Season 12: Wird LoL noch mehr Casual!?

Preseason 2022 Header
League of Legends wird noch mehr casual. | © Riot Games

League of Legends. Mittlerweile gibt es dich 11 Jahre und wir bewegen uns bereits auf das 12. Jahr zu. Vielen von euch spreche ich wohl aus der Seele, wenn ich sage, das Game ist eine wahre Hassliebe. Riot hat einen Thread zur Preseason 2022 gepostet. Daraus konnte ich die ersten Infos zu Season 12 ziehen. Ein Punkt stört mich enorm - die "Bounties". Wie schafft Riot Games es, mein geliebtes LoL noch mehr casual zu machen? So langsam stirbt es für mich!

Einige Changes sind echt cool und machen das Game für eine noch breitere Spielerschaft attraktiv. Dass mit jeder neuen Season Änderungen kommen, die das Game nachhaltig ändern, ist nichts Neues. Und mir ist natürlich auch klar, dass Season 12 da keine Ausnahme ist. Vor einiger Zeit waren es die Elemental Rifts, letztes Jahr die Mythic Items und dieses Jahr? Noch mehr Mythic Items, sicherlich wieder viele Jungle- und Quality of Life Changes, wie Herausforderungen und Fortschrittskristalle... Und Bounties... Ja, die Bounties. Was soll man dazu sagen?

Season 12: Wird LoL Echt Noch Mehr Casual!?

Wenn ich eins echt nicht mehr in dem Spiel brauche, sind es Catch-Up-Mechaniken. Gefühlt gibt es davon mittlerweile mehr, als Türme auf der Map. Nennt mich salzig oder egoistisch. Wir können das gerne auf Facebook ausdiskutieren. Aber für mich hat das League of Legends von heute einfach NICHTS mehr mit dem LoL in Season 3, 4 oder 5 zu tun.

Victorious J4
Victorious J4 - dafür musste man in S1 Gold erreichen. | © Riot Games

An dieser Stelle vielleicht ein kleines Vorwort zu meiner Wenigkeit. Ich bin stolzer Besitzer des Victorious J4 Skins, spiele also schon seit Season 1. Ich habe League schnell in mein Herz geschlossen und mein kompetitives Mindset hat mich regelrecht trainieren lassen, anstatt "nur" zu spielen. Meine Prime Time war tatsächlich in den ersten Seasons - nicht zuletzt aus Zeitgründen. In Season 3 und 4 war ich auf zwei Accounts Diamond 1 mit 65 Lp+ und hatte mehrere Peaks auf Challenger. Ab Season 5 habe ich mich konstant unter den besten 1% der Welt gehalten. Ich würde also behaupten, dass ich ungefähr weiß, wovon ich spreche.

Das soll sich jetzt auf keinen Fall wie ein "FrÜhER WaR AlLEs BEsSer" anhören. Ich möchte viel mehr versuchen, euch meine Gedanken zu erklären, weil mir das Thema wirklich am Herzen liegt. Da ich nicht genau weiß, wie viele von euch schon in Season 3 oder 4 gespielt haben, hier eine kurze Zusammenfassung.

  • Jungle war auch damals schon die stärkste Position in der Solo Queue.
  • Man war bereits Level 3 nach beiden Buffs.
  • Man konnte sich über "Runenseiten" viel mehr individualisieren.
  • Es gab KEINE Catch-up Mechanik.

Der Welpenschutz für Veteranen

Natürlich ist es gut, wenn ein Spiel und seine Community sich weiterentwickeln und Vieles ist viel, VIEL besser geworden im Vergleich zu früher. Eine ganz bestimmte Sache stört mich aber seit ihrer Einführung: die Catch up-Mechanik. Das LoL von damals war noch um einiges simpler und die Spieler im Durchschnitt natürlich viel schlechter. Ergibt ja auch irgendwie Sinn - das Game war noch jung.

Der eigentliche Punkt ist aber: Back in the days war jede Entscheidung wirklich wichtig. Wenn man einen Fehler gemacht hat - also schlecht(er) gespielt hat als die Gegner, wurde man dafür bestraft. Klingt plausibel und logisch, oder? Und das ist es auch. Es war wirklich, wirklich wichtig, keine Fehler zu machen und perfekt zu spielen. Jemand, der regelmäßig Macro- oder Micro-Fehler gemacht hat, ist nicht weitergekommen. Denn das impliziert ja, dass er oder sie i.d.R schlechter als seine Gegner war.

