Das Genre der Echtzeit-Strategiespiele ist tot? Pah, da hast du die Rechnung wohl ohne Iron Harvest gemacht. Die Bremer Entwickler von KING Art Games liefern eine der besten Solo-Kampagnen seit langem und das vielleicht beste RTS-Game der letzten Jahre ab, wie unser Iron Harvest Test beweist.
Iron Harvest Test: Liebevolle Charaktere, eine spannende Handlung und fette Kampf-Mechs stehen im Fokus des neuen Echtzeit-Strategiespiels von KING Art Games, das vor allem Solo-Spieler hervorragend unterhalten dürfte.
Quick-Facts zu Iron Harvest:
- Entwickler: KING Art Games
- Publisher: Deep Silver
- Genre: Strategiespiel
- Release: 01.09.2020
Iron Harvest Test: Von Mechs und Bären
Iron Harvest will das Genre der Echtzeit-Strategiespiele wiederbeleben. Hach, erinnerst du dich noch an die Glanzzeiten mit Command & Conquer, StarCraft und Co? Diese galten eigentlich als längst vorbei, das Genre einfach nicht mehr als zeitgemäß. Und dann?
Kommen die in Bremen beheimateten Entwickler von KING Art Games um die Ecke und liefern einfach mal ab. Iron Harvest bietet die vielleicht beste Singleplayer-Kampagne seit Company of Heroes 2.
Genretypisch beginnt im Game alles mit einer Schlacht. Die wird aber nicht mit Gewehren oder Panzern ausgetragen, sondern mit Schneebällen. Wir schlüpfen in die Haut der jungen Polonierin Anna Kos, die sich im Alleingang der männlichen Dorfjugend erwehren muss. Unfair! Glücklicherweise eilt uns unser Bruder relativ schnell zur Hilfe.
Das Tutorial bildet den Auftakt der rund 25-stündigen Solo-Kampagne die zum Besten gehört, was wir in dem Genre seit etlichen Jahren gespielt haben. Wenig später ist Anna zu einer hervorragenden Scharfschützin herangewachsen, die das Land Polonia gegen die Mächte Rusviet und Saxony verteidigen muss. Komische Namen? Das hat einen Grund.
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Europa 1920 – nur irgendwie anders
Iron Harvest spielt in einer alternativen Vergangenheit der 1920er Jahre. Die unterscheidet sich allerdings nicht allein hinsichtlich der Namen von dem, was in Geschichtsbüchern geschrieben geht. Die Großmächte bekämpfen sich mit fetten, Öl-triefenden Kampf-Mechs. Und mal ehrlich: das allein ist doch schon viel cooler als die obligatorischen Panzer oder LKWs, oder?
Die Kampagne von Iron Harvest überzeugt durch eine spannend inszenierte Handlung und ein äußerst gelungenes Missionsdesign. Nach und nach schlüpfen wir in die Haut der drei Heldeneinheiten Anna Kos (Polonia), Olga Romanova (Rusviet) und Gunther von Duisburg (Saxony), die allesamt mit einzigartigen Fähigkeiten aufwarten und sich auch hinsichtlich der Atmosphäre unterscheiden.
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Das abwechslungsreiche Missionsdesign von Iron Harvest haben wir bereits gelobt. Mindestens genauso viel Lob hat aber die gleichermaßen dramatische wie auch witzige Story verdient, die die Solo-Kampagne nicht nur für Genrefans zu einem absoluten Genuss macht.
Starkes Gameplay, wenig Tiefgang
Auch aus spielerischer Sicht macht Iron Harvest eine Menge richtig und inszeniert packende Gefechte auf dem Bildschirm. Wir verstecken uns im hohen Gras, um uns an Feinden vorbeizuschleichen oder gehen hinter Mauern in Deckung, um unseren Gegnern nicht schutzlos ausgeliefert zu sein.
Besonders spannend wird’s, wenn die Mechs ins Spiel kommen. Vor allem wenn wir selbst einen der wuchtigen Kampf-Läufer kapern. Ein großer Spaß. Dennoch kann Iron Harvest hinsichtlich der taktischen Tiefe nicht ganz mit Genre-Schwergewichten wie Company of Heroes oder StarCraft 2 mithalten.
Dafür bietet das Game einfach zu wenige Einheitentypen und stellt den Basenbau (samt weniger Optionen) zu sehr in den Hintergrund. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch, denn die Infanterie-Gefechte überzeugen durch gelungene Dynamik und ein hervorragend umgesetztes Schere-Stein-Papier-Prinzip. Auf Dauer mangelt es jedoch ein wenig an Optionen – zumindest derzeit noch.
Iron Harvest Multiplayer: Es entwickelt sich
Auch beim Multiplayer muss Iron Harvest derzeit noch Federn lassen. Lediglich sechs Karten stehen zum Release zur Wahl, der Koop-Modus für die Kampagne soll später folgen. Auch wenn die Gefechte gegen andere Spieler schon jetzt überzeugen können, mangelt es noch an Inhalten.
Das wird sich allerdings schon bald ändern, denn neuer Content soll im Rahmen von Saisons nachgereicht werden. Auf dem Iron Harvest Esports-Turnier im Zuge der gamescom 2020 offenbarte der Titel jedenfalls eine Menge Esports-Potenzial, das die Entwickler jetzt mit Updates und Erweiterungen nur noch umsetzen müssen.
Fazit zu Iron Harvest
Iron Harvest belebt das Genre der Echtzeit-Strategiespiele gekonnt wieder. Vor allem Singleplayer-Fans kommen mit dem Titel dank packender Story, intensiver Atmosphäre und abwechslungsreicher Missionen voll auf ihre Kosten.
Auch die intensiven Gefechte machen mächtig Laune. Hinsichtlich der Einheiten-Vielfalt und Bauoptionen gibt es aber noch deutlich Luft nach oben. Aber das ist nichts, was die Entwickler nicht mit künftigen Erweiterungen in den Griff bekommen könnten. Die Basis, die Iron Harvest geschaffen hat, kann sich jedenfalls mehr als sehen lassen und stellt nicht weniger als eines der besten RTS-Games der letzten zehn Jahre dar.
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