League of Legends ist ein tolles Spiel. Ein Spiel, mit dem man Stunden verbringen kann, Tage, Wochen, Monate. Ein Spiel voller Emotionen. LoL ist ein Spiel, in dem man sich verlieren kann. Es ist ein Spiel, das ohne Lootbox-Dynamiken, wie beim einarmigen Banditen funktioniert und trotzdem sehr viel Suchtpotenzial aufweist. Heute geht es mal um ein ernsteres Thema: Spielsucht in League of Legends.
- Bevor wir uns aber wirklich der Sucht nach League of Legends und dem Ernst der Lage widmen, ein paar Vorschläge noch, wie ihr besser im Spiel werdet: Guides für zum Beispiel Akali oder Lux, wenn ihr mal den Spaß am Spiel verloren habt. Oder Ashe, wenn ihr ihn verlieren wollt.
Im Mai 2019 rangen sich in den Gremien der WHO die Experten zu einem lange umstrittenen Urteil durch: "Internet & Gaming Disorder" (zu deutsch: "Videospielsucht") wurde offiziell in die ICD-11, die Liste der anerkannten Krankheiten weltweit, aufgenommen. Sie zählt zu den "Verhaltenssüchten", funktioniert also komplett ohne Drogen oder Substanzen – süchtig machen bestimmte Verhaltensweisen. "Sucht" ist in diesem Fall auch das gleiche Wort für einen anderen Vorgang, stattdessen würde "Störung" wahrscheinlich besser passen.
Deshalb ist sie allerdings nicht weniger problematisch. Es gibt inzwischen ziemlich viele Erfahrungsberichte. Und noch mehr Erfahrungsberichte, die sich sogar nicht nur mit der Sucht zu zocken an sich beschäftigen, sondern speziell mit League of Legends. Mittlerweile gehen Regierungen, beispielsweise in China und Südkorea, mit systematischen Methoden und Heilanstalten gegen die Krankheit vor. Bei Suchtgefährdungen ist die Erkenntnis darüber, dass etwas süchtig macht, fast immer der erste Schritt zur Besserung. Falls ihr euch nicht sicher seid, es gibt einen wissenschaftlich anerkannten Test in deutscher Sprache.
Warum macht League of Legends so süchtig?
Ihr kennt das sicherlich. Es ist der gleiche Mechanismus, wie wenn man in den Supermarkt geht, sich ein Eis kauft und abends im Bett nach der ersten Hälfte keine Lust mehr hat. Nur isst man die zweite Hälfte eben auch noch – mit einem schlechten Gewissen und nicht mal ansatzweise mit der Befriedigung, die man noch bei der ersten Hälfte hatte. Warum also? Warum stopfen wir weiter in uns rein? Warum starren wir nachts um drei noch den Loading Screen an, wenn morgen doch eigentlich eine Klausur ansteht?
League of Legends lebt von den kleinen Momenten. Ihr outplayed den gegnerische Midlaner 1v1 oder findet diese eine 4-Mann-Malphite-Ult, die das Spiel entscheidet und alle Teammates schreiben "gj" in den Chat. Das sind die Momente, in denen das Dopamin in den Adern rauscht, in denen der Glücksstoff an die Stellen andockt, an denen er am meisten befriedigt. Dann haben sich endlich die Stunden vorher gelohnt... aber das kann doch nicht die Erklärung sein. Versuchen wir mal zusammen aufzuschlüsseln, warum League of Legends so süchtig macht.
1. League of Legends ist kompetitiv
Das Ranked-System in League of Legends bietet viel Suchtpotenzial. Die Elo-Leiter raufzuklettern scheint für die meisten Spieler der Hauptpunkt für Befriedigung in League of Legends zu sein. Warum auch nicht? Es ist das objektivste Werkzeug, damit wir uns im Spiel mit anderen vergleichen können. Und die Pro-Player spielen ja auch auf dem gleichen Elosystem, wie wir. Sie sind also gar nicht so weit weg, wenn wir uns nur richtig anstrengen. Oder?
- Pros sind auf dieser Seite einige zu finden. Manchmal verirrt sich EDG Viper in den Seiten und irgendwo läuft auch noch RNG GALA rum. Vielleicht haben sie ja zu ihren Teams zurückgefunden. Vielleicht sind sie auch an anderen Orten angekommen.
Die dauerhaften Gewinne, die uns nicht nur mit jedem Victory Screen glücklich machen, sondern auch noch mit jedem "+20 LP", nehmen schnell Überhand. Gerade die kompetitive Ranked-Komponente kann zur League of Legends Sucht beitragen. Unbeachtet bleiben meist die Stunden an Spielzeit und Talent, die in höhere Ranks gesteckt werden müssen. Silber ist auch schon gut, Freunde.
