Kuchen, Kaffee & Entspannung: Es ist wieder mal Zeit für einen EarlyGame Schnack.
Als wir in der 8. Klasse zum ersten Mal unsere Casio Taschenrechner benutzen durften, hatte unsere Mathelehrerin direkt eine Warnung für uns:
“Verlasst euch nicht zu sehr darauf, die habt ihr nicht immer bei euch.”
16 Jahre später und es hat sich bestätigt was ich schon immer wusste: Frau Bayer hat keine Ahnung, wovon sie redet.
Mein Taschenrechner und ich gehen zwar längst getrennte Wege, doch er wurde ersetzt durch einen neuen, treuen Begleiter der Firma Huawei: Mein Honor Play Smartphone. Ehrenhaft wie sein Name, verlässt es nie meine Seite – weder tagsüber, noch abends im Bett, wo es mir noch unter der Decke bis spät die Nacht Gesellschaft leistet. Mein Honor Play löst spielerisch jede mathematische Hürde: Derzeit rechne ich mit Leichtigkeit alle möglichen Corona Quoten durch, um die Isolation der Quarantäne mit wissenschaftlicher Panik zu versüßen. So subtrahiere ich in wenigen Sekunden meine Klopapier-Reserven gegen meine Bad-Gewohnheiten... Keine Panik Leute, das ist kein Bunkern, das ist Wissenschaft. Ich weiß was ich tue.
Keine mathematische Hürde schien zu groß bis ein Spiel kam, dessen Schwierigkeitsgrad höher ist als sein lachhaftes Akronym vermuten lässt: LOL — League of Legends.
Ein Computerspiel von Riot Games, dessen Esports Events so viele Zuschauer haben wie der Superbowl. Riot Games ist sogar so entschlossen die NFL zu übertrumpfen, dass sie nun auch in Sachen Sexismus mithalten.
League of Legends ist ein Wegbereiter für die Welt des professionellen Esports und hat der Nerd-Kultur spektakulär den Weg in den Mainstream geebnet.
Im Kern ist League of Legends ein strategisches Spiel von 5 gegen 5 das sich grundsätzlich wie Schach auf Steroide verhält, nur eben reduziert auf 10 Champions. Diese kann man aus einem Pool verfügbarer Charaktere auswählt und jeder hat seine ganz eigenen Fähigkeiten. Hat man seine Wahl getroffen, müssen die Fähigkeiten der gewählten Spielfigur allerdings von jedem Spieler selber verbessert/verfeinert werden – ein Prozess der in einem sogenannten "Build" resultiert.
Klingt leicht komplex, ist es auch. Aber: Gibt 'ne App dafür! Dank meinem rechteckigen Allzweck Wundermittel mit Touchscreen war ich in der Lage mit Leichtigkeit allerlei Builds zusammenzustellen. Items für meinen Charakter wurden mir erklärt, beschrieben und sogar empfohlen. Neue Freunde und 5er Teams wurden mit simplen Taps & Swipes zusammengestellt.
So arbeitete ich mich durch die ersten 30 Erfahrungs-Levels. Dabei lernte ich einiges, auch über mein Frutstlevel... Und schließlich zelebrierte ich mich und mein Smartphone, als ich letztendlich für die exklusive Welt des Ranked Mode freigeschaltet wurde.
Zu dritt ist alles besser, sagen meine polygamen Freunde schon seit Jahren, also haben mein Handy und ich zur Kür des Moments ein weiteres Mitglied in unsere Beziehung aufgenommen: Meinen Freund Jin. Die Einladung kam natürlich mit +1, nur mussten wir geschockt feststellen, dass Jin keinen smarten Begleiter namens Phone an seiner Seite hatte. Nein, Jin kam ganz ohne Sidekick, denn Jin hatte ein Geheimnis: Er hat in Frau Bayers Unterricht aufgepasst.
Das offenbarte sich schnell als er mir während unseres ersten gemeinsamen Spiels Anweisungen gab wie:
“Wenn er Flash benutzt hat, weisst du, dass er einen 300 Sekunden Cooldown hat, allerdings hat er Item X, was den Cooldown um 20% reduziert und der Tank hat Perk Y was den Cooldown wiederum um ein Achtel reduziert, deshalb müssen wir ihn in den nächsten Z Sekunden besiegen, bevor er uns ohne Risiko tower diven und sich dann safe wegflashen kann.”
Ja, ok.. 20% von 300, also… 10% sind 30, heißt 20% sind 60 Sekunden und… was war nochmal ein Perk?
Leider verläuft League of Legends zu schnell, um die Calculator App zu starten und ich musste feststellen: Wer League of Legends spielen will, muss 8. Klasse-Mathematik auch ohne Taschenrechner meistern können. Frau Bayer hatte also doch recht.
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Außerdem fragte ich mich, warum meine Lehrerin eigentlich kein "League of Legends"-Profi geworden ist, da das Spiel auf mich wie ein Spitzensport der Mathematiker wirkt. Aber was nicht ist, das kann in Quarantäne-Zeiten ja noch werden.