[UPDATE] TSM feuert Coach: "Unethische Praktiken"

Sportlich war das Wochenende für TSM auf jeden Fall ein Erfolg. Sie konnten Spitzenreiter Cloud9 sensationell besiegen und ebenso mit Immortals einen direkten Konkurrenten. Trotzdem machten sie auch wieder negative Schlagzeilen. Dieses Mal stand Coach Peter Zhang im Mittelpunkt.

Peter zhang
Nun ist er nicht mehr Teil des Teams: Peter Zhang muss gehen. | © Riot Games

Trotz des lupenreinen Wochenendes, das TSM in der Kluft abgeliefert hat, braut sich über dem Team ein erneutes Drama zusammen. Zhang "Peter Zhang" Yi wurde vom Management mit sofortiger Wirkung gefeuert, aus Gründen, die die Verantwortlichen als "Interessenskonflikte" und "unethische Praktiken" bezeichnen. Er soll sich an den Verträgen junger Spieler aus Taiwan und China bereichert haben, sowie sich unter falschem Vorwand Geld von Spielern und Teammitgliedern leihen haben wollen.

Am 19. März 2022 gab TSM kurz nach Mitternacht mitteleuropäischer Zeit bekannt, dass sie sich mit sofortiger Wirkung von Peter Zhang trennen. Er war seit November 2018 als Head Coach Teil des Teams und ab November 2020 der Head of Player Development. Die Anschuldigungen fallen wohl in seine Zeit als Headcoach und die als Head of Player Development.

[Update 25. März 2022]

Peter Zhang, ehemaliger Head of Player Development hat gestern eine persönliche Stellungnahme zu der Situation veröffentlicht. Er streitet die meisten Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben werden, ab. Er sei weder als Agent für einen der TSM-Spieler aus China tätig geworden, noch habe er einen Anteil ihres Lohns eingefordert.

In dem Statement rekapituliert er unter anderem auch die letzten Wochen und Monate in dem Team, und wie es zu dem Entschluss gekommen ist, hauptsächlich in China nach jungen Talenten für ein Roster-Rebuild zu suchen. Zhang sagt in seiner Stellungnahme, dass er zwar beratend an dem Prozess beteiligt war, nicht aber aus Eigeninitiative gehandelt hat.

Ebenso entschuldigt er sich für seinen verantwortungslosen Umgang mit Geld, insbesondere im Hinblick auf die Situation mit dem ehemaligen TSM-Spieler SwordArt. Für diesen hat Zhang ein Auto verkauft, und mit dem Erlös die Krankenhausrechnung seiner Großmutter bezahlt, anstatt das Geld an SwordArt zurückzuzahlen. Er erkenne sein Fehlverhalten an und habe sich bei allen Beteiligten dafür entschuldigt.

Abschließend kritisiert er das Management von TSM für deren Umgang mit der derzeitigen Krise. Anscheinend haben die Abgänge von Bjergsen und anderen wichtigen Personen bei TSM zu der Lage beigetragen. Im Großen und Ganzen widerspricht Zhang vielen Aussagen, die in den letzten Tagen über ihn bekannt wurden. Wir werden die Situation weiter verfolgen.

Agententätigkeit für junge Spieler aus China und Taiwan

Prinzipiell ist es auch im Esports nicht falsch, als Agent für einen oder mehrere Spieler zu agieren. Problematisch wird es natürlich dann, wenn dabei ein Interessenskonflikt besteht. Dies war bei Peter Zhang anscheinend der Fall. Er verpflichtete junge Spieler aus China und aus Taiwan unter der Voraussetzung, dass er an ihren abgeschlossenen Verträgen mitverdient. Das ist vielleicht okay, wenn der Agent des Spielers ein neutraler Vermittler ist. Wenn aber ein TSM-Coach einen Anteil des Gehaltes mancher Spieler bekommt, ist er natürlich nicht mehr unvoreingenommen.

Soll heißen, dass die Gleichbehandlung der Spieler nicht mehr gegeben ist – bei manchen verdient der Head of Player Development mit, bei anderen nicht. Ihr könnt euch vermutlich selbst denken, um wen der Coach sich dann mehr bemüht. Ein konkretes Beispiel dafür ist der derzeitige Support von TSM Academy, Wang "Yursan" Sheng-Yu. Peter Zhang gab zu, einen monatlichen Anteil von Yursans Gehalt zu bekommen, 1.000 US-Dollar in diesem Falle. Zhang sagte dazu allerdings, dass er nur als Übermittler zwischen Yursan und seinem wirklichen Agenten tätig war.

Er habe angeblich häufiger Geld für alle möglichen Spieler getauscht, da er als Inhaber einer Green Card sowohl in den USA als auch in China ein Konto haben konnte. Diese Transaktionen, gab Zhang zu, könnten den Eindruck erwecken, dass es sich um Fehlverhalten handele.

Doublelift: "Leiht solchen Leuten niemals Geld"

Weitere Einsicht bekamen die Fans durch das Statement von TSMs früherem ADC Doublelift. In seinem Stream gab er ein paar interessante Einsichten, in den Team-Alltag mit Peter Zhang. Guckt euch den Clip auf jeden Fall an, manche Passagen sind so skurril, dass man herzhaft darüber lachen kann. Doublelift sagte, dass er Zhang als einen Freund sah und immer gut mit ihm klargekommen sei. Stutzig machte ihn aber eine Situation, in der Peter Zhang ihn um Geld bat. Er wolle sich 70.000 Dollar von Doublelift leihen, damit er die OP seiner krebskranken Großmutter bezahlen könne.

Doublelift wurde misstrauisch und fragte im Team herum, ob Peter Zhang auch andere Leute um Geld gebeten hatte. Das hatte er tatsächlich. Mehrere Personen im Team hatte er unter verschiedenen Vorwänden um Beträge zwischen 10.000 und 200.000 Dollar gebeten. Der Grund für dieses Verhalten lag wohl in einem Geschäft, dass Zhang mit dem früheren TSM-Support Hu "SwordArt" Shuo-Chieh abgewickelt hat. Zhang verkaufte für rund 80.000 Dollar ein Auto für ihn, da SwordArt zurück nach China wechselte. Dieses Geld überwies er dann allerdings nicht an den ehemaligen TSM-Support, sondern bezahlte damit die Krankenhausrechnung seiner Großmutter.

"In China ist es normal, dass Freunde und Kollegen sich einander Geld leihen. Ich habe die kulturellen Unterschiede zu Amerika auf die harte Tour gelernt. Ich werde mit Riot in jeder Untersuchung zusammenarbeiten und Beweise vorlegen, die meine Unschuld beweisen."

Wie ihr seht, wird Riot das Ganze wohl selbst näher unter die Lupe nehmen. Daher muss alles, über das hier berichtet werden, auch mit Vorsicht genossen werden, da das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist. Auch Doublelifts Aussagen können nicht überprüft werden, er selbst war im Hinblick auf TSM auch in das ein oder andere Drama verwickelt. Wie auch immer es ausgeht - wir halten euch auf dem Laufenden.

Lasse Lindner

Der Mann bei EarlyGame, wenn es um deutschen League of Legends-Content geht. Seit 2015 hält ihn das Spiel im Bann, und ganz egal ob Patch Notes, Esports, oder Lore – Lasse weiß Bescheid!...