Kuchen, Kaffee & Entspannung: Es ist wieder mal Zeit für einen EarlyGame Schnack.
Für diesen EarlyGame Schnack wollte ich ursprünglich über Gewalt in Videospielen und die damit verbundenen Vorurteile schreiben. Dann habe ich gemerkt, dass sich die Thematik nicht unmittelbar für Witze eignet und Wortspiele etwas überdachter sein müssen. Ein trockenes, deprimierendes Essay soll es aber auch nicht werden. Heikle Sache. Also hab ich beschlossen, das Thema auf nächstes Mal zu verschieben, um euch heute etwas besonders zu zeigen:
Ein Brief den ich mit der Bitte erhalten habe, die Inhalte publik zu machen. Es ist ein Brief von einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Es ist ein Brief von jemandem, dessen Leben durch die Gewalt in Videospielen und die damit verbundenen Tiefen ins Chaos geriet. Es ist ein Brief voller Emotionen. Ein Brief voller Leid und Reue.
Tränen mögen fließen. Schämt euch nicht, denn echte Emotionen sind wahre Stärke.
Hallo,
Das ist ein Entschuldigungs-Brief.
Es tut mir leid. So viele Dinge tun mir leid.
Wo soll ich anfangen? Oh Mann, das ist schwer. Vielleicht… Vielleicht fange einfach am Anfang an:
Vielleicht kennt ihr mich, vielleicht auch nicht. Vielleicht verehrt oder bewundert ihr mich... oder auch nicht. Ich schreibe das als Teil meines Zwölf-Schritte-Programms, um ein besserer Mensch zu werden. Ein besserer Bruder. Ein besserer Klempner. Ein besserer Freund. Ein besserer Liebhaber.
Beginnen wir mit Letzterem: Ein besserer Liebhaber zu werden. Bei meiner geliebten, meiner Prinzessin, entschuldige ich mich aus ganzem Herzen.
Nicht für meine Gefühle dir gegenüber, nicht für meine Liebe. Nein, niemals. Aber für meine Eifersucht. Ich begreife jetzt, dass es nichts als Unsicherheit war. Du bist eine Prinzessin. Dein Platz ist in Schlössern, nicht ständig an der Seite eines bescheidenen Klempners wie mir. Aber ich war einfach nicht reif genug für so eine Realität: Ein Klempner wie ich und eine Prinzessin wie du? Ich meine... ich war unsicher und dachte, dass ich dir nicht genug bin. Dann hörte ich diese Gerüchte über dich und Bowser und... Ich war von Eifersucht überkommen. Es gibt keine Möglichkeit, dieses Unrecht wieder gutzumachen, nur will ich, dass du weisst, dass all meine Taten eine Liebe zu Grund hatten. Eine Liebe für die ich Königreiche in Brand gesteckt hätte. Und das hätte ich genauso gut tun können. Oh Gott... die Körper, die ich zurückgelassen habe... die Schildkröten... unverzeihlich. Allein der Gedanke daran bringt mich zum Zittern.
Die Geräusche all dieser Goombas und ihrer Köpfe, die unter meinen Lederstiefeln splitterten. Das verfolgt mich bis heute. All das entschädigt nicht die verlorenen Leben, aber es ist der Preis, den ich zahle. Die Last, die ich trage. Es war einfach... Peach, der Gedanke an dich und Bowser... Ich konnte nicht zulassen, dass etwas zwischen dir und mir steht. Oder besser gesagt, meine Eifersucht konnte es nicht. Und die Pilze... sie haben nicht geholfen. Sie förderten nur meine Illusionen. Meine Halluzinationen. Meine Sucht kannte bald keine Grenzen mehr. Ich knallte meinen Kopf buchstäblich gegen Ziegelsteine, wenn ich dachte, ich könnte da irgendwie Pilze rausholen. Durch die Pilze fühlte ich mich einfach überlebensgroß, wie ein Gigant. Manchmal sogar so, als ob ich in Flammen stünde und nicht mehr aufzuhalten wäre. Mein Bruder versuchte, mich zur Vernunft zu bringen, aber er war schon immer grün vor Neid, also habe ich ihm keine Beachtung geschenkt.
Was mich zu dir führt, Luigi. Mein Bruder. Es tut mir leid, Luigi. Mir war nie bewusst, wie sehr es dich verletzt hat, im Schatten deines älteren Bruders zu leben. Wie sehr du mich gebraucht hast. Ich dachte immer, du wolltest meine Zustimmung und Aufmerksamkeit. Deshalb stempelte ich alles als Geschwafel ab – selbst als du dich mir geöffnet und mir von deinem Spukhaus erzählt hast. Um ganz ehrlich zu sein, dachte ich, dass du vielleicht auch den Weg zu ein paar Pilzen gefunden hättest, denn, ganz ehrlich: Deine Spukhaus Geschichten klangen wie eine meiner Halluzinationen. Ich hätte mir die Zeit nehmen sollen, um wirklich zuzuhören. Du bist der einzige Bruder, den ich habe. Der einzige Bruder, den ich je haben werde. Ich entschuldige mich.