2. Gruppenzwang
League of Legends ist inzwischen in der allgemeinen Wahrnehmung durchaus angekommen. Das Spiel hat längst die Blase vor dem Schreibtisch verlassen und ist so vielseitig geworden, dass man sich auch abseits davon mit ihm beschäftigen müsste. Darüber, womit wir uns den ganzen Tag beschäftigen, können wir reden und am besten mit denen, die sich auch damit beschäftigen, also Ahnung haben. Wenn LoL sich in die echte Welt einmischt, wird es omnipräsenter und wir können ihm schlechter ausweichen. Umso schwieriger wird es, nein zu sagen und zurückzukehren zur langweiligen Arbeit des Alltags.
A sushi restaurant in China offered League rank discounts: 10% Gold, 20% Plat, 30% Diamond, and free for Challengers pic.twitter.com/y6rwVtrJUx
— Rift Facts (@RiftFacts) December 12, 2014
Sei es die Clash-Gruppe, die am Wochenende Ranked spielen will oder die Whatsapp-Gruppe mit den League-Leuten, wo einfach immer jemand online ist. Die Versuchung ist immer da und man muss ihr konstant widerstehen. Das gilt natürlich nicht nur für Sucht nach League of Legends, ist aber ein wichtiger Punkt in der Aufzählung und braucht Charakterstärke, die von persönlichen Krisen oder öffentlichen Pandemien auch schnell mal in ihren Grundfesten erschüttert werden kann.
3. Die Spielstruktur
League of Legends macht süchtig, weil es keinen Endpunkt hat. So simpel, wie es klingt, ist es auch. Die ganzen story-basierten Games sind irgendwann zu Ende und alles, was noch übrig bleibt, sind Re-Runs und Easter Eggs. League of Legends hat durch seine schnellen Patch-Rotationen, die krassen Veränderungen in jeder Season und immer wieder neue Events eine Dynamik, in der man sich schnell mal verliert. Es ist immerhin soviel, dass wir hier eine ganze Redaktionsabteilung beschäftigen können.
- Mit einer Sucht nach Internet und Videogames wie League of Legends ist nicht zu spaßen. Mit unseren ausgewählten Skingallerien könnt ihr aber schon ab und zu Spaß haben. Mit dieser zum Beispiel. Oder mit dieser. Oder schaut euch mal diese an!
Hinzu kommen die vielen kleinen Gewinne, die wir in jedem Spiel erzielen. Jeder Last-Hit gibt Gold, jeder Assist, jeder Drake ist ein kleiner Sieg für uns und unser Team. Diese vielen kleinen Gewinne sind nicht schwer zu erreichen, dafür kontinuierlich. Es funktioniert simpel gesprochen nach einer Art Konditionierung: Wir werden belohnt, wenn wir die kleinen Kämpfe gewinnen, sonst bekommen wir nichts. Mit der Elozahl und steigendem Skill werden die Aufgaben komplexer und erfordern mehr Zeit. Für die gleiche Befriedigung müssen wir also mehr leisten. Das sind die Anfänge für eine Sucht in League of Legends.
4. Fandom und Esport-Größe
Die Begeisterung für League of Legends reißt nicht ab und wird erstmal nicht abreißen. Jedes Jahr gibt es mit den Worlds ein neues Riesenevent, zwischendurch gibt's ja noch MSI oder LEC und die anderen Ligen und Turniere. Ein bisschen wie Influencer auf Bali wirken die Fans, glückliche Gesichter, die Spaß am Spiel haben. Und natürlich alle zocken. Sie verkaufen die schönste Version des Spiels, das Zusammensein, die Community und nicht das 12-Stunden vor dem PC sitzen und nicht weiter als bis Bronze II kommen.
Damit wir uns dem Spiel entziehen können, brauchen wir eine Nachrichtensperre. Und das gilt auch für das Lieblingsteam. League of Legends ist der größte Esport, den es gibt. Die Organisationen sind am ausgebautesten, das Geld für Marketing ist riesig, die Produktionen famos. Es fällt schwer, da wegzuschauen. Es braucht eine Menge Willenskraft, um der League of Legends Sucht entgegenzuwirken. Und die hat nicht jeder.
Fazit
League of Legends kann süchtig machen. Aber da unterscheidet es sich recht wenig von anderen Videospielen und noch weniger von anderen Esport-Titeln. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Ihr müsst nicht Websites checken, die euch sagen, wie lang ihr schon LoL spielt. Wenn ihr euren Kopf nicht mehr aus dem Spiel bekommt, holt euch Hilfe, ihr seid nicht allein. Niemand muss dem Zocken abschwören, alles kann man in den Griff bekommen.
Sucht ist aber keineswegs der Normalfall. League of Legends spielen aktuell 115 Millionen aktive Spieler, Tendenz steigend. Viele Spieler genießen das Game, versteht mich nicht falsch. Trotzdem ist die Internet & Gaming Disorder eine Krankheit, der Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und das nicht ohne Grund.