Ein starker Schlag gegen die Emanzipation im Esports: Im vergangenen Frühjahr unternahm Vaevictis eSports, ein Team der League of Legends Continental League (LCL), einen umstrittenen Schritt und stellte eine ausschließlich weibliche Mannschaft auf. Nach einem sehr miserablen Auftritt hat die CIS Region League sie nun ausgeschlossen.
Im letzten Akt des nun schon ein Jahr andauernden Dramas hat Riot Games Russland angekündigt, dass Vaevictis in der LCL-Saison 2020 nicht starten wird. In dem Artikel heißt es, dass die Organisation zwar mit ihren bisherigen Teams beachtliche Erfolge erzielt habe, aber 2019 eine für die LCL inakzeptable Leistung gezeigt habe.
Das falsche Team
Das klingt vielleicht hart, kann aber nicht geleugnet werden. Die Entscheidung von Vaevictis, ein rein weibliches Team aufzustellen, war von Anfang an mit Kritik behaftet. Im Februar 2019 ließ die Organisation ihren bisherigen Kader fallen und stellte folgendes Team auf:
- Diana "TR1GGERED" Iwantschenko in der Top Lane
- Aida "Merao" Kazaryan im Dschungel
- Elena "VioletFairy" Koval in der Mid Lane
- Nataliya "Ankote" Zayko als Support
- Ksenia "Trianna" Meschtschersjakowa als AD-Carry.
Dies wurde jedoch weithin als ein Publicity-Gag gesehen – und das Team hatte von vornherein nur wenig Chancen in der LCL anzutreten. Die Spielerinnen erreichten im Solo-Ranking der CIS-Region lediglich die Diamond-Rangliste und vier von ihnen waren Support-Spielerinnen. Der Tausch des Teams ging einher mit Gerüchten, dass die Organisation versucht hatte, den Slot zu verkaufen. Nachdem sie dazu nicht in der Lage war, versuchte sie so mehr Aufmerksamkeit zu erringen.
Katastrophale Spiele
Und leider wurden die durchweg niedrigen Erwartungen von Vaevictis durchgehend bestätigt. Der Kader verlor alle Matches, wobei er mit 22 Minuten und 11 Sekunden die kürzeste durchschnittliche Spielzeit in der Liga erzielte.
In den Spielen selbst hatte Vaevictis im Durchschnitt 27 Tode pro Spiel zu beklagen, mehr als ein Drittel mehr als jede andere Mannschaft der Liga. Selbst diese Zahlen geben nicht das ganze Ausmaß wieder: Die Gegner von Vaevictis spielten häufig non-meta-Picks und Troll-Charaktere wie Teemo oder AP Nunu.
Es ist bezeichnend, dass die Liga-Organisatoren nach den ersten Spielen eine Verwarnung an Vega Squadron aussprachen, nachdem das Team seinen Sieg gegen Vaevictis absichtlich hinauszögerte und mit erstaunlichen 52 Kills beendete. Vega nahm sich dies offenbar zu Herzen und stellte in ihrem nächsten Spiel gegen das reine Frauenteam den Rekord für das schnellste Spiel in der LCL auf: 13 Minuten und 4 Sekunden.
Egal wie sehr man sich mehr weibliche Spieler in LoL wünscht, es war ganz offensichtlich, dass das Vaevictis-Team nicht in die LCL gehörte. Ihr Spieler-Niveau war viel zu niedrig, sie hatten keine Wettkampferfahrung und mussten zudem noch ihre übliche Position im Spiel ändern…
Während in den LoL ranked Queues deutlich weniger Frauen als Männer zu finden sind, gab es in der höheren Master-Division weibliche Streamer – und einige haben sogar vorübergehend die Elite Challenger Tier geknackt. Weibliche Profispielerinnen sind jedoch extrem selten – und nur eine Handvoll wie Nancy "Electra" Rubio und Maria "Remilia" Creveling waren in den Top-Ligen ihrer Region aktiv. Hinzu kam, dass die Organisation Vaevictis ihr eigenes Team von Anfang an nicht ernst nahm. Tatsächlich waren viele Fans und Analysten überrascht, dass die Mannschaft nicht schon früher bestraft wurde.
If ROX get dinged for discrimination, Vaevictis management should be held accountable under the same ruling.
— Kelsey Moser (Mo Kai Xi ) (@karonmoser) February 21, 2019
Wer rückt nach?
Die Position von Vaevictis in der LCL-Frühlingssaison 2020 wird vom aufstrebenden Team CrowCrowd eingenommen, das seit 2016 im semi-professionellen Bereich aktiv ist. Ihr Eigentümer und strategischer Direktor ist Kirill "Likkrit" Malofeev, ein ehemaliger Profispieler. Die Fans erinnern sich vielleicht noch an das Albus Nox Luna-Team von 2016, das G2 und Counter Logic Gaming ausschaltete, um als erstes Wildcard-Team überhaupt die Playoffs einer Weltmeisterschaft zu erreichen.
Damit endet Vaevictis PR-Stunt. Trotzdem hoffen wir, dass es in naher Zukunft auch weibliche Teams in die LCL schaffen – dann aber bitte durch Können.