Vorwurf der sexuellen Nötigung gegen Vlesk | Farbenfuchs packt aus

Die weibliche Twitch Streamerin Farbenfuchs wendet sich an die Öffentlichkeit. Der Vorwurf? Sexuelle Nötigung in mehreren Fällen gegen den bekannten Content Creator Vlesk.

Vlesk
Vlesk wird beschuldigt Twitch Streamerin Farbenfux sexuell genötigt zu haben. | © Vlesk; Farbenfuchs

Eine der besten Entwicklungen in den letzten Jahren ist es, dass eine der schlimmsten unausgesprochenen Tatsachen in der Twitch-Szene nicht mehr verheimlicht wird und weibliche Content Creator sich ihre Stimme zurückholen.

So auch die Streamerin Leslie " Farbenfuchs“ Förtsch, die vor kurzen auf Twitter ausführlich ihre schlechten Erfahrungen mit Christian „Vlesk" Scheitzeneder beschrieb und ihm sexuelle Nötigung in mehreren Fällen vorwarf.

Twitch Streamer Farbenfuchs beschreibt ihre Erfahrungen mit Vlesk

Nach sieben langen Jahren hat Leslie endlich den Mut gefasst, gegen ihren Streamer-Kollegen Vlesk auszupacken.

Am 27. April hat sie einen TwitLonger auf Twitter gepostet, in dem sie ihre Erfahrungen und Ängste ausformuliert hat und Vlesk öffentlich sexuelle Nötigung vorwirft.

In ihrer Erzählung beschreibt sie erstmal ihre Umstände als neue Streamerin auf Twitch, die Anschluss sucht und allgemein mental in der schlimmsten Phase ihres Lebens war.

Warum das wichtig ist? Genau in dieser Phase kam der (zu der Zeit bereits sehr große) Streamer Vlesk auf sie zu und lud sie für ein Wochenende zu sich nach Berlin ein. An diesem Wochenende bedrängte er sie wiederholt und versuchte sie zu küssen, was sie wiederholt verneinte.

Trotz ihres Widerspruchs blieb Vlesk anscheinend hartnäckig, was dazu führte, dass sie es irgendwann über sich ergehen ließ.

An diesem Punkt ein kurzes Zitat von Farbenfuchs, damit ihr bloß nicht denkt, sie hätte nicht versucht nein zu sagen:

Die vielen Neins haben ja nichts gebracht. Der Alkohol hat es erträglicher gemacht. Ich hab mehr getrunken, um dieses Gefühl des Ekels zu ertragen. Ich wollte das nicht. Es fühlte sich aussichtslos für mich an. Das „Schlimmste“ konnte ich zum Glück verhindern.

Die Situation ist inzwischen zwar sieben Jahre her, die Auswirkungen hat sie aber immer noch zu tragen, wie sie auch in ihrem TwitLonger beschreibt.

Sie ist dabei allerdings nicht die Einzige, die so einer Situation mit Vlesk ausgesetzt war, wie sie weiter unten ausführt. Eine Freundin von ihr hat nämlich das Gleiche mit ihm durchgemacht, noch dazu länger und noch dazu mit dem „Schlimmsten“, was sie anscheinend abwenden konnte.

Leslie versucht mit ihren Ausführungen allerdings weder Vlesk zu canceln, noch einen Shitstorm gegen ihn auszulösen oder Gerechtigkeit zu erfahren. Ihr geht es, wie sie selber schreibt, nur darum, die Sache hinter sich zu lassen und endlich damit abschließen zu können.

Aber ich möchte dir, Vlesk, erneut dafür danken. Auch dafür, dass du verstanden hast, warum ich das hier schreiben wollte und es abseits der Gespräche der beste Weg ist, um es für mich zu verarbeiten und endlich damit abschließen zu können.

Ihr Umgang mit der Sache ist wirklich mehr als beeindruckend und verdient jede Menge Respekt.

Vlesk veröffentlicht eigenes Statement zu den Vorwürfen

Noch am selben Tag hat Vlesk dann selber auch ein Statement zu den Vorwürfen abgegeben, in dem er eindeutig die Anschuldigungen einer Vergewaltigung abweist.

Er verweist darauf, dass die Situation sehr facettenreich ist und er bis heute noch mit den betroffenen Personen klärende Gespräche zu den Situationen führt.

Er entschuldigt sich dabei wiederholt für sein Verhalten und verwendet viel Zeit darauf, mehr Kontext (vor allem seine Perspektive) zu liefern und verweist dafür auch nochmal auf Leslies TwitLonger.

In seinem Statement geht es Vlesk auch sehr stark darum, die Timeline der Geschehnisse noch einmal klarzustellen. Die Vorfälle (wie er sie beschreibt) fanden demnach in den Jahren 2016 und 2018 statt.

Warum ihm das so wichtig ist? Anscheinend hat er „mehrere Monate zwischen 2019 und 2020 reflektiert und [s]einen Lebensstil und moralischen Kompass neu ausgerichtet“.

Die Timeline ist also für ihn auch so wichtig, um sein Image aufrechtzuerhalten, dass er sich nach den Vorfällen aufgebaut hatte.

Im weiteren Verlauf seines Statements beschreibt er seine Perspektive des Abends auf der Gamescom und räumt dabei durchaus sein menschliches Versagen ein, beharrt aber auch darauf, dass seine Wahrnehmung der Situation anders war als ihre.

Er betont dabei auch wieder, dass er sich zu 100 % mit den beiden in Leslies TwitLonger beschriebenen Frauen solidarisiert und ihre Gefühle und Wahrnehmung der Situationen respektiert.

Allgemein versucht Vlesk sehr stark zu zeigen, dass er nicht mehr der Mensch von damals ist:

Um zu verhindern, jemals wieder in so einen Zwiespalt zu geraten, verzichte ich seit Oktober 2019, fast 4 Jahren, vollständig auf Alkohol und Drogen. Alkohol darf und soll keine Rechtfertigung sein, war aber trotzdem ein großer Katalysator für genau diese Situationen.

Es ist allerdings nicht alles so friedlich abgelaufen, wie es am Anfang des Statements wirkt. Der TwitLonger von Leslie scheint Vlesk nämlich doch ein bisschen geärgert zu haben.

Nicht weil sie mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen ist (das war anscheinend abgesprochen), sondern weil sie ihn als „Wiederholungstäter“ darstellt und auch namentlich andere Streamer erwähnt, die dadurch Teil der Situation wurden.

Vlesk beendet seinen TwitLonger mit einer weiteren Entschuldigung gegenüber Leslie und der unbekannten anderen Person, sowie Kollegen, Freunden und Zuschauern.

Die Aufrichtigkeit seines Statements bleibt erstmal heiß diskutiert.

Leslie räumt in einem neuen TwitLonger ein, dass es falsch von ihr war, andere in die Situation miteinzubeziehen, nimmt aber mit keinem Wort Abstand von ihren weiteren Anschuldigungen gegen Vlesk.

Das dürfte wohl erstmal das letzte Update zu der Situation zwischen Vlesk und Farbenfuchs gewesen sein. Sollte sich jedoch noch etwas ergeben, findet ihr das Update hier.

Ein wichtiger Punkt für alle Menschen da draußen, die von sexueller Gewalt in jedweder Form betroffen sind. Ihr seid nicht alleine und es gibt viele Stellen, an denen ihr euch Hilfe suchen könnt. Solltet ihr Opfer von sexuellem Missbrauch oder sexualisierter Gewalt geworden sein, oder kennt jemanden, bei dem das der Fall war/ist, könnt ihr euch jederzeit beim Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch melden.

Ihr findet auch alle möglichen Informationen zu dem Thema auf der Website des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.

Robert Bachhuber

Robert hat seine Masterarbeit in Soziologie über Twitch geschrieben, um sein Hobby irgendwie produktiv zu nutzen. Jetzt macht er das Gleiche als Entertainment-Lead mit Serien in der Arbeit....