Vor rund einem Monat konnten wir uns in der Vorschau bereits einen ersten Eindruck von Tennis World Tour 2 machen, der bereits recht positiv ausfiel. Jetzt steht das Sportspiel endlich in den Regalen und wir haben abermals den Centre Court betreten. Erwartet uns endlich wieder ein gutes Tennis-Game?
Für unseren Tennis World Tour 2 Test haben wir uns mächtig in Schale geworfen und unseren eigenen Pro mit Pferdeschwanz, kurzer Shorts und pinkfarbenem Polo-Hemd auf den Platz gewagt.
Quick-Facts zu Tennis World Tour 2:
- Entwickler: Big Ant Studios
- Publisher: Bigben Interactive
- Genre: Sportspiel
- Release: 24.09.2020
- Spieler: 1-4
Tennis World Tour 2 Gameplay überzeugt
Im Rahmen unserer Vorschau konnten wir lediglich schnelle Partien absolvieren, die finale Vollversion schaltet natürlich alle Spielmodi frei. Kernstück des Sportspiels ist der umfangreiche Karrieremodus.
Hier gehen wir mit einem eigens erstellten Profi an den Start, den wir anhand der typischen Kriterien individualisieren. Dabei grasen wir den jährlichen Tennis-Kalender ab, um an verschiedenen Turnieren, schnellen Partien oder Trainingseinheiten teilzunehmen. Genauso wichtig sind allerdings die Pausen, denn je mehr wir spielen, desto ausgelaugter wird unser Pro. Mit regelmäßiger Entspannung leert sich die Erschöpfungsanzeige wieder. Denn erreicht diese einen kritischen Wert, steigt das Risiko, uns in einem Spiel zu verletzen.
Ansonsten präsentiert sich die Karriere eher zweckmäßig. Wir absolvieren Turnier um Turnier, Partie um Partie und statten unseren Spieler mit neuen Schlägern, Griffen oder Outfits aus. Für gesammelte Erfahrung steigen wir im Rang auf, woraufhin wir den Pro in drei Kategorien verbessern.
Das Hauptproblem liegt allerdings darin, dass der eigene Spieler in den ersten Stufen kaum in der Lage ist, überhaupt einen Ball erfolgreich zu retournieren. Wir müssen also viele Partien wiederholen, um mit viel Glück überhaupt zu gewinnen – selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad. Da ist Frust für Tennis-Neueinsteiger vorprogrammiert.
Wirkliche Abwechslung oder eine spannende Inszenierung suchen wir im Tennis World Tour 2 Karrieremodus vergebens. Für ein paar schnelle Matches zwischendurch eignet sich der Titel dank spürbar verbessertem Gameplay zwar hervorragend, wirklich motivierend ist das auf lange Sicht jedoch nicht. Und dennoch kehren wir regelmäßig für einige Matches auf den Court zurück.
Das Timing ist entscheidend
Da im Vergleich zum Vorgänger diesmal Position zum Ball, Timing und Richtung unseres Schlages entscheidend sind, fühlen sich die Partien spürbar realistischer an. Sonderlich viel Varianz dürfen wir allerdings nicht erwarten, denn die meisten Partien in Tennis World Tour 2 laufen gleich ab. Leider gelingt es dem Titel nicht, die Stärken und Schwächen der 38 Profis (darunter beispielsweise Roger Federer oder die aktuelle Weltranglisten-Spitzenreiterin Ashleigh Barty) herauszustellen. Die Profis fühlen sich auf dem Platz weitestgehend gleich an.
Uns fehlen vor allem besondere Bewegungen wie Hechtsprünge oder Ausfallschritte, um einen weit entfernten Ball doch noch erfolgreich retournieren zu können. Wir werden bereits nach wenigen Spielen das Gefühl nicht los, absolut alles schon gesehen zu haben.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Tennis World Tour 2 wirklich Spaß macht. Besonders das Zusammenspiel aus Timing und den Skill-Karten gefällt. Von letzteren dürfen wir maximal fünf in einem Deck speichern, um innerhalb der Matches kurzfristige Boni zu erhalten. Die reichen von erhöhter Präzision, über mehr Wumms bis hin zu einer Wiederherstellung unserer Ausdauer. Ein spaßiger Arcade-Touch im ansonsten realitätsnahen Spielgefühl.
Hübsche Technik und Plätze
Nichts zu beanstanden gibt es aus technischer Sicht. Okay, die Vertonung von Tennis World Tour 2 ist ordentlich, ohne nennenswerte Akzente zu setzen. Aber besonders die Grafik kann sich wirklich sehen lassen und flimmert stets mit konstanter Bildrate über den Fernseher.
Auch die detaillierten Modelle der lizenzierten Profis überzeugen, glänzten allerdings etwas zu stark und wirken daher wie Plastikfiguren. Schade: Die eigenen Spieler können hinsichtlich der Details nicht ganz mithalten und fallen im Vergleich optisch stark ab. Besonders gut gefallen uns allerdings die abwechslungsreiche Plätze, die nicht nur optisch schick in Szene gesetzt wurden, sondern auch direkte Auswirkungen auf das Gameplay von Tennis World Tour 2 haben.
Auf einem Sandplatz springt die Filzkugel nicht so weit, auf Gras wird der Ball unberechenbarer. Daneben haben aber auch Klima und Uhrzeit direkte Auswirkungen auf das Spiel: Bei Hitze nimmt die Ausdauer der Akteure logischerweise schneller ab.
Keine Aussage ist hingegen zum Online-Multiplayer möglich, an dem theoretisch vier Spieler teilnehmen und sogar eigene Ligen erstellen könnten. Leider ließen sich zu unserem Testzeitpunkt keine Spiele finden. Wir liefern den Test des Onlinemodus zu einem späteren Zeitpunkt nach.
Fazit zu Tennis World Tour 2
Lange mussten sich Fans des Sports auf ein gelungenes neues Videospiel gedulden, Tennis World Tour 2 bildet den Sport endlich wieder gekonnt ab. Wenn auch, ohne ganz die Qualität der großen Namen wie Top Spin oder Virtua Tennis zu erreichen. Dafür mangelt es dem Titel einfach an Varianz, Abwechslung und Langzeitmotivation.
Neun Jahre nach dem legendären Top Spin 4 gelingt es den Entwicklern, die größten Kritikpunkte am Erstling auszumerzen. Endlich können wir zu Doppels antreten, auch die automatisierten Schläge gehören der Vergangenheit an. Mit der Timing-Anzeige und notwendigen Präzision sorgt Tennis World Tour 2 für zusätzlichen Realismus, während die Skill-Karten spannende Taktiken ermöglichen.
Wem mal wieder der Sinn nach einem Tennis-Spiel steht, der wird mit Tennis World Tour 2 gut bedient – mit einem weinenden Auge blicken wir allerdings noch immer auf die zwei Platzhirsche des Genres zurück, deren Qualität noch immer unerreichbar bleibt.