Es gibt so viele Entschuldigungen, die lang überfällig sind. So vielen Leuten habe ich Unrecht getan. Einen hat es schlimmer erwischt als alle anderen: Donkey. Mein Freund. So nenne ich dich jetzt, aber es war nicht immer so. Ich hätte dich nicht so behandeln sollen, wie ich dich behandelt habe. Die Dinge, die ich dir an den Kopf geworfen habe… Affe und Esel habe ich dich genannt. Es ist keine Rechtfertigung, aber du musst verstehen, dass ich aus einem kleinen italienischen Dorf komme, wo ich nie viel... Farbe und Fell ausgesetzt war. Mir ist jetzt klar, dass meine Handlungen rassistisch und falsch waren. Als ich auf all diesen Türmen hinter dir her war... Ich erinnere mich an die Bierfässer, die du in betrunkener Wut auf mich geworfen hast. Ich war auf meinen Pilzen und du warst betrunken und hast Fass nach Fass geleert. Ich habe das in dir verursacht. Mir war damals nicht klar, dass jedes leere Bierfass, das du mir in den Weg warfst, ein Schrei nach Aufmerksamkeit war, ein Hilferuf. Ich bin nur froh, dass wir eine Gruppe von Freunden gefunden haben, die für dich da waren, als ich es nicht war.
Ich schäme mich bis heute hierfür. Ich weiß nicht, was mir durch den Kopf ging. Ich habe während der Fahrt mit Bananen und Schildkrötenpanzern auf euch geworfen? Auf meine Freunde!? Kein Pilz-High kann mein Verhalten rechtfertigen. Und die ganzen Schildkröten die ihr Leben und ihren Panzer für meinen Wahnsinn geben mussten… ich schäme mich.
Ich war ein Narr und habe euch alle in Gefahr gebracht. Die Geilheit nach dem Adrenalin, das mit dem Rasen bei solchen Geschwindigkeiten kam, hat mich überwältigt. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber mein Kopf war so sehr von den Pilzen vernebelt, dass ich uns tatsächlich auf Regenbogenstraßen fahren sehen habe. Ja, Regenbogenstraßen. Für mich war es eine Halluzination, aber für euch war es die Realität – und was für eine schreckliche Realität es gewesen sein muss. An euch alle: Toad, Wario, Rosalina... Ich entschuldige mich. Ich dachte regelrecht, ich wäre ein Star. Tatsächlich hatte ich manchmal sogar eine Melodie im Kopf und dachte ich bin unverwundbar, ohne zu merken, wie leichtsinnig ich mich durch den Gegenverkehr schlängelte. Seid euch sicher: Inzwischen habe ich die Prüfungen für sicheres Fahren wiederholt und ich verspreche, dass ich jetzt von den Pilzen endgültig weg bin. Es wird nie wieder passieren. Ich werde euch allen ein besserer Freund sein.
Und schließlich... Yoshi. Du warst nie nur ein Haustier, du warst mein bester Freund. Du hast immer an meiner Seite gestanden. Du hast mich durch dick und dünn begleitet, bei meiner Eifersucht, den Wutausbrüchen... durch verschiedenste Königreichen in dem Versuch, Peach zurückzubekommen. Und was habe ich getan? Ich habe auf dir herumgeritten, dich mit Füßen getreten, während ich von dir sprang und dich in den Tod stürzen ließ – in Schluchten und in gefährliche Gewässer. Ich war egoistisch und habe dich wie ein Sprungbrett behandelt. Mir ist jetzt klar, dass ich dich brauchte, um Höhen zu erreichen, die ich ohne dich nicht erreichen konnte. Nicht zu vergessen der Schaden, den ich deinem Rücken und deiner Wirbelsäule im Laufe der Zeit zugefügt haben muss. Trotz alledem bist du immer so fröhlich, so freundlich, so liebenswürdig und liebenswert geblieben. Deine Freundlichkeit werde ich nie zurückzahlen können. Ich kann dir nur danken für alles, was du für mich getan hast.
Ich hoffe ihr alle wisst, dass diese Entschuldigung von Herzen kommt. An alle da draußen: Keine Macht den Drogen. Haltet euch von Pilzen fern und konzentriert euch auf das, was wichtig ist: Eure Freunde, die Liebe und eure wahre Berufung. Findet euren Anker und arbeitet von dort an euch. Für mich wird dieser geerdete Ort mein Beruf sein. Schließlich werde ich ein besserer Klempner und ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft werden. Immer im Bewusstsein, dass ich nicht unbesiegbar bin, wie ich dachte. Ich bin nur ein weiterer Kerl wie alle und das ist in Ordnung. Das Selbstbewusstsein beginnt damit, dass man sich erinnert, wer man wirklich ist:
It’s me,
Mario
Ok, wow. Jedes von mir geäußerte Wort kann den Moment hier nur mindern... also belasse ich es dabei.
Nächste Woche werden wir im EarlyGame Schnack einen Blick auf die Gewalt in Videospielen werfen und darauf, warum ein Kind zwangsläufig für ein Leben hinter Gittern bestimmt ist, nachdem es Pokemon gespielt hat. Ich meine, das ist im Grunde eine verniedlichte Hundekampf Simulation! Kennen Videospiele keine Grenzen? Das werden wir nächste Woche herausfinden.
Bis dahin gibt es hier alte EarlyGame Schnacks, um euch die Zeit zu überbrücken: