Astralis hat innerhalb der CS:GO pro-Szene so etwas wie ein Imperium aufgebaut. Innerhalb von zwei Jahren wurde die dänische Organisation zum unangefochten größten Team, das einen CS:GO-Server betreten hat. Jetzt, zum ersten Mal seit Anfang 2018, sehen sie wirklich verwundbar aus.
Eine Prämisse, an die wir schon seit dem Intel-Grand-Slam-Sieg von Astralis geglaubt haben, ist, dass dieses Team nicht auf die typische CS:GO-Art zu Fall gebracht wird. Mit anderen Worten, ihr Untergang, falls und wenn er kommt, wird nicht das Ergebnis davon sein, dass sie jemand überholt hat. Nein, sie stehen an der Spitze der CS:GO-Nahrungskette... noch.
Astralis ist besonders. Niemand kann sie wirklich übertrumpfen. Damit blieb uns die einzige verbleibende Alternative: sie bringen sich selbst ihren eigenen Untergang. Nur wie? Die Ereignisse, die sich in den letzten Wochen abgespielt haben, geben uns einen Hinweis darauf, dass nach zwei phänomenalen Jahren die magische Aufstellung am Ende ihres Erfolgs sein könnte.
Mannschaftssiege enden mit Einzelverlusten
Leider geht es hier nicht um persönliche Angelegenheiten, Kämpfe im Spiel oder um einen überstürzten Rosterwechsel. Das Hindernis, vor dem die Astralis-Dynastie steht, ist viel gravierender als das: die lähmenden Auswirkungen des Burnouts.
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Die Organisation verheimlichte nicht die Tatsache, dass solche Probleme bei ihren Spielern vorhanden sind und dass dies der Hauptgrund für die Verpflichtung von Patrick "es3tag" Hansen und Jacob "JUGi" Hansen sei – wodurch sich die Kaderstärke auf sieben Spieler erhöht.
My situationRead: https://t.co/3qa7P8PjB0
— Andreas Hojsleth (@Xyp9x) May 28, 2020
Es stellte sich heraus, dass Stress unter den Astralis-Spielern ein noch größeres Problem ist, als die Krankheit bei In-Game-Leader Lukas "gla1ve" Rossander. Der vorbildliche Kapitän wurde als erstes krankgeschrieben, um mit den ständig wachsenden Symptomen des Burnout fertig zu werden. Das war an sich schon ein logistisches Problem für das Team, denn sein Ersatz - JUGi - ist kein IGL. Auch keines der anderen Teammitglieder.
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Dann, nur eine Woche später, machte der Mann mit den Nerven aus Stahl, der Clutch-Master him self - Andreas "Xyp9x" Højsleth, die Ankündigung, ebenfalls auf unbestimmte Zeit zu pausieren. UNd spätestens dann leuchteten unsere Esports-Alarmglocken.
Harte Zeiten für Astralis
Zwei Spieler in einer Woche zu verlieren, ist schlimm genug. Der Verlust dieser beiden Spieler ist ein irreparabler Schaden. Sie wegen Stress zu verlieren, ist schlichtweg verheerend. Burnout ist schließlich keine Erkältung. Es gibt keinen Zeitplan, wann sie zurückkehren werden und - was noch wichtiger ist - es gibt keine Garantie dafür, in welchem Zustand die Spieler sein werden, wenn sie sich wieder an Bord melden.
Xyp9x und gla1ve sind echte Profis und es besteht kein Zweifel, dass sie ihren Teil dazu beitragen werden, so stark, wenn nicht sogar stärker zurückzukehren. Doch so funktioniert die Welt nicht. Nicht jeder ist Michael Jordan. Erst drei Ringe gewinnen, dann zwei Jahre Urlaub nehmen, nur um zurückzukommen um drei weitere zu gewinnen. Die meisten Menschen sind eher so wie Olof "Olofmeister" Kajbjer.
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Die schwedische Legende hat mit Burnout, mangelnder Motivation und dem Karriereschaden, den diese Symptome mit sich bringen, zu kämpfen. Zuvor als einer der Besten betitelt, hat er sich in den letzten zwei Jahren zum zweiten Mal vom FaZe-Clan beurlauben lassen. Es überrascht nicht, dass er seit der ersten dreimonatigen Pause im Jahr 2018 nicht mehr derselbe Spieler ist.
Was gibt es für Astralis zu tun?
Eigentlich nichts, was sie nicht schon getan hätten. Die vorbildliche CS:GO-Organisation hat sich einmal mehr bewährt und der Gesundheit der Spieler nicht geschadet. Die meisten – und das sind keine Spekulationen, sondern Tatsachen - hätten die beiden, vor allem Xyp9x, der als Zweiter ging, dafür gescholten, dass sie in einer für die Mannschaft so wichtigen Zeit gegangen sind. Zumindest wäre er gebeten worden, bis Ende Juni zu spielen, wenn es3tag in den Kader aufgenommen werden soll.
As Patrick @es3tag Hansen will only join the team in July, we are happy that Marco @SnappiCSGO Pfeiffer has agreed to step in immediately.#ToTheStars pic.twitter.com/zC3rqYqwgk
— Astralis Counter-Strike (@AstralisCS) May 28, 2020
Doch Astralis ist vorbildlich in Sachen Spielerschutz. Und deshalb sind sie da, wo sie sind und seit zwei ganzen Jahren ist niemand auch nur annähernd an ihre Dynastie herangekommen. Auch darum könnten sie sich von einem solchen Rückschlag erholen – und weiterhin erfolgreich zu bleiben.
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Letztlich ist es aber dieser Erfolg, der zu der gegenwärtigen misslichen Lage geführt hat. Wohlgemerkt, wir sprechen immer noch von einer Mannschaft, die routinemäßig Veranstaltungen gespielt hat und dafür berühmt ist, sich wie kein anderer in der Szene um ihre Spieler zu kümmern.
Das Erwachen
Wäre das einer anderen Organisation passiert, würden wir schon mal einen Grabstein für diese aussuchen. Da wir hier über Astralis sprechen, würden wir uns darauf beschränken, für alle Fälle ein paar Nachrufe vorzubereiten. Das Team wird kämpfen, daran führt kein Weg vorbei. Aber selbst die dänische Maschine kann ohne zwei ihrer Räder nicht richtig funktionieren. Aber vielleicht klappt es ja doch. Und wenn die Spieler erst mal erfrischt zurück kommen, könnte Astralis wieder neu aufsteigen.
Bis dahin werden wir genau beobachten, wie sich Astralis schlägt. Wer mehr über erfolgreiche Esports-Organisationen oder den ganzen, historischen Aufstieg von Astralis wissen will, schaut einfach bei EarlyGame vorbei.