Mittlerweile gibt es sogenannte Bounties. Ist ein Spieler besser als die anderen und hat ein gutes Game, wird ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Die nächsten 1 bis 2 Kills auf ihm geben dann eine ordentliche Portion Extragold. Meiner Meinung nach fühlt sich so ein System ein bisschen wie ein Welpenschutz an. Jemand, der Fehler macht, soll das bloß nicht zu hart spüren, oder das Gefühl bekommen, dass er schlecht(er) als sein Gegner ist. Ich meine: Hey, was ist schon dabei, den Fight auf Level 1 zu suchen als Sylas mit TP, wenn Irelia die Passive gestacked hat und nur darauf wartet, mit Q und Ignite das früheste Firstblood in der Geschichte aller Firstbloods zu erzielen (Ironie off).

Ich bin übrigens nicht der Einzige, der so denkt. Zufälligerweise hat sich Wickd, Ex-Pro von CLG EU, auf Twitter zu dem Thema geäußert, während ich diese Kolumne schreibe. In dem Thread ist mittlerweile eine hitzige Diskussion entflammt. Die wichtigsten Statements habe ich hier für euch.

Nicht nur, dass Riot das Skill Cap niedriger ansetzt, der einzelne Spieler, der verzweifelt versucht, zu gewinnen, hat es viel schwerer, als der Einzelne, der trollt und verlieren möchte.

Wenn selbst Profis, Ex-Pros und bekannte Größen wie MonteCristo sich kritisch zum momentanen Stand von LoL äußern, bestärkt mich das nur noch mehr in meiner Befürchtung.

Catch up-Mechaniken ruinieren LoL

Dieser Welpenschutz also... An sich verstehe ich natürlich auch hier den Sinn. Nur geht dieser Welpenschutz nie weg - nicht mal im Pro Play.

Wenn sich jemand nach 8 Minuten entscheidet, sich doch zu konzentrieren und das Game ernst zunehmen, sollte derjenige auch die Chance haben, zurückzukommen, oder? Aber sollte derjenige, der genau das die Ganze Zeit seit Sekunde 1 gemacht hat und nicht bis zur ersten Wave AFK in der Base stand, ein ähnliches Recht haben und belohnt werden?

Neben den Bounties gibt es noch mehr Catch up-Mechaniken. Wenn man als Jungler underleveled ist, bekommt man bis zu einem gewissen Punkt einfach mehr Exp. Einfach so... Wenn ihr also echt geil gespielt habt und Level 5 seid und der gegnerische Fiddle versucht hat, euren Xin bei der Top Side-Scuttle zu fighten, werdet ihr trotzdem fast zeitgleich Level 6.

Ich stehe diesen Systemen wirklich kritisch gegenüber. Oft fühlt es sich so an, als würde derjenige, der KEINE Fehler gemacht hat, regelrecht dafür bestraft werden. Und jetzt zum springenden Punkt der Preseason 2022. In Season 12 soll das System der "Bounties" noch weiter ausgebaut werden. Riot hat angekündigt, dass Teams mit Rückstand nicht nur Kopfgelder auf gegnerische Champions bekommen, sondern auch noch "Aufgaben".

Diese Aufgaben werden als eine Art Quest fungieren. Hattet ihr zum Beispiel ein schlechtes Early Game, dann bekommt ihr wahrscheinlich eine Quest wie:

  • "Zerstöre in den nächsten 4 Minuten einen Turm und bekomme X."
  • "Besiegt den nächsten Drachen, um X zu bekommen."

Diese Quests sind jetzt rein hypothetisch. Genaueres ist leider noch nicht bekannt, weder über Quest-Inhalte, noch über die Belohnungen. Fakt ist aber. Es wird NOCH eine Catch up-Mechanik mit Season 12 ins Spiel kommen. Das Balancing für die Solo Queue ist eine Sache, aber Pro Play!? Was zur Hölle Riot? Reicht es nicht, diesen riesigen Champion-Pool zu balancen und all die neuen Mythic Items, die kommen sollen? Da ist ein neues System, das einen großen Einfluss auf den Spielverlauf haben kann, ja genau das Richtige - bei einem 2-wöchigen Patch-Zyklus...

Riot wollte schnellere Spiele, die maximal 25-30 Minuten dauern. Möchte aber gleichzeitig verhindern, dass das schlechtere Team den Unterschied im Skill zu sehr bemerkt und Möglichkeiten hat, ihren Loss bis zur 41. Minute heraus zu zögern. Das ist doch geradezu ein Paradoxon, findet ihr nicht?

Für mich ist das League of Legends von heute schon ziemlich casual. Und ich befürchte, dass Riot das Game mit Season 12 für mich tötet. Ich habe lange darauf gehofft, dass sich alles noch einmal in eine andere Richtung bewegt. Aber mit den ersten Infos zur Preseason, sehe ich schwarz. Mehr casual geht nicht! Noch gilt es abzuwarten, wie viel Impact die neuen Quest Bounties haben werden, aber alleine der Fakt, dass Riot sie tatsächlich implementieren möchte, lässt mich mit dem Gedanken spielen, endgültig aufzuhören...

In diesem Sinne...

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