Mit dem G923 Lenkrad bringt Logitech den Nachfolger des legendären G29 an den Start. Mit innovativen Neuerungen will das Racing Wheel für ein noch realistischeres Spielgefühl sorgen. Lohnt sich das Upgrade? Das klärt unsere Logitech G923 Trueforce Review.
Was Gaming-Maus und LED-Tastatur für Shooter-Profis sind, ist ein gutes Lenkrad für Sim-Racer. Fünf Jahre nach dem Start des erfolgreichen G29 erscheint im August 2020 endlich der Nachfolger. Lohnt sich der Kauf oder ist das G923 Trueforce nur ein minimales Upgrade? Unsere Logitech G923 Trueforce Review verrät es dir.
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UPDATE: Langzeit-Fazit
Nach einer Woche mit dem Logitech G923 Trueforce fällt unser Langzeit-Fazit positiver aus, als nach dem ersten Test. In Simcade-Racer GRID von Codemasters gibt die neue Force-Feedback-Technologie eine bessere Figur ab als in Assetto Corsa Competizione. Die mechanische Lautstärke fällt geringer und somit weniger störend aus. Das Fahrgefühl ist im direkten Vergleich zum G29 deutlich realistischer. Die Mikrovibrationen sind auch nach mehreren Spielstunden nicht störend. ACC hat ebenfalls ein kleineres Update mit Optimierungen erhalten. Allerdings fällt uns das Trueforce-Feedback auf dem Asphalt hier eine Spur zu stark aus.
Besonders das verbesserte Bremspedal wollen wir nicht mehr missen. Auch in F1 2020, nachdem wir das Lenkrad erst einmal von Hand eingerichtet haben, ist das Gefühl auf der Strecke dem des G29 deutlich überlegen. Die Lenkung wirkt eine Spur straffer, was ein besseres Kurvenverhalten ermöglicht. Auch das normale Force-Feedback rumpelt noch ein wenig intensiver.
Das Fazit zum Logitech G923 Trueforce ist also ausgesprochen positiv. Lediglich der etwas zu hohe Preis im Vergleich zur Konkurrenz und die (noch) überschaubare Anzahl an kompatiblen Games für die neue Technologie stoßen etwas sauer auf.
Das Logitech G923 Trueforce
Gerade einmal eine Handvoll Hersteller buhlen um die Gunst der Sim-Racing-Gemeinde, die im Jahr 2020 mächtig Aufwind bekam – den Virtual Grand Prix‘ und Charity-Events sei Dank. Kein Wunder, dass sämtliche Lenkräder über Monate hinweg komplett ausverkauft waren.
Das Logitech G29 sicherte sich in den vergangenen Jahren das beste Preis-Leistungsverhältnis und überzeugte durch eine hochwertige Verarbeitung, gelungenes Force-Feedback und ein überzeugendes Fahrgefühl.
399 Euro betrug der Preis zum Release vor fünf Jahren. Genau dort setzt Logitech auch den Preis des Nachfolgemodells G923 Trueforce an. Kein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass sich ein Shifter (also ein Schaltknauf) nicht im Lieferumfang befindet.
Mit Blick auf die Konkurrenz wirkt das dann aber wieder fair: Das vergleichbare Thrustmaster T300 RS GT Edition ruft denselben Preis auf. Die höherwertigen Fanatec-Produkte, beginnend mit dem CSL Elite, starten bei knapp 600 Euro. Du kannst aber problemlos auch rund 1.500 Euro für ein gutes Lenkrad ausgeben, wenn dir der Sinn danach steht.
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Die Verabeitung überzeugt
Positiv beim Auspacken des Logitech G923 Trueforce fällt auf, dass der Peripherie-Hersteller die ohnehin gelungene Verarbeitungsqualität weiter verbessert hat. Der handgenähte Lederüberzug hinterlässt einen wertigen Eindruck, die Schaltwippen aus gebürstetem Edelstahl wirken noch ein wenig besser als noch beim G29. Kurzum: Hier gibt es nichts zu beanstanden.
Optisch unterscheidet sich das Logitech G923 Trueforce allerdings nur minimal von seinem Vorgänger. Lediglich die blauen und roten Tasten des G29 sind einem einheitlichen Look in Grau- und Schwarztönen gewichen – das G923 ist also erwachsener geworden. Zudem prangt in der Mitte jetzt das Logo des Herstellers und nicht mehr das PlayStation-Emblem. Ansonsten gleichen sich beide Wheels aber wie ein Ei dem anderen.
Einfache Einrichtung für den schnellen Fahrspaß
Die Ersteinrichtung des Logitech G923 Trueforce ist kinderleicht und in wenigen Minuten abgeschlossen. Zumindest, wenn man die Installationsanleitung auf der Website aufruft oder gerne mit Technik arbeitet – die beiliegende Ableitung fällt leider eher mau aus.
Lenkrad und Pedale mit Kabeln verbinden, Strom einstecken und das Set mit PlayStation 4 oder PC verbinden – fertig. Na gut: die Klemmen solltest du vor dem Start noch am Tisch festschrauben, damit nichts verrutscht. Am heimischen Rechner lassen sich mithilfe der umfangreichen G Hub-Software zudem etliche Einstellungen wie Reichweite oder Empfindlichkeit an die eigenen Vorlieben anpassen.
Auf den Schalter zum Wechsel zwischen den Plattformen verzichtet Logitech diesmal. Das Lenkrad erkennt sofort selbst, an welches System du es anschließt. Das wird übrigens auch bei der PlayStation 5 und Xbox Series X der Fall sein, denn beide Varianten sind zu den Next-Gen-Konsolen kompatibel.
Verbesserte Pedale, altbekannter Antrieb
Stichwort Pedale: Diese haben sich hinsichtlich der Größe im Vergleich zum G29 nicht verändert. Dennoch haben wir das Gefühl, dass der Abstand zwischen Gas, Bremse und Kupplung minimal gewachsen ist. Das sorgt für eine bessere Präzision.
Zudem wurde das Bremspedal überarbeitet. Das zweistufige und ziemlich harte Modell des Vorgängers gehört endlich der Vergangenheit an. Die Bremse des Logitech G923 Trueforce setzt auf eine neue, progressive Feder und fühlt sich endlich so an, wie die Bremse eines Autos. Auf der Strecke resultiert das in einem realistischeren Fahrgefühl und verbesserter Kontrolle, da sich der Bremsdruck jetzt noch feiner dosieren lässt.
Punktabzug gibt es für das G923 allerdings an anderer Stelle, denn das Lenkrad setzt auf den bewehrten Antrieb mit zwei Motoren und Kugellager. Das funktioniert zwar recht gut, bietet aber eine höhere Deadzone im Vergleich zu (teureren) riemengetriebenen Racing Wheels. Die bringen eben noch dieses Quäntchen Präzision mehr mit sich. Für Einsteiger und Fortgeschrittene leistete das Logitech G923 Trueforce allerdings hervorragende Arbeit.
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Trueforce – Marketing-Gag oder echte Innovation?
Ein Lenkbereich von 900 Grad, LED-Leuchten für die Drehzahl, integrierte PlayStation- beziehungsweise Xbox-Tasten. All das kennen wir bereits aus dem Vorgänger. Was wir jedoch nicht kennen, ist die Trueforce-Technologie des G923. Aber ist das wirklich die bahnbrechende Innovation, die uns Logitech verkaufen will? Nur bedingt.
Das Force-Feedback-System des G923 klinkt sich in Echtzeit in die Spielphysik und Audio unterstützter Spiele ein, um das haptische Feedback zu verbessern. Wer sich für die PlayStation 5 interessiert weiß, dass genau das eines der innovativsten Features des DualSense-Controllers darstellt und der Racer Gran Turismo 7 davon profitieren soll.
Bis zu 4.000-mal pro Sekunde ruft das Lenkrad Daten aus dem jeweiligen Spiel ab, um Motorensounds, Reifentraktion oder Bodenbeschaffenheit akkurat widerzuspiegeln. So zumindest die Theorie.
Problem Nummer Eins: Zum Testzeitpunkt unterstützen gerade einmal drei Titel die Trueforce-Technologie (Assetto Corsa Competizione, GRID und Gran Turismo Sport). Weitere Titel, darunter F1 2020 und die wichtigsten Sim-Racing-Games sollen bereits im September folgen. iRacing ist über eine Modifikation der .ini-Dateien ebenfalls schon jetzt kompatibel.
Licht und Schatten der Trueforce-Technologie
In den ersten Runden mit ACC auf dem Nürburgring ist das Spielgefühl überragend. Der Asphalt abseits der Ideallinie rappelt in unseren Händen und wir spüren erstmals in einem Rennspiel, wenn wir zu schnell in eine Kurve fahren und dabei sind, die Traktion zu verlieren. In rund 28 Jahren Rennspiel-Erfahrung ein Novum.
Das Fahrgefühl, das beim Spielen mit dem Logitech G923 Trueforce aufkommt, ist einzigartig und derart neu, dass es sich kaum in Worte fassen lässt. Man hat tatsächlich das Gefühl, in einem echten Rennwagen zu sitzen, weil man jetzt jede Bodenwelle dank des haptischen Feedbacks spürt.
Der im Lenkrad integrierte Lautsprecher – dessen Lautstärke sich übrigens im Optionsmenü von Assetto Corsa Competizione regeln lässt – gibt zudem die Motorengeräusche wieder. Das ist allerdings recht leise und eher eine nette Dreingabe.
Weniger nett ist hingegen, dass das ohnehin recht laute G29 durch die Trueforce-Technologie des G923 jetzt noch lauter geworden ist. Zumindest in manchen Spielen. Während das G923 in GRID die Motorengeräusche hervorragend und relativ leise widerspiegelt, fällt die Optimierung in Assetto Corsa Competizione nicht ganz so gut beziehungsweise einfach zu laut aus. Allerdings lässt sich die Lautstärke im Menü justieren.
Zudem fühlen sich die dadurch wiedergegebenen Mikrovibrationen ein wenig seltsam an. Auch hier können wir das Gefühl beim Fahren schwer in Worte fassen, auch hier ist das Gefühl abhängig vom Spiel. Wieder geben GRID und Gran Turismo Sport eine deutlich bessere Figur ab. Der Unterschied zwischen dem G29 und G923 ist auf der Strecke jedenfalls deutlich spürbar.
Liefert das Logitech G923 Trueforce jetzt wirklich ein besseres Spielerlebnis? Ehrlich gesagt ja. Jedenfalls in zwei der drei kompatiblen Spielen. Doch selbst Sim-Racing-Games, die Trueforce noch nicht unterstützen, spielen sich mit dem neuen Lenkrad besser. Die Lenkung in F1 2020 wirkt eine Spur straffer, was ein besseres Kurvenverhalten ermöglicht. Auch das normale Force-Feedback rumpelt noch ein wenig intensiver. Einen absoluten Quantensprung stellt das System nicht dar. Spürbar realistischer fühlen sich die Rennen aber allemal an.
Logitech G923 Trueforce Fazit: Lohnt sich das Upgrade?
Das Logitech G923 Trueforce ist ein hervorragendes Lenkrad für Konsolen- und PC-Rennspiele und überzeugt mit einem unvergleichlichen Preis-Leistungsverhältnis. Im Vergleich zum direkten Vorgänger legt das Racing Wheel hinsichtlich der Verarbeitungsqualität nochmal zu. Das allein ist aber kein Kaufgrund.
Die Verbesserung des Bremspedals gefällt uns ausgesprochen gut. Das Force-Feedback ist ebenfalls überragend, während das neue Trueforce-System auf der Strecke für ein neues Spielgefühl sorgt. Aber das hängt letztlich von der Optimierung der Entwickler ab. Codemasters und Polyphony Digital zeigen, wie es geht. Assetto Corsa Competizione spielt sich mit dem Vorgängermodell jedoch angenehmer.
399 Euro für das Logitech G923 Trueforce sind fair. Auf der anderen Seite ist der Preis für das G29-Vorgängermodell mittlerweile auf unter 280 Euro gesunken. Die Unterschiede sind so minimal, dass wir eher zu diesem Modell raten würden – zumindest, bis mehr Spiele das neue Lenkrad unterstützen oder sich der Preis bei 350 Euro eingependelt hat. Spätestens dann führt für Einsteiger und Fortgeschrittene kein Weg mehr am G923 vorbei.
Wer ohnehin über die Anschaffung eines Lenkrades nachdenkt und für die Zukunft gewappnet sein möchte, erhält mit dem Logitech G923 Trueforce aber ein rundum überzeugendes Racing Wheel für die nächsten Jahre, das einen würdigen Nachfolger für das G29 darstellt. Die erhoffte Revolution bleibt jedoch aus.
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