Am vergangenen Wochenende lief die geschlossene Beta zum neuen Superhelden-Spiel Marvel’s Avengers auf PlayStation 4. Wir haben uns die Anzüge von Captain America, Iron Man und Co. übergestreift und für die gute Sache gekämpft. Wirklich super fällt unser Beta-Fazit allerdings nicht aus.
Seit über drei Jahren werkelt Entwickler Crystal Dynamics für Square Enix an Marvel’s Avengers, das zum Abschluss der aktuellen Konsolengeneration das ultimative Superhelden-Spiel darstellen soll. Nach etlichen Stunden mit der geschlossenen Beta fällt unser Fazit für den Marvel’s Avengers Release allerdings durchwachsen aus.
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Marvel’s Avengers - Die Story erklärt
Marvel’s Avengers beginnt am sogenannten A-Day, einem Feiertag zu Ehren der bekannten Superheldenriege, an dem das Team um Captain America, Black Widow, Iron Man, Hulk und Thor eigentlich ein neues High-Tech-Hauptquartier in San Francisco enthüllen wollte.
Eigentlich, denn Oberfiesling Taskmaster und seine AIM-Schergen legen mal eben die halbe Stadt in Schutt und Asche und schieben das Ganze dann auch noch Tony Stark in die Schuhe. In Folge werden die Avengers (mal wieder) aufgelöst, während die ach so freundlichen AIM-Truppen die Menschheit vor den verstrahlten Inhumans samt ihren Superkräften schützen sollen.
Kamala Khan (Ms. Marvel) ist eine der Neu-Superhelden und setzt als großer Avengers-Fan alles daran, das Team wieder zusammenzuführen, um gemeinsam für Recht und Ordnung zu sorgen.
Nach dem Intro, in dem wir abwechselnd alle fünf Helden ausprobieren dürfen, schlüpfen wir in die Haut von Khan, um gemeinsam mit Hulk JARVIS zu bergen und die Avengers wieder zu vereinen.
So viel zur grundlegenden Story. Blöd nur, dass Marvel’s Avengers die Geschehnisse zwischen Intro und erster Mission kaum beleuchtet und selbst die Details, die uns das Spiel liefert, kaum für Spannung sorgen. Bleibt nur zu hoffen, dass das im fertigen Spiel am 4. September besser aussieht.
Stumpf ist Trumpf: Marvel's Avengers auf den Spuren von Destiny
Doch die überschaubare Story ist nicht das einzige Problem von Marvel’s Avengers. Spielerisch erwartet uns kein lineares oder offenes Heldenabenteuer wie zuletzt in Marvel’s Spider-Man oder der Batman: Arkham-Reihe.
Vielmehr versteht sich das Superhelden-Spiel als eine Art Loot-Shooter wie Destiny oder The Division – nur eben mit Nahkampfangriffen. Am War Table entscheiden wir uns für eines von mehreren Gebieten, in denen wir dann verschiedene Aufträge angehen.
Gemeinsam mit drei KI-Kameraden oder menschlichen Mitspielern durchkämmen wir relativ große Areale und stoßen dabei auf verschiedene Nebenaufgaben nach dem Schema F. Sammle eine geheime Kiste hier, eliminiere einen Trupp aus Elite-Soldaten dort. Gähn!
Auf unserer Reise sammeln wir verschiedene Ressourcen, dessen Nutzen uns das Spiel allerdings nur bedingt erklärt. Ein Teil davon kann in neue Outfits investiert werden, andere wandern in die Verbesserung unserer Ausrüstung.
Das repetitive Missionsdesign zieht sich wie ein roter Faden durch die Beta von Marvel’s Avengers. Wirklich spannende Aufgaben suchen wir leider vergebens, das kann aber noch kommen – immerhin umfasste die Testversion nur einen winzigen Bruchteil des fertigen Spiels und lediglich eine einzige Hauptmission.
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Button-Smashing par excellence
Währen wir hinsichtlich der Aufgaben noch Hoffnung haben, sieht es beim Gameplay von Marvel’s Avengers nicht ganz so rosig aus. Ja, Cap, Iron-Man, Ms. Marvel oder Hulk spielen sich sehr unterschiedlich. Alle verfügen über einzigartige Fähigkeiten, auf die sie im Kampf gegen die (gefühlt) vier verschiedenen Gegnertypen zurückgreifen können.
Doch nicht alle davon machen Spaß. Die Außenbereiche fallen noch recht groß aus, immer wieder zwingt uns das Game allerdings in langweilige und enge Schlauchareale im Inneren einer Lagerhalle, Fabrik oder eines anderen Gebäudes. Die sehen nicht nur immer gleich aus, Helden wie Iron-Man samt seiner Flug-Fähigkeiten sind darin kaum spielbar. Immer wieder ecken wir an, verlieren die Übersicht und müssen landen.
Fairerweise muss man sagen, dass Hulk oder Ms. Marvel sich da schon deutlich besser spielen. Apropos spielen: Thor und Captain America waren nach der Intro-Mission nicht mehr anwählbar. Schade, die hätten wir zu gerne ausprobiert.
Einen Großteil der Spielzeit in Marvel’s Avengers verbringen wir mit Nahkämpfen gegen AIM-Schergen. Komplexe Angriffs-Kombos suchen wir dabei allerdings vergebens. Vielmehr bestehen die Kämpfe aus stumpfem Button-Smashing, immerhin lassen sich leichte und schwere Angriffe mit je drei Helden-spezifischen Spezial-Attacken kombinieren.
Wirklich wuchtig spielen sich die Techtelmechtel allerdings zu keinem Zeitpunkt, zumal es selbst auf der PS4 Pro (im Performance-Modus!) gerade bei großem Gegneraufkommen zu teils heftigen Framerate-Einbrüchen kommt.
Kreativer Heldenaufbau
Lob verdient Marvel’s Avengers aber bezüglich des Leveling-Systems. Für Levelaufstiege schalten wir Talentpunkte frei, die wir in verschiedene Fähigkeiten investieren. Im Rahmen der Beta standen bei Weitem noch nicht alle Skills zur Verfügung, im fertigen Spiel dürften aber etliche Kombinationen möglich sein.
Ähnlich verhält es sich mit der Ausrüstung: Im Sekundentakt sammeln wir neue Items, die mit zusätzlichen Effekten und einem höheren Gear-Score aufwarten. Von diesen Stats merkt man im Spiel aber herzlich wenig. Der Gear-Score hingegen macht uns stärker oder lässt uns mehr Schaden einstecken – wer schon mal The Division 2 gespielt hat weiß, wie das System funktioniert. Schade nur, dass die verschiedenen Rüstungen, Helme, Handschuhe und Co keinen visuellen Einfluss auf unsere Heldentruppe haben.
Doch genug gemeckert: So schlecht ist Marvel’s Avengers wahrlich nicht. Im Endeffekt bekommt man als Superhelden-Fan das, was man von einem Popcorn-Blockbuster erwartet. Kernige Daueraction, coole Helden und flotte Sprüche. Zumal sich das Spiel nicht alleine an Fans des MCU richtet, sondern vor allem Comic-Fans mit legendären Outfits und Details zu den Ursprüngen der Helden ansprechen will.
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Marvel’s Avengers Beta Fazit
Crystal Dynamics hat Marvel’s Avengers als Live-Service-Spiel konzipiert. Das schürt die Hoffnung darauf, dass sich zum Release Anfang September oder zumindest in den darauffolgenden Monaten noch einiges tut.
Grundsätzlich funktioniert die Idee eines Avengers-Spiels als Destiny-Klon relativ gut. Abwechslungsreiche Helden, ein gelungenes Level-System und etliche gelungene Anspielungen und Details für Comic-Fans machen Lust auf mehr.
Auf der anderen Seite sind da aber die repetitiven Missionen, das öde Kampfsystem und die überschaubare technische Umsetzung, die uns zweifeln lassen. Viel zu enge Schlauchlevel mit viel zu monotonen Kämpfen machen auf Dauer nicht wirklich viel Spaß.
Hinsichtlich der spielerischen Abwechslung und Qualität der Story muss Marvel’s Avengers noch deutlich zulegen, sonst bleibt am Ende nicht viel mehr als ein austauschbarer Destiny-Klon im Superhelden-Anzug. Für einige spaßige Stunden Daueraction im Koop eignet sich das Spiel aber schon jetzt allemal. Man muss halt nur wissen, worauf man sich einlässt.
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