Esport ist kein Sport, heißt es seitens der alten, verbitterten Cis-Männer jedes Mal aufs Neue. Und jedes Mal wieder könnten sich diese Menschen nicht mehr ins eigene Fleisch schneiden. Ich kann nur erahnen, wie gewaltig Olympia wäre, würde das Komitee sich Neuem nicht verschließen. Esports hat mehr mit Sport zu tun, als diese alten Säcke jemals begreifen könnten. Und genau darum geht es heute...
Oh Boy... Wenn ich an das viele Geld denke, dass Olympia durch die Lappen geht, weil sie uns Esportler verstoßen. Das trifft bei mir nur auf Unverständnis. Gibt es in dem Verein keine Berater, die nur ansatzweise so etwas wie Reflektion besitzen oder vielleicht jemanden kennen, der jemanden kennt, der in den letzten Jahren mal die Wirtschaftsberichte rund um Esports gelesen hat?
Wenn wir ehrlich sind, geht es am Ende doch immer nur um das Eine – Geld, Moneten und Kohle. Willkommen im Kapitalismus, Leute! Und Olympia ist da keine Ausnahme mit seinen diversen Werbe-Deals, Sponsoren, Geldgebern und monetären Kämpfen um die Austragungsorte. Warum zum Teufel begrüßt man den Esport dann nicht dankenswerterweise und gewinnt so massiv an Zuschauern und Einnahmemöglichkeiten? Dumm. Einfach dumm und ignorant.
Und die Begründung dafür? Esport sei kein richtiger Sport! Pah! Dass ich nicht lache. Spieler, die in Häusern zusammenleben und bei riesigen Organisationen angestellt sind, sind keine Sportler? Spieler, die rund um die Uhr von Mental Coaches, Physiotherapeuten, Mentoren und Fitness Coaches betreut werden, sind keine Sportler? Menschen, die Millionen von Zuschauern begeistern, zum Lachen, weinen und schreien bringen und tausende, hunderttausende von Fans haben, sind keine Sportler? Spieler, die jeden Tag, sieben Tage die Woche trainieren, um die besten der Welt zu werden und sich international in Stadien und Arenen messen, sind keine Sportler?
Dann, liebes Olympia-Komitee, erklärt mir doch mal bitte, was Sport für euch ist und vor allem was der Sinn hinter einem Event wie den olympischen Spielen ist
Das, wovon wir reden, vereint eine Milliarde Menschen weltweit und lässt sie für das Gleiche fiebern... Und wir reden hier nicht von Fußball...
War das Motto der Olympischen Spiele 2020 in Tokyo nicht "United in Emotion"? Und trifft das nicht genau ins Schwarze im Esport? Ich könnte hier jetzt noch viel mehr Mottos aufzählen, die übrigens alle äußerst passend wären und genau die Werte wieder spiegeln, die man in League of Legends, Rocket League, CS:GO oder Valorant wiederfindet.
Aber nein. Ein paar alte Männer, die in ihrem Leben noch nie das Internet benutzt haben, wehren sich gegen den Esport bei Olympia. Die Begründung? Esports habe nichts Sport zu tun, denn laut irgendeiner uralten Definition, die als Vorwand genutzt wird, heißt es:
Unter dem Begriff Sport werden verschiedene Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen zusammengefasst, die im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen [...]
Warum Vorwand? Naja... Da wäre zum Beispiel Schach als olympischer Sport. Inwiefern erfüllt Schach die Kriterien, die gegen eine Aufnahme von Esport ins Programm sprechen? Richtig, gar nicht. Ich möchte hier auf gar keinen Fall Schach als Sport infrage stellen oder kritisieren. Das ist alles zu 100% auf das Olympia-Komitee bezogen. Ich respektiere Schach sehr und sehe den Sport dahinter.
Aber gleichermaßen erkenne ich auch die Hochleistung der Athleten im Esport an. Um in unserem Business erfolgreich zu sein, muss man seine komplette Zeit opfern. Und das bedeutet noch lange nicht, dass man es schafft! Zu den 12-14 Stunden, die man dem Training widmet, gehört auch eine Menge Talent: Man muss viele Dinge gleichzeitig können, sozial kompetent sein, kommunizieren können und verdammt resilient sein – denn ein Team verliert am Ende immer und damit umzugehen, gerade bei großen Turnieren, will gelernt sein.
Ihr seht also, es spricht unglaublich viel dafür und nichts außer der Meinung einiger, weniger, dagegen. Ich befürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis ein neues Komitee zusammenkommt.
Bis dahin verbreiten wir unsere Leidenschaft auf unseren eigenen Wegen, mit Weltmeisterschaften, wie wir sie kennen und lieben.
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