2020 sollte DAS Jahr für das Sim-Racing werden. Doch der Aufwind der Esports-Disziplin musste jetzt einen herben Dämpfer einstecken. In der virtuellen Formel E-Rennserie kam es zu einem Eklat. Profi-Rennfahrer Daniel Abt klemmte sich nicht selbst hinter das Lenkrad, sondern ließ einen befreundeten Sim-Racer in seinem Namen antreten.
Der virtuelle Rennsport, genannt Sim-Racing, hat im Jahr 2020 mächtig Zuwachs bekommen. Nicht zuletzt dank der F1 Virtual GP series, in der mehrere Hunderttausend Zuschauer die Events im Livestream verfolgen. Jetzt musste der Esports allerdings einen herben Rückschlag einstecken, denn beim virtuellen Formel E-Rennen in Berlin kam es zu einem Eklat.
Update vom 27.05.: Audi feuert Abt
Der Vorfall hat für Daniel Abt weitere Konsequenzen. Neben der Geldstrafe und Disqualifikation, suspendiert das Audi Sport-Team den deutschen Formel E-Piloten mit sofortiger Wirkung. In einem Statement heißt es
„Integrität, Transparenz und die dauerhafte Einhaltung gegebener Regeln haben für Audi höchste Priorität. Dies gilt ausnahmslos für alle Aktivitäten, bei denen sich die Marke engagiert. Aus diesem Grund hat Audi Sport entschieden, Daniel Abt mit sofortiger Wirkung zu suspendieren.“
Ob Abt nach dem Sim-Racing-Skandal seine Motorsportkarriere vollständig an den Nagel hängt, bleibt abzuwarten.
Another new winner! Highlights from Round 5 of the ABB Formula E #RaceAtHome Challenge in support of @UNICEF https://t.co/9KqVKEr3qA pic.twitter.com/1zWHRxXbQ8
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) May 23, 2020
Daniel Abt schummelt sich aufs Podium
Doch was war passiert? Eigentlich ging beim virtuellen Formel E-Rennen in Berlin alles seinen gewohnten Gang: am vergangenen Wochenende trafen sich die Fahrer der „Race at Home Challenge“ zum Lauf auf dem Berliner Tempelhof.
Natürlich war auch der deutsche Rennprofi Daniel Abt wieder mit von der Partie, der seit 2015 in der Formel E aktiv ist. Abt kam mit Benzin im Blut auf die Welt, immerhin ist sein Vater Hans-Jürgen Besitzer und Teamchef des Rennstalls Abt Sportsline. Sein Onkel Christian Abt war jahrelang in der DTM aktiv und gewann 2009 die ADAC GT Masters.
In der virtuellen Formel E war Daniel Abt, der im echten Elektro-Rennwagen immerhin bereits zehn Podiumsplätze einfahren konnte, in den vorangegangenen Läufen nie wirklich aufgefallen. Doch am vergangenen Wochenende sah das Ganze schon anders aus.
Abt ging von Startplatz Zwei ins Rennen und zeigte auch danach eine außerordentlich gute Leistung. Zufall? Heimlich trainiert? Leider nicht.
Selbst die Kommentatoren schienen von der Leistung Abts überrascht. In der „Zoom“-Videokonferenz, in der alle Teilnehmer beim Fahren zu sehen waren, ragte mysteriöserweise ein großer Mikrofonarm über das Gesicht von Abt. Einfach blöd positioniert? Abermals: leider nicht.
Die „technischen Probleme“ hielten an, als Abts Twitch-Übertragung wie durch Zauberhand plötzlich hakte und das Bild dann komplett zusammenbrach.
Stoffel Vandoorne, Formel 1-Testfahrer und Teilnehmer der virtuellen Formel E, duellierte sich auf der Strecke mit Daniel Abt und sagte nach dem Rennen eher aus Scherz:
“Um ehrlich zu sein frage ich mich, ob es wirklich Daniel war, der da gefahren ist.“
Mittlerweile wissen wir: er war es nicht. Statt Daniel Abt war es der befreundete Sim-Racing-Profi Lorenz Hörzing, der das Rennen fuhr. Der Schummel flog auf, als die Technikexperten der Formel E offenbar die IP-Adressen überprüften und zum Schluss kamen, dass nicht Abt das Rennen fuhr.
.@HUGOBOSS round 5 ABB Formula E #RaceAtHome winner @OliverRowland1 answers your questions! #WhoIsTheBestBoss pic.twitter.com/A84ZIKbStG
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) May 25, 2020
Disqualifikation und saftige Geldstrafe für Daniel Abt
Hörzing, der unter falschem Namen den dritten Platz einfuhr, wurde umgehend disqualifiziert. Daniel Abt bekam eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro aufgebrummt, die einem wohltätigen Projekt gespendet wird.
In einer Stellungnahme entschuldigte sich Abt am Sonntag für sein unrühmliches Verhalten:
“Ich möchte mich bei der Formel E, allen Fans, meinem Team und meinen Fahrerkollegen dafür entschuldigen, dass ich während des Rennens am Samstag Hilfe von außen in Anspruch genommen habe. Ich habe es nicht so ernst genommen, wie ich es hätte tun sollen. Ich bin mir bewusst, dass mein Vergehen einen bitteren Beigeschmack hat, aber es war nie in böser Absicht gemeint.“
Das Audi-Werksteam hatte von der unrühmlichen Aktion keine Kenntnis, die Schuld liegt allein bei Abt und Hörzing. Leidtragende sind allerdings auch alle Rennfahrer, die in den Zeiten der Coronakrise virtuell aufs Gadspedal treten – die Werbung für die Branche, die in der derzeitigen Situation einen enormen Boom erlebt, ist jedenfalls denkbar schlecht.
Am Ende gewann übrigens Oliver Rowland für Nissan e.dams vor Mercedes-Werksfahrer Stoffel Vandoorne und Pascal Wehrlein das Rennen, dessen Erlös dem Kinderhilfswerk Unicef gespendet wird.
Ganz ohne Schummel-Eklat traten am Wochenende auch Formel 1-Profis und Stars zum Virtual GP von Monaco an und sorgten für ein spannendes Rennen. Mehr News und Artikel aus der Welt des Gamings und Esports gibt es auf EarlyGame.