Kuchen, Kaffee & Entspannung: Es ist wieder mal Zeit für einen EarlyGame Schnack.
Eigentlich schon gemein... irgendwie. Ninjas gab es schon vor Jahrhunderten. Sie haben Kriege mit strategischen Attentaten entschieden und waren Meister der stillen Kampfkünste und der Geheimhaltung. Menschliche Waffen mit Körpern aus Stahl, die aus dem Nichts attackierten und ins Nichts verschwanden.
Wer heute "Ninja" in der Suchmaschine seiner Wahl eingibt, findet allerdings einen anderen Ninja. Dieser Ninja tötet auch viel, nur nennt er es ‘fraggen’ und macht das digital. Er ist Meister der lauten Shotgun und Sniper und alles andere als geheim. Mit einem Körper aus Haut & Knochen präsentiert sich dieser Ninja vor hundert tausenden von Leuten, mit auffällig blauen Haaren, die so aussehen, als ob sie im Dunkeln leuchten.
Wie gesagt… eigentlich schon echt gemein. Jahrhunderte der überlieferten Kampfkunst und nur weil die Ninjas in Schwarz nichts von dieser SEO-Suchmaschinen-Optimierung für Google & Co wussten, ist der Ninja in Blau nun das Synonym ihrer Kampfklasse… und das mit Maus statt Katana.
Aber eins muss man diesem blauen Ninja schon lassen: Seine Kampfkünste beherrscht er besser als seine Konkurrenten, denn ähnlich wie seine Vorgänger des feudalen Japans, hat Tyler Blevins schon in jungen Jahren mit dem Meistern seines Handwerks angefangen:
In der Pubertät entdecken viele Jungs ihr Lieblingsspielzeug, aber statt an sich selber, hat Tyler lieber mit Maus und Tastatur herumgespielt. Genauer gesagt hatte er das Spiel Halo entdeckt und dann mit 14 Jahren schon mehr digitalen Blutdurst als den meisten Eltern lieb wäre.
Allerdings hat Tyler mit Herr Blevins einen Gamer Dad – und wie Gamer Dads halt so sind, hatte der denselben Halo-Blutdurst. So stand Tylers Leidenschaft nichts im Weg und über die Jahre wurde er immer besser. Mit der Kreativität eines pubertierenden Jungen nannte er sich fortan "Ninja". Mit knallharter Disziplin und einem Fleiß, der seine feudalen Namensgeber stolz machen würde, wurde er zu einem der besten Gamer der Welt, holte Turniersieg nach Turniersieg und war schon mit unter 18 Jahren der Boy-Celebrity der Gaming-Welt. Der Anti-Justin-Bieber sozusagen.
Fast-forward um ein paar Jahre und Ninja hat sich nicht nur vor Justin Bieber die Haare gefärbt, sondern auch vor dem Biebster ein Feature mit lebender Hip-Hop Legende und dem Schreck aller Beatles Charts Rekorde zu verzeichnen: 2018 streamte Ninja mit Rapper Drake.
Bling Bling trifft auf Klick Klick – und wenn Gaming nicht längst schon cool war, war es das danach auf jeden Fall.
Über post-pubertäre Turnier-Siege in Halo, bis hin zum internationalem Star durch seine Erfolge in dem Spiel Fortnite: Ninja hat sich seinen Weg nach oben gezockt. Nach Drake folgten Late-Night-Show Auftritte bei Mainstream Giganten wie Jimmy Kimmel und Ellen und im Jahr 2019 hat Ninja dann durchschnittlich einfach mal so 500.000$ im Monat verdient.
Ja, 500.000$ – und ich denk mir nur: “What the f... ? Eine halbe Million Dollar? Im Monat? 12 Monate im Jahr? Willst du mich verarschen? Wo ist mein Game Boy? Bring mir Tetris, ich muss kurz Karriere wechseln.”
Und alles, was dieser Ninja der Moderne für sein Handwerk braucht, ist eine Webcam, ein Mikrofon und seinen PC. Den Rest verschaffen ihm diverse Streaming Plattformen – 2018 war das zum Beispiel der Streaming-Service Twitch, wo Ninja mit Drake über einen Tag hinweg kontinuierlich 635.000 live Zuschauer hatte, während er und der Rapper das Spiel Fortnite zockten.
Da kommt viel Geld zusammen, denn bei Twitch ist es so, dass Zuschauer dem Streamer immer wieder Geld zustecken – genau, wie bei Strippern... Mal einen Dollar hier in den Ausschnitt, mal hundert an Stellen die nicht jugendfrei sind. Beim Strippen sind das je nach Strip Club höchstens 100 Leute für eine 15 Minuten Show – nicht, dass ich das persönlich so genau wüsste – aber bei einer konstanten Zuschauerzahl von 635.000 über 8 Stunden ist das genug Geld, dass einem schnell der Platz ausgeht, egal wie viel großzügig der Ausschnitt sein mag. Gut also, dass das bei Twitch Streams über online Geldspenden und Paypal verläuft.
Nun macht Ninja das aber nicht nur mit Drake, sondern Tyler streamte 2019 fast jeden Tag um die 10 Stunden für eine Zuschauerzahl von mindestens 300.000+ pro Stream. Neben dem Trinkgeld das Ninja für seine Show bekommt, gibt es dazu noch zahlreiche Abonnenten, die sich für 5$ im Monat gewisse Vorteile und mehr Komfort beim Twitch-Streaming leisten – das ist, als würde man für 5$ im Monat bei YouTube die Werbung abschalten.
Bei so vielen live Augen ist Ninja natürlich auch für Sponsoren ein Must-have und anders als beim Strippern, kommt es nicht komisch, wenn im Hintergrund ein Red Bull Kühlschrank zu sehen ist. Extra Bonus: Ninja behält die Klamotten an und kann auch noch auf seinem T-Shirt einen Sponsor vertreten.
Alles in allem kommt man dann auf gut 500.000$ im Monat – dafür, dass Ninja online Videospiele auf höchstem Niveau spielt und streamt. Wenn man bedenkt, dass im Basketball zehn erwachsene 2-Meter Männer einem orangen Ball hinterherrennen und auch Cristiano Ronaldo auf dem Weg zum ersten Kinder-Ballspiel Milliardär ist, dann wirkt das gar nicht mehr so verkehrt. Es macht uns Menschen eben Spaß, Leuten auf dem höchsten Niveau bei ihren Aktivitäten zuzusehen. Mehr noch, wenn es Aktivitäten sind, für die wir selber eine Leidenschaft haben.
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Ein Videospiel wie League of Legends hat aktuell 115 Millionen aktive Spieler. Das bekannte Kinder-Ballspiel Fußball hat im Vergleich 265 Millionen aktive Spieler. Die Arbeit die dahinter steckt, sich von so vielen Leuten abzuheben und sich den Weg zur Spitze zu erkämpfen, ist bei Videospielen nicht leichter als im traditionellen Sport und bedarf viel Disziplin und Talent. So gesehen ist es vielleicht gar nicht so abwegig, dass die besten Videospieler der Welt so viele Fans haben und derartige Summen verdienen.
Und da die meisten Suchmaschinen eben Geld und Features mit Drake mindestens genauso wertschätzen wie Katanas und Wurfsterne, ist es nun mal so, dass Tyler Blevins der vielleicht bekannteste Ninja aller Zeiten ist.