Streaming ist heutzutage ein großer Teil von Gaming im Allgemeinen und entscheidend für den Erfolg von Esports. Aber die Möglichkeit, ein großes Publikum zu erreichen und direkt mit ihm interagieren zu können, hat bei allen Vorteilen auch einige Nachteile. Heute werfen wir einen Blick auf das "Stream Sniping" und die damit verbundenen Folgen.
"Stream Sniping" ist einfach das Vorgehen, einem Streamer online beim Spielen zuzusehen, während man mit ihm im selben Spiel ist und die Informationen zu seinem Vorteil nutzt.
In Spielen wie Fortnite oder Overwatch kann dies genutzt werden, um die Position des Gegners aufzudecken und ihn dadurch leicht zu besiegen. In rundenbasierten Spielen wie MTG Arena ist es noch schlimmer, da versteckte Informationen wie die Hand des Gegners dem Zuschauer bekannt werden, was absolut verheerend ist und einen gravierenden Nachteil darstellt.
Ja, es ist mies! Aber ist es schon Cheating?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Sicher, es gibt unbestreitbar einen unfairen Vorteil, der von außerhalb des Spiels kommt. Das ist sicherlich moralisch fragwürdig. Aber viele behaupten, dass es sich dabei nicht um eine Form des Cheatings handelt.
You Shall Not Pass pic.twitter.com/z7qMYCHo47
— Michael Grzesiek (@shroud) June 19, 2020
Der Grund dafür ist, dass sich der benachteiligte Spieler aktiv dafür entschieden hat, sein Spiel zu übertragen und es für alle sichtbar ins Internet zu stellen. Zu "allen" gehören auch die Gegner. Ihr wollt im Spiel das absolute Maximum herausholen? Dann streamt es nicht! Es ist nicht so, dass Streamer mit vorgehaltener Waffe vor die Kameras gestellt werden.
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Aber in der Realität ist das nicht so einfach. Viele Content Creator, darunter fast alle Stars des Esports, verdienen ihren Lebensunterhalt oder zumindest einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens mit dem Streaming ihres Gameplays. Um bei Twitch oder einem anderen Streaming-Anbieter erfolgreich zu sein, benötigt man ein engagiertes, leidenschaftliches und vor allem großes Publikum.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Zuschauer Menschen sind, die sich für dasselbe Spiel interessieren. Viele sind selbst Spieler und wollen gewinnen. Da ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige Spieler auf demselben Rang wie der Streamer sind und sich den Stream zum Vorteil machen.
Die Richtlinien bezüglich "Stream Sniping" variieren von Spiel zu Spiel und von Unternehmen zu Unternehmen. Allerdings werden nicht alle Esports-Spiele ständig auf großen Bühnen gespielt und Online-Turniere gehören zur Normalität – ganz zu schweigen davon, dass sie in den letzten fünf Monaten die einzige Möglichkeit waren, um zu spielen.
When I'm locked in and lookin good... pic.twitter.com/xCyqxZgKiP
— Dr Disrespect (@drdisrespect) June 23, 2020
Was würdest du tun ?
Offensichtlich gibt es keine einfache Antwort, aber dies sind die Ansichten eines Brancheninsiders:
- Geht auf "Stream Sniping" in den festgelegten Regeln ein. Turnierveranstalter müssen dies in ihren Richtlinien festhalten. Sollte "Stream Sniping" nicht erlaubt sein, muss der Veranstalter dies im Voraus ankündigen. Die Täter müssen bestraft werden, damit die Regeln bekräftigt werden.
- Verzögerung implementieren. Das ist etwas, was die meisten Turniere ohnehin tun. Der Vorteil liegt auf der Hand – eine Verzögerung von etwa 15 Sekunden reicht aus, um das "Stream Sniping" bei actiongeladenen Spielen fast vollständig zu eliminieren, denn das ist eine ziemlich lange Zeit, wenn man sich in der Hitze des Gefechts befindet. Dieser Ansatz hat allerdings einen großen Nachteil: er schadet dem Zuschauererlebnis sehr! Wer von uns schon einmal ein League of Legends-Spiel live auf der Bühne miterlebt hat, weiß wie schmerzhaft die Verzögerung ist. Die Spieler unter dem Rampenlicht jubeln und gratulieren sich gegenseitig, aber wir müssen 15 lange Sekunden warten, um zu sehen, was passiert ist. Spoiler sind Mist.
- Wen juckt das? Erlaubt es! Das ist das Gesetz des Dschungels, Baby. Ihr streamt euer Spiel öffentlich, also geht davon aus, dass es immer Leute geben wird, die das ausnutzen. Ihr glaubt, ihr seid die Besten der Welt? Betrachtet dies als ein Handicap und als weitere Möglichkeit, euer gottgleiches Können zu zeigen. Schließlich wart Ihr es, der den "Live"-Schalter umgelegt hat.
Im Endeffekt wird es immer ein Thema bleiben, über das gestritten wird. Wir von EarlyGame werden aber beobachten, wie die Turnierveranstalter mit der Thematik umgehen und euch auf dem Laufenden halten sobald es Neuigkeiten gibt!
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