Wir haben uns mit Yannic Bederke unterhalten, dem aktuellen VBL-Meister vom FC Augsburg. Hier erfährst du alles zum Alltag eines FIFA-Profis.
Der gerade einmal 19-jährige FIFA-Profi spielt derzeit für den FC Augsburg und wird von eSportsReputation als beratende Agentur gemanaged. In unserem exklusiven Interview spricht er mit uns über seinen Alltag, seine Karriere und seine Einstellung gegenüber Esports.
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Formalitäten zuerst: Für die, die es aus irgendeinem Grund noch nicht wissen: Stell dich kurz vor.
Ich bin Yannic Bederke, 19 Jahre jung. Ich habe in der aktuellen FIFA-Saison für den FC Augsburg gespielt und wurde dort deutscher Meister, nachdem ich letztes Jahr den Vizemeistertitel auf der XBOX geholt habe. Nebenbei mache ich eine Ausbildung, bin im letzten Lehrjahr und schreibe in einem Monat die Abschlussprüfung.
Die meisten haben nicht mit dir gerechnet und als Underdog, der nebenbei auch noch eine Ausbildung macht, hast du jetzt abgeräumt. Wie sich das anfühlt, müssen wir kaum fragen, aber was bedeutet das für die Zukunft? 100% Esport?
Ich glaub am wichtigsten ist, dass man sich nach der Arbeit auch noch Zeit nimmt und alles durchstrukturiert, weil ich auch noch meinen Hobbys nachgehe, um ein bisschen den Ausgleich zu haben. Ein wichtiger Punkt ist auch der Ehrgeiz, dass man sich auch nach einem anstrengenden Arbeitstag mal abends hinhockt, trotzdem noch seine Spiele durchzieht und das Training selber macht.
Bezogen auf den Esport will ich mich jetzt gar nicht so festlegen und erstmal meinen Abschluss fertig machen. Es bleibt also noch alles offen.
Hast du jeden Tag eine bestimmte Anzahl an Stunden, bei denen du dir sagst: Die muss ich in das Spiel investieren?
Also ich würde sagen unter der Woche sind es zwei Stunden während es am Wochenende dann auch mal mehr wird. Da sind es gut und gern mal vier bis fünf Stunden.
Um auf diesem Niveau zu spielen muss man von sich selber überzeugt sein, dass man der Beste ist oder gibt es Raum für spielerische Bescheidenheit?
Es ist auf jeden Fall noch Platz für Bescheidenheit, weil man eigentlich nie auslernt. Man kann Tipps von anderen einholen und schauen was man vielleicht noch besser machen könnte. Zum einen braucht man aber Selbstbewusstsein und muss in sein Können Vertrauen haben, dass man auch wirklich die Spiele gewinnen kann. Wenn man bereits mit der Einstellung ins Spiel geht, dass der Gegner sowieso besser ist, dann kann man nur verlieren. Zum anderen ist ein bisschen Bescheidenheit schon wichtig, dass man sich verbessern kann, auf Tipps eingeht und nie auslernt.
Wie ist es im Allgemeinen vor den Spielen? Bist du da noch nervös? Hast du irgendeine Routine, die du im Kopf durchgehst?
Also nervös ist man auf jeden Fall noch. Ich habe es bei mir gemerkt: Je näher man an den Titel kommt, desto zittriger wurden die Hände vor dem Spiel.
Im Spiel selber würde ich nicht sagen, dass man noch nervös ist, weil man da so im Fokus ist, dass man alles andere ausblendet.
Manchmal geht’s nicht. Gerade die letzten fünf Minuten im Finale, wenn man den Titel schon vor sich hat, wird man natürlich noch nervöser, aber einen direkten Ablauf habe ich so jetzt nicht. Ich mach mir immer noch Musik an, aber ansonsten eigentlich nichts.
Esport ist relativ jung, von daher: Was sind deine Vorbilder. Woran orientierst du dich?
Ein großes Vorbild in dieser Hinsicht ist Huge Gorilla.
Damals als ich 14 Jahre alt war, als Esport überhaupt nicht bekannt war, habe ich durch Zufall auf einen Stream geklickt, in dem er das Finale gespielt und gewonnen hat. Seitdem folge ich ihm.
Ansonsten ist der Esport noch sehr jung und richtige Vorbilder hat man da nicht. Allerdings schaut man immer auf die anderen Kollegen. Wenn jetzt einer einen großen Erfolg hatte, fragt man sich: Warum hat er den Sieg geholt? Was hat er gut gemacht? Und was könnte ich mir vielleicht davon kopieren?
Speziell in Fifa spielt man einen echten Sport, nur eben digital. Nun bist du darin ein Meister – im wahrsten Sinne des Wortes. Gibt es Leute, die das nicht respektieren, weil es digital ist?
Ich denke bei Sportlern ist es nicht so, allerdings sehen das vielleicht Fans vom normalen Fußball etwas kritischer, weil sie sagen, dass es digital ist und kein wahrer Sport.
Die gehen eher der Tradition nach, dass ein Fußballverein ein reiner Fußballverein ist.
Du kommst auch sicher in deinen Vereinen in denen du spielst mit den Fußballern selber in Kontakt. Die respektieren dich aber durch und durch, oder?
Ja, ich habe auch mit einigen Fußballspielern Kontakt. Beispielsweise Marco Richter verfolgte das Finale, in dem er dann das Tor geschossen hat. Da waren einige Profis, gerade vom FC Augsburg dabei, die Feuer und Flamme für das Spiel waren.
Sind Esportler richtige Athleten. Ist es dasselbe? Warum oder warum nicht?
Also gemeinsam haben Sport und Esport auf jeden Fall, dass sie vom Ehrgeiz leben und dass jeder gewinnen will. Für die Spieler ist der Wettkampf der entscheidende Antrieb.
Esport ist dabei genauso anstrengend, wie ein anderer Sport. Gerade die nervliche Belastung kommt damit einher, da man immer auf sich alleine gestellt ist und sich nicht vor einem Team oder sonst wem verstecken kann. Das haben die Sportarten auf jeden Fall gemeinsam.
Ohne Floskeln: Wie wird man so gut? Vor allem, wenn man nicht Fulltime Fifa Spieler ist? Was ist das geheime Opfer – die Sacrifices, der Hustle – den du bringen musst von dem die Leute wissen sollten, die in deine Fußstapfen treten wollen?
Man muss, wie man so schön sagt, über die Schmerzensgrenze hinausgehen, dass man eben sich auch an anstrengenden Tagen noch hinsetzt und für sein Hobby, welches man unbedingt gut machen will, Zeit opfert. Außerdem darf man sich nicht auf seiner Leistung ausruhen. Ganz wichtig beim Esport ist, dass man immer weiter macht, auch nach Niederlagen, wenn mal ein Spiel schlecht lief – wie es eben auch beim normalen Sport der Fall ist. Dass man sich auch nach einer Finalniederlage denkt: Nächstes Mal werde ich es besser machen, damit ich das Finale nicht verliere, sondern vielleicht sogar gewinn.
Das war unser Exklusivinterview mit VBL-Meister Yannic Bederke. Wie viel Zeit steckt ihr in FIFA und könntet ihr euch eine Karriere als professioneller FIFA-Spieler vorstellen?
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