Die neuen Co-CEOs von Netflix haben in einem Interview mit Bloomberg über die derzeitige Situation des Unternehmens gesprochen. Darin haben sie erklärt, was sie wirklich über die vielen Absetzungen und andere Probleme der Streaming-Plattform denken.
Heutzutage gibt es viele verschiedene Streaming-Dienste, daher ist es umso wichtiger, dass sie sich von der Masse abheben, indem sie uns spannende und einzigartige Erlebnisse bieten. In letzter Zeit hat Netflix in diesem Bereich nicht wirklich geliefert und stattdessen viele mit den endlosen Serienabbrüchen, dem Verbot der gemeinsamen Nutzung von Passwörtern und den werbefinanzierten Abonnements verärgert.
Angesichts dieser Tatsachen wird deutlich, wie wichtig es für die neuen Co-CEOs Ted Sarandos und Greg Peters ist, wirklich abzuliefern. In einem Interview mit Bloomberg machten sie einige sehr verblüffende Bemerkungen, von denen die wichtigste folgende war:
Wir haben noch nie eine erfolgreiche Serie abgesetzt. Viele dieser Serien waren gut gemeint, sprachen aber ein sehr kleines Publikum mit einem sehr großen Budget an. Der Schlüssel dazu ist, dass man in der Lage sein muss, ein kleines Publikum mit einem kleinen Budget und ein großes Publikum mit einem großen Budget anzusprechen. Wenn man das gut macht, kann man ewig weitermachen.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Von den über ein Dutzend Serien war keine einzige in den Augen der Herren da oben erfolgreich. Ich höre die Fans von Warrior Nun in (berechtigter) Entrüstung aufschreien.
Realitätsferne Netflix-CEOs sehen keine Probleme
Es ist wirklich verblüffend, das Interview komplett zu lesen, denn ich habe noch nie erlebt, dass jemand offensichtliche Probleme so unverhohlen übersehen hat. Viele Leute beschweren sich über Netflix, aber das scheint keinen Einfluss auf die Entscheidungsträger zu haben.
Erstens haben sie das Prinzip einer Fernsehserie völlig missverstanden. Das kann man allein an diesem Zitat erkennen:
Wir fangen gerade erst an, Squid Game nicht zu einer außergewöhnlichen Sache zu machen, sondern zu etwas, das buchstäblich jede Woche geschieht.
Bei allem Respekt, so funktioniert das nicht. Natürlich ist es toll, wenn eine Serie das Internet erobert wie Squid Game. Aber die Schlussfolgerung aus diesem Erfolg sollte nicht sein, dass Serien nur dann einen Wert haben, wenn sie das auch schaffen.
Leider bleibt es nicht bei den unrealistischen Erwartungen an ihre Produktionen. Im weiteren Verlauf des Interviews sprechen die Geschäftsführer kurz über die Situation von Passwort-Teilen und den Verlust von Zuschauern als Folge ihrer Entscheidungen. Ehrlich gesagt, klingen sie nicht allzu besorgt:
Diese Leute wissen, wie man Netflix schaut. Sie haben etwas auf Netflix gesehen, das ihnen gefallen hat. Unsere Aufgabe ist es, sie in den nächsten Jahren alle zurückzugewinnen. Das wird uns nicht auf Anhieb gelingen. Einige dieser Leute leihen sich Passwörter aus, weil sie preisbewusster sind, weil sie weniger engagiert sind oder was auch immer. Aber wenn wir jede Woche eine Serie wie Wednesday liefern, wenn wir jede Woche einen Film wie Glass Onion liefern, werden wir die große Mehrheit dieser Zuschauer zurückholen.
Nach dem Lesen all ihrer Äußerungen ist meine Hoffnung auf eine positive Veränderung von Netflix drastisch gesunken. Als Leiter eines Entertainment-Dienstes sollten die CEOs vielleicht versuchen, zuzuhören, anstatt immer weiter zu preschen. Denn wenn sie so weitermachen, wird das Vertrauen zwischen uns und ihnen noch mehr zerbrechen, und wer wird Netflix dann noch nutzen?