Skandale in der Esport-Industrie – Sex(ismus), Drogen und Rock'n'Roll

Scandals esports industry shanghai dragons
Overwatch Profi Geguri spielt für die Shanghai Dragons (Quelle: Shanghai Dragons)

Ähnlich wie in anderen Wettbewerbsumfeldern hat auch der Esport mit Kontroversen zu kämpfen. Obwohl es sich um eine noch junge Branche handelt, gab es in den letzten Jahren immer wieder einige große Skandale.

Das Konzept des Betrugs bei Wettbewerben ist nichts Neues. Tatsächlich unterscheiden sich die Arten von Skandalen, die man in der Welt des Esports vorfinden kann, nicht allzu sehr von denen, die man in traditionellen Sportarten wie Fußball oder sogar Boxen findet.

Unterschiedliche Disziplinen, ähnliche Probleme

Das häufigste Problem ist das Match-Fixing. Es gab mehrere Vorfälle in verschiedenen Esport-Games, in denen die Beteiligten absichtlich verloren haben. Der Anreiz ist klar: Geld. Wetten sind inzwischen eng mit der Esport-Industrie verbunden und die Manipulation von Spielen ist daher ein echtes Problem.

Ein besonders bekannter Vorfall war der iBUYPOWER-Skandal im Jahr 2015. Mehrere CS:GO-Spieler verloren absichtlich Spiele... und bekamen als Folge einen Spiele-Bann. In einem wohlüberlegten Schachzug veröffentlichte der Spieleverleger Valve die Namen der Beteiligten und verbot ihnen die Teilnahme an von Valve gesponserten Veranstaltungen auf Lebenszeit.

Bei ähnlichen Vorfällen haben sich Verbote von Wettkampfsteilnahmen als die beliebteste Strafe erwiesen. Die meisten Profis, Caster und Verleger sind äußerst wachsam, wenn es um die Aufdeckung von Skandalen des Match-Fixings geht.

Ist Doping ein Problem?

Eines der vielleicht größten Probleme im traditionellen Sport ist Doping. Leistungssteigernde Dopingmittel sind leider weit verbreitet, aber die Dopingkontrollen sind in der Regel sehr streng. Im Esports ist das nicht der Fall. Wo bei Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen, der Tour de France und Ähnlichem, Dopingkontrollen eine absolute Norm sind, gibt es im Esports kaum oder gar keine Kontrollen.

Im Jahr 2015 führte dies zu einem drogenbedingten Skandal in der Esport-Industrie. In einem Interview bestätigte Kory "Semphis" Friesen beiläufig, dass er und seine Mannschaftskameraden während des ESL-Turniers an dem sie teilnahmen, alle Adderall nahmen.

Von da an wurde das Thema immer mehr publik. Andere Spieler wie Tyler "CalmMentality" Mozingo gaben ebenfalls zu, leistungssteigernde Substanzen einzunehmen. Ein Esports Consultant berichtete sogar, dass er Zeuge war, wie ein Trainer einem Spieler nicht verschreibungspflichtiges Ritalin (ein starkes ADHS-Medikament) verabreichte.

Eine Reihe von Geständnissen und Berichten um diese Zeit im Jahr 2015 veranlasste mehrere Turnierveranstalter, sich mit Anti-Doping-Agenturen zusammenzuschließen und Regeln gegen leistungssteigernde Mittel einzuführen. Alkohol, Drogen und vieles mehr waren verboten und die Strafen erfolgten in der Regel in Form eines Spiele-Banns.

Trotzdem werden nach wie vor nur wenige Dopingkontrollen durchgeführt und viele Vorfälle bleiben wahrscheinlich straffrei. Glücklicherweise arbeitet eine wachsende Bewegung aktiver Anti-Doping-Aktivisten kontinuierlich an der Lösung dieses Problems.

(Verwirrender) Sexismus am Arbeitsplatz

Es ist zwar kein besonderes Geheimnis, dass Sexismus in der Esport-Industrie grassiert, aber es ist ziemlich selten, dass er in der Branche explizit auftritt. Das war 2014 der Fall–- bei einem Hearthstone-Turnier in Finnland.

