks klingen, aber Hearthstone beweist wirklich, dass jeder etwas Großartiges schaffen kann.
Das Spiel wurde als ein Nebenprojekt von 15 Leuten innerhalb von Blizzard gestarrtet, bekannt als Team 5. Sie fertigten einen etwas mickrigen Prototyp an, um das Konzept zu beweisen. Damit zeigten sie letztendlich, dass sie die volle Unterstützung ihrer Firma, ihrer charakteristischen Kunst und ihrer hervorragende Qualität verdienen. Team 5 besteht jetzt aus 70 Personen.
Außerhalb des Entwicklerteams haben wir so viele Erfolgsgeschichten vorzuweisen. Ehemalige mittelmäßige StarCraft-Spieler wurden zu einigen von Twitch's größten Streamern, die nun Hearthstone spielen. Ehemalige Diablo-Profis wurden zu den meistgehörten Spielern, deren Strategien das gesamte Metagame prägten. Trotz aller Widerstände holte ein chinesisches Mädchen eine Trophäe und wurde Weltmeisterin.
Dies sind nur wenige Beispiele von Menschen, die aus bescheidenen Anfängen heraus, nun ihren Traum leben, Zaubersprüche aufsagen und Drachen im größten digitalen Kartenspiel der Welt beschwören.
Gut gespielt, Leute! Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Hearthstone! Auf die nächsten sechs Jahre!