Die Regeln eines Hearthstone-Qualifikationsturniers beschränkten die Teilnahme auf Männer, was sich schnell zu einem Publicity-Desaster entwickelte. Dies wurde an und für sich schon heftig kritisiert, aber erst die Reaktion auf Beschwerden machte es zu einem echten Skandal. Anstatt sich zurückzuziehen oder zu entschuldigen, sagte ein Sprecher der Veranstaltung:

"Ihre Informationen sind in der Tat richtig, das Turnier ist nur für finnische Männer offen. [...] Damit sollen unter anderem mögliche Konflikte vermieden werden (z.B. ein weiblicher Spieler, der einen männlichen Spieler während der RO8 eliminiert)".

Mit anderen Worten: die Organisatoren haben die Möglichkeit der Eliminierung eines Mannes durch eine Frau als zu störend empfunden, um sie zuzulassen. Natürlich war die Kritik von Spielern aller Geschlechter hart. Es dauerte nicht lange, bis die International Esports Federation die Regeln der Veranstaltung ihrer gesamten Politik bezüglich der Geschlechtertrennung änderte.

Es wurden gemischtgeschlechtliche Turniere zugelassen. Zusätzlich zu einigen wenigen reinen Frauenveranstaltungen in kleinerem Rahmen, was allerdings zu einem eigenen Skandal führte.

Ein einzigartiger Skandal

Während Skandale im Allgemeinen für alle Beteiligten eine schlechte Sache sind, gibt es einige seltene Vorfälle, in denen dies nicht der Fall ist. Damals wurde Overwatch-Profi Se-Yeon "Geguri" Kim (zwei Jahre in Folge die einzige weibliche Spielerin in der gesamten Overwatch-Liga) von mehreren anderen Spielern des Betrugs beschuldigt.

Die damals erst 17-jährige Koreanerin galt (und gilt immer noch) als eine der besten Tank Spieler der Welt. Sie wurde auf der einen Seite für ihre unglaubliche Genauigkeit gelobt und auf der anderen Seite von mehreren großen Spielern des Aimbottings und Betrugs beschuldigt. In diesem Zusammenhang erhielt sie sogar Morddrohungen.

Blizzard Entertainment, Herausgeber von Overwatch, ermittelte und fand keine Beweise dafür. In der Zwischenzeit wurde von einigen Profis ein offener Brief geschrieben, in dem sie ihre Karrieren darauf verwetteten, dass sie betrügt. Sie versprachen aus der Branche auszusteigen, wenn sich herausstellen sollte, dass sie aufrichtig war.

Als Reaktion darauf streamte sie ein Live-Spiel bei einer Blizzard-Veranstaltung und bewies damit, dass sie wirklich so gut war. Ihre beiden Hauptankläger, koreanische Spieler mit den Spitznamen "ELTA" und "Strobe", zogen sich daraufhin aus dem Spiel zurück. Die Kritiker von Geguri wurden größtenteils ruhig gestellt und sie ist bis heute die einzige weibliche Profi-Spielerin in der OWL.

Auch wenn dies wie ein Sieg für sie erscheinen mag, ist es wichtig zu sagen, dass dies nicht der Fall war. Sie war immensem Stress, Angst und Druck ausgesetzt für etwas, das sie nicht getan hat. Und das einzig, weil einfach einige Spieler sich weigerten zu akzeptieren, dass eine Spielerin so gut sein kann.

Betrüger zu bestrafen, sei es, wegen Match-Fixing, Dopings oder Ähnlichem, bleibt ein wichtiger Teil der Fairness im Esport. Der Vorfall Geguri zeigt aber auch, dass Vorsicht der bessere Teil des Heldenmutes sein kann und dass nicht alle Vorwürfe in der Realität begründet sind.

Weitere spannende Themen rund um den Esport gibt es auf EarlyGame. Zum Beispiel:

Alisa Eiber

Alisa ist nicht nur Fortnite Lead bei EarlyGame, sondern streamt auch leidenschaftlich auf Twitch. Hier zockt sie zusammen mit ihrer Community tagtäglich Games wie Fortnite und Valorant und weiß daher immer, was gerade in den Spielen abgeht